Tangente in Wien
APA/HARALD SCHNEIDER
APA/HARALD SCHNEIDER
Verkehr

Viel Kritik nach Autobahnausbau-Stopp

Am Donnerstag ist der Stopp zweier Autobahnausbauprojekte in der Steiermark bekanntgeworden. In der steirischen Politik sorgt die Ankündigung für Verwunderung – und viel Kritik.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) hatte im Sommer angekündigt, sämtliche Verkehrsprojekte in Österreich neu zu evaluieren. Das führte nun zu einem Stopp für den Ausbau der Pyhrnautobahn (A9) im Süden von Graz sowie der S37 zwischen Kärnten und der Steiermark – mehr dazu in Nach Evaluierung: Stopp für S37-Ausbau.

Lang: „Nehme Entscheidung zur Kenntnis“

Verkehrslandesrat Anton Lang (SPÖ) sagte auch am Freitag nach mehrmaliger Nachfrage, man nehme die Entscheidung der Regierung zur Kenntnis – die Autobahnen seien Bundessache.

FPÖ: „Verkehrspolitische Katastrophe“

Deutlichere Kritik kommt dagegen von Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer, die von einer kurzsichtigen Politik sprechen. Die Freiheitlichen wiederum bezeichnen vor allem die A9-Entscheidung als „verkehrspolitische Katastrophe“: „Es handelt sich um einen Anschlag auf die Pendler und auf die Verkehrssicherheit. Ich erwarte mir Widerstand von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und von den steirischen Nationalratsabgeordneten der ÖVP“, so FPÖ-Landesparteisekretär Stefan Hermann.

Laut Zahlen der ASFINAG waren im Oktober auf der Pyhrnautobahn auf Höhe Wildon täglich knapp 57.000 Fahrzeuge unterwegs, freitags waren es sogar mehr als 73.000. Die Autobahn hat in diesem Bereich pro Fahrtrichtung nur zwei Spuren – eine dritte war geplant, wurde jetzt aber eben abgesagt.

Der Wildoner Bürgermeister Karl Kowald (ÖVP) hat mit dem Stopp des Projektes wenig Freude: „Zum einen bräuchten wir eine dringende Stärkung des Wirtschaftsstandortes, in weiterer Folge sehe ich den Ausweichverkehr als Belastung für die Bevölkerung. Und zum dritten bin ich davon überzeugt, dass die Feinstaubentwicklung durch den weiterhin bestehenden Stau bestehen bleibt.“ Man wolle mit den Gemeinden der Region weiter für den Ausbau kämpfen.

Muchitsch: „Pflanzerei für alle Betroffenen“

NEOS fordert nun einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Diesen will auch Gewerkschafter Josef Muchitsch (SPÖ), aber „es gibt Pendlerinnen und Pendler, die arbeiten auf Baustellen, die arbeiten in Schichtbetrieben – da fährt kein Zug, da fährt kein Bus hin, weder vom Wohnort zum Arbeitsplatz, noch vom Arbeitsplatz zum Wohnort. Deswegen ist das eine Pflanzerei für alle Betroffenen in dieser Region.“ Muchitsch weist auch darauf hin, dass das Bauprojekt im Süden von Graz ohnehin nur eine halbe Lösung gewesen wäre, weil die dritte Spur nur von Graz nach Wildon und nicht bis Spielfeld geplant war.

Grüne und VCÖ begrüßen Entscheidung

Positiv bewerten die steirischen Grünen und der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) den Baustopp: Vom VCÖ etwa heißt es, ein Straßenausbau würde noch mehr Fahrzeuge anlocken.

„Stattdessen setzt die Bundesregierung auf einen umfassenden Ausbau des öffentlichen Verkehrs im Süden von Graz“, so der grüne Landtagsabgeordneter Lambert Schönleitner, der auch darauf verweist, dass der zweigleisige Ausbau des Flughafenastes der Koralmbahn als Teil des im Sommer präsentierten Steiermark-Pakets vorgezogen wurde und bis Ende 2025 umgesetzt wird.

„Damit stehen auf der Südstrecke südlich von Graz insgesamt vier Gleise zur Verfügung – eine Voraussetzung für dichtere Takte im Bahnverkehr. Parallel dazu wird das Streckennetz der GKB schrittweise elektrifiziert und ausgebaut – das S-Bahn-System wird so deutlich attraktiver und unterstützt die Verlagerung auf den klimafreundlichen öffentlichen Verkehr“, so Schönleitner.