Das brennendste Problem sei die Kinderarmut – dagegen werde viel zu wenig unternommen, und die Zahl der Betroffenen sei weit höher als vermutet, sagt Birgit Schatz, Kinderrechtsexpertin der SOS Kinderdörfer: „Im Kampf gegen die Kinderarmut hat Österreich einen sehr großen Handlungsbedarf. Wir haben 350.000 Kinder in Österreich, die in armutsbetroffenen Familien leben, das ist jedes fünfte Kind. Man muss sich vorstellen, das sind in einer durchschnittlichen Klasse fünf Kinder, fünf Kinder, die unter Bedingungen erwachsen werden, groß werden, die für ihre Entwicklung nicht besonders förderlich sind.“
„An verschiedenen Schrauben drehen“
Es sei Aufgabe der Politik hier rasch zu handeln: „Um dieses Problem rasch in den Griff zu bekommen, muss man an verschiedenen Schrauben drehen. Das heißt, es bräuchte innovative Geldleistungen, Sachleistungen und Dienstleistungen in Kombination, um armutsbetroffenen Familien, armutsbetroffenen Kindern und Jugendlichen deutlich zu helfen“, so Schatz.
„Kinder dürfen nicht diskriminiert werden“
Aber auch die Bildungschancen seien in Österreich noch immer nicht für alle Kinder gleich – leichter hätten es jene, deren Eltern selbst höhere Bildung haben, so die Expertin: „Das österreichische Bildungssystem muss Chancengleichheit ermöglichen, das fordert auch die UN-Kinderrechtskonvention. Kinder dürfen nicht diskriminiert werden und schon gar nicht wegen ihrem sozioökonomischen Status, darauf müssen die Schulen, darauf muss das Bildungssystem eine Antwort finden.“
Deshalb begrüßt Schatz auch die Ankündigung der Regierung, trotz Lockdowns die Schulen offen zu halten, denn dies würde die Chancengleichheit verbessern – mehr dazu in Offene Schulen im Lockdown: Viele Fragezeichen und in Faßmann: „Wissen nicht, wie viele am Montag kommen“ (news.ORF.at).