Flüchtlingsquartier Spital am Semmering
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Politik

Aufregung um wieder geöffnete Asylquartiere

Weil die Zahl der Flüchtlinge, die in Österreich um Asyl ansuchen wieder steigt, sind seit kurzem auch die Asylquartiere in Steinhaus am Semmering und in Leoben wieder geöffnet. In den betroffenen Gemeinden sorgt das für Unmut.

Waren es 2020 bundesweit noch knapp 15.000 Asylanträge im gesamten Jahr, haben heuer allein bis Mitte November rund 30.000 Menschen einen Asylantrag gestellt – also doppelt so viele. Um die Menschen unterzubringen, sind seit kurzem auch in der Steiermark die vom Bund betriebenen Asylwerberquartiere in Leoben und in Steinhaus am Semmering wieder geöffnet.

Rund 300 Asylwerber auf dem Semmering

In den betroffenen Gemeinden sorgt das für Diskussionen und Unmut, unter anderem, weil man sich vom Innenministerium „nicht eingebunden“ werde und weil man dort mit Informationen – etwa zu Belagszahlen – sehr zurückhaltend sei. Der SPÖ-Bürgermeister von Spital am Semmering, Reinhard Reisinger, dazu: „Es sind seit gut zwei Monaten zwischen 250 und 300 Asylwerber hier untergebracht. Ursprünglich hat es geheißen, es werden maximal 80 oder 100 sein. Sie stammen aus 27 verschiedenen Nationen und es gibt einen ständigen Wechsel, weil es nur ein Transitquartier ist.“ Die Hälfte der Bewohner seien laut Reisinger unbegleitete männliche Jugendliche, der Rest Familien.

Flüchtlingsquartier Spital am Semmering
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Zufahrt zu Quartier eingeschränkt

Der Zugang zu dem ehemaligen Gewerkschafts-Erholungsheim ist nach wie vor streng eingeschränkt – weder Einheimische noch Medien dürfen weiter als bis zur Zufahrt. Umgekehrt würden aber immer wieder größere Gruppen von Asylwerbern auf einmal zum Einkaufen kommen, schildert die Betreiberin eines kleinen Supermarktes im Ort. Zwischenfälle habe es bis zuletzt aber keine gegeben, so der Bürgermeister.

Flüchtlingsquartier Spital am Semmering
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Kritik an Leobener Baumax-Halle als Unterkunft

Der Leobener Bürgermeister Kurt Wallner (SPÖ) macht „keinen Hehl daraus“, was er von der Wiederöffnung der ehemaligen Baumax-Halle für Asylwerber im Ortsteil Lerchenfeld hält, nämlich: „dass ich dieses Bundesdepot lieber nicht wieder geöffnet gesehen hätte.“ Schon seit Jahren wehre er sich dagegen, „auch aus humanitären Gründen, aber natürlich geht auch um die Akzeptanz in de Bevölkerung.“

Flüchtlingsquartier Leoben Baumax-Halle
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Rund 50 Asylwerber sind derzeit in Leoben untergebracht, doch dem Bürgermeister sind die Hände gebunden: „Ob da noch etwas kommt oder nicht, kann ich nicht beeinflussen – ich habe keine gesetzliche Handhabe.“ Das sei Sache des Bundes, jegliches Vorstelligwerden bei bisherigen Innenministern sei bisher allerdings erfolglos geblieben. Wallners Alternativvorschlag wäre es, „kleinere überschaubare Gruppen in Privatquartieren“ unterzubringen und die Baumaxhalle anders zu nutzen: „Es hat sich sehr bewährt, die Impf- und Teststrecke hier anzubieten und es war auch meine Forderung, die ich immer wieder wiederhole.“

Asylwerber-Unterkünfte wieder geöffnet

In Österreich werden wieder mehr Asylanträge von Flüchtlingen gestellt. Mehr als 30.000 sind es heuer bereits. Doppelt so viele wie im gesamten Vorjahr. Der Bund hat daher auch die Asylwerber-Unterkünfte in Leoben und am Semmering wieder geöffnet.

FPÖ: Leoben soll „keine Asylhochburg“ sein

Der FPÖ-Bezirksparteiobmann von Leoben, Marco Triller, will die Wiedereröffnung des Asyl-Quartiers nicht hinnehmen:" Wir werden uns weiterhin auf allen Ebenen für die Schließung des Quartiers einsetzen. Leoben soll als Montanstadt und Kulturstadt in den Köpfen bleiben und nicht als Asylhochburg." Eine entsprechender Antrag der FPÖ auf Schließung des Quartiers im Landtag wurde bereits abgelehnt.