Restaurierter Harnisch von Grazer Landeszeughaus in Graz übergeben
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Kultur

Restaurierter Harnisch an Vatikan übergeben

Der letzte von 83 Harnischen, die in den vergangenen 13 Jahren vom Landeszeughaus Graz restauriert worden sind, ist am Mittwochabend der Schweizergarde feierlich übergeben worden. Zur Übergabe reiste eine Delegation aus der Steiermark nach Rom.

Die Delegation unter der Leitung von Landesrat Christopher Drexler (ÖVP) überreichte feierlich dem Kommandanten der Schweizergarde, Christoph Graf, den letzten restaurierten Feldwebel-Harnisch. Damit wurde offiziell ein Projekt abgeschlossen, das vor 15 Jahren in die Wege geleitet wurde.

„Notdürftige Reparatur“ vor Projektstart

Ein Harnisch besteht aus verschiedenen Stahlteilen, die über Lederriemen und Nieten verbunden sind. Schwachstellen sind Belederung und Nieten sowie Rost. „Bis vor Beginn unseres Projekts wurden die Harnische eher notdürftig repariert“, so der Direktor des Universalmuseums, Joanneum Wolfgang Muchitsch, im Gespräch mit der APA in Rom. Davor sei die Garde selbst für die Restaurierung der derzeit über 80 Harnische verantwortlich gewesen. Der Notwendigkeit einer fachmännischen Restaurierung sei man sich offenbar nicht bewusst gewesen.

Zeughaus repariert Vatikan-Harnische

Fachleute aus dem Grazer Zeughaus haben historische Harnische der Schweizergarde im Vatikan saniert. Diese Sanierung hat das Land Papst Benedikt im Jahr 2007 bei dessen Besuch in Mariazell geschenkt. Am Donnerstag wurde der letzte sanierte Harnisch im Vatikan feierlich an die päpstliche Garde übergeben.

Garde-Kommandant mit steirischen Wurzeln

Die Idee der Unterstützung durch das Landeszeughaus, das die weltweit größte Sammlung antiker Waffen beherbergt, sei bereits 2006 entstanden, weil der damalige Garde-Kommandant Elmar Mäder steirische Wurzeln hatte und schon zweimal das Zeughaus besucht hatte. Die Anfrage von Muchitsch, ob man an Grazer Hilfe interessiert wäre – „weil wir große Erfahrungen mit Harnischen haben“ – sei von Mäder begeistert angenommen worden. Das Besondere sei, dass man Harnische restauriert habe, die noch in Verwendung stehen.

Restaurierter Harnisch von Grazer Landeszeughaus in Graz übergeben
APA/Universalmuseum Joanneum/Anna Fras
Die Restauratoren (v.l.n.r.): Maximilian Mischinger, Raimund Bauer, Johann Weichhart und Thomas Köhler

Muchitsch war vom damaligen Landeshauptmann Franz Voves im Hinblick auf den bevorstehenden Besuch von Papst Benedikt XVI. in Mariazell am 8. September 2007 angesprochen worden, was seiner Meinung nach ein geeignetes Gastgeschenk für den Papst sei. Spontan fragte Muchitsch den Landeshauptmann, ob dieses Geschenk auch eine Dienstleistung sein könnte, nämlich die Unterstützung der Schweizergarde bei der Restaurierung ihrer historischen Harnische. Die Idee wurde von Oberst Mäder mit Enthusiasmus aufgenommen, da die Garde keine fachliche Kompetenz für die Restaurierung der Harnische und Waffen wie Schwerter, Hellebarden, Lanzen und Doppelhänder hat. Daraufhin wurde das Projekt in die Wege geleitet.

Rüstung im Vatikan und Graz restauriert

Zeughaus-Mitarbeiter besuchten in den vergangenen Jahren immer wieder das „Rüstungsarsenal“ im Vatikan. Kompliziertere Fälle, bei denen z. B. Spezialwerkzeug nötig ist, wurden nach Graz gebracht und dort hergerichtet. Zwei Restauratoren des Landeszeughauses verbrachten in den vergangenen Jahren ein bis zwei Wochen pro Jahr in Rom, um im Arsenal die Harnische zu restaurieren. Die Experten schulten auch Garde-Mitglieder für die Restaurierung kleinerer Schäden ein. Reise- und Personalkosten wurden vom Universalmuseum Joanneum, zu dem das Landeszeughaus gehört, übernommen.

Restaurierter Harnisch von Grazer Landeszeughaus in Graz übergeben
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Der sieben Kilogramm schwere Harnisch gesellt sich nun zu den anderen Ausrüstungen in der Waffenkammer der Schweizergarde

Zusätzlich versuchte man, die Geschichte der Rüstungen aufzuarbeiten. Einzelne Marken wurden gefunden, die frühere Hersteller auf den Harnischen hinterlassen haben. Jede Harnischgarnitur besteht aus fünf Hauptteilen, nämlich Kragen, Brust, Rücken und zwei Armzeugen, und wiegt zwischen sieben und acht Kilogramm. Diese Hauptteile bestehen selbst aus 20 bis 24 Einzelteilen, die mit Lederriemen und Nieten verbunden sind. Pro Harnisch wurden vom Landeszeughaus 50 bis 60 Arbeitsstunden aufgewendet. Dementsprechend wurden in das Projekt im Zeitraum von 13 Jahren rund 4.500 Arbeitsstunden, rund 560 Arbeitstage investiert.

Dienstleistung als Werbung für Zeughaus

Dabei wurden rund 6.500 Nieten verarbeitet sowie 1.200 Lederriemen als Belederung aus sieben großen Hirsch- und drei großen Rindslederdecken geschnitten. Zudem wurden drei Quadratmeter Rohleinen verarbeitet sowie zwei Kilo Silberlot und vier Kilogramm Polierpaste verbraucht. „Mit der Übergabe des letzten Harnisches haben wir ein großes Projekt beendet, worüber wir stolz sind. Damit haben wir dazu beigetragen, unser Landeszeughaus noch bekannter zu machen. Wir hoffen, dass es in Zukunft weitere Gelegenheiten der Zusammenarbeit mit dem Vatikan geben wird“, sagte Landesrat Drexler.