Demonstrierende Bedienstete des LKH Graz
APA/ERWIN SCHERIAU
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Soziales

Tausende Pflegekräfte zeigen Missstände auf

Am Mittwoch haben die Pflegekräfte österreichweit zur Protestaktion „5 nach 12“ aufgerufen: Im Zuge derer zeigten auch in der Steiermark tausende Betroffene die Missstände in ihrer Branche auf.

Nur ein drastisches Beispiel für den Mangel an Pflegepersonal ist, dass an den steirischen Krankenhausstandorten der KAGes teils Betten nicht mehr zur Verfügung stehen und teils sogar Stationen geschlossen werden müssen, weil das Pflegepersonal fehlt.

Lage in Spitälern „langsam gefährlich“

Die Protestaktion sollte daher auch der Bevölkerung den Ernst der Lage aufzeigen, betonte im Zuge der Aktion am Mittwoch Michael Tripolt, KAGes-Betriebsrat und Sprecher der österreichweiten „Offensive Gesundheit“, die den Protest ins Leben gerufen hatte: „Es geht auch darum, der Bevölkerung zu sagen: Hier wird es schön langsam gefährlich. Wir haben letzte Woche an einem Klinikum 115 Betten gesperrt gehabt, weil eben das Personal fehlt und meine Befürchtung ist, dass das zum Dauerzustand wird.“ – mehr dazu in Pflegekräftemangel: LKH Graz schloss Station.

Im Gesundheitsministerium „passiert nichts“

Mit der Protestaktion „5 nach 12“ wollte man diesem Notstand aber auch ein Gesicht geben. Inhaltlich gehe es vor allem um mehr Personal, mehr Lohn und eine bessere Ausbildung – ein Papier für entsprechende Verbesserungen liege schon seit geraumer Zeit im Gesundheitsministerium, so Tripolt.

Demonstrierende Bedienstete des LKH Graz
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Passiert sei bisher aber nichts, so die Kritik: „Das Gesunden- und Krankenpflegegesetz 2016 hat hier eine wesentliche Schlechterstellung gebracht und belastet jetzt das System. Deswegen haben wir zusammen mit anderen Gewerkschaften die ‚Roadmap Gesundheit‘ 2020 für das Gesundheitsministerium erarbeitet. Das liegt seit einem Jahr dort, wurde auch vom damaligen Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne, Anm.) unterstützt, aber seit damals ist nichts passiert.“

Pflegekräfte sind „am Limit“

Mittlerweile sei das System – nicht zuletzt auf Grund der CoV-Pandemie – sehr belastet, was zur Folge habe, dass immer mehr Pflegekräfte aus Krankenhäusern und Heimen ausscheiden würden. Beatrix Eiletz, Betriebsratsvorsitzende bei der Volkshilfe, erklärte die Hintergründe: „Alle Kolleginnen und Kollegen sind am Limit – ständige neue Corona-Regeln, ständiges Einspringen, weil Kolleginnen und Kollegen krank sind oder in Quarantäne geschickt werden, kaum mehr Zeit für die Bewohner, kaum Zeit, sich austauschen zu können, und die Bezahlung lässt auch zu wünschen übrig.“

Protest der Gesundheitsberufe

In ganz Österreich protestieren Mitarbeiter im Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereich gegen die „Untätigkeit der Regierung“ in der „fast zwei Jahre dauernden größten Gesundheitskrise seit 100 Jahren“. Es soll auf die zunehmend angespannte Situation im Gesundheitsbereich aufmerksam gemacht werden.

Verbesserung bei Ausbildung gefordert

Bis 2030 werden zudem rund 41.000 Pflegekräfte in Pension gehen. Um rechtzeitig für entsprechenden Nachwuchs sorgen zu können, gehöre auch das aktuelle Ausbildungssystem laut Tripolt verbessert: „Verbessern heißt, nicht einfach Ausbildungsplätze zu vermehren, sondern das fängt an, den Beruf attraktiv zu machen, die Leute auch in diesen Beruf zu bringen und dann Ausbildungsangebote auf allen Bildungsebenen anzubieten. Das jetzige System mit de facto nur noch Fachhochschule ist für mich gescheitert. Wir müssen uns da umorientieren, und da bedarf es eine Reform des Gesunden- und Krankenpflegegesetzes.“

Protestaktion „nur erster Schritt“

An der Protestaktion am Mittwoch nahmen alle steirischen Krankenhäuser und auch rund 20 Einrichtungen der Volkshilfe Steiermark teil, so Eiletz: „Der Grund für diese Bereitschaft ist, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter frustriert und verärgert sind und ihre Situation sichtbar machen möchten.“

Demonstrierende Bedienstete des LKH Graz
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Demonstriert wurde aber nicht auf der Straße oder vor Politbüros – vielmehr verließen die Betroffenen um exakt 12.05 Uhr nur eine kurze Zeit ihre Arbeitsstätten. Das aber sei aber nur „ein erster Schritt“ gewesen, hielt Eiletz fest: „Wir werde so lange Aktionen setzen und Druck aufbauen auf Land- und Bundesregierung, damit hier endlich Maßnahmen gesetzt werden.“ Oder anders gesagt: „Geredet worden ist viel, jetzt müssen Taten folgen“, so Eiletz und Tripolt nahezu wortgleich.