Karlheinz Tscheliessnigg
APA/ERWIN SCHERIAU
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Politik

Vor Rücktritt kritisiert KAGes Chef Regierung

Der scheidende Chef der steirischen Krankenanstalten Gesellschaft, Karl-Heinz-Tscheliessnigg hat sich in einem Abschiedsbrief an die rund 18.000 Beschäftigten der KAGes gerichtet. Darin dankt er den Mitarbeitern, übt aber auch Kritik an der Corona-Politik der Regierung.

In dem Schreiben, das dem ORF-Steiermark vorliegt, zollt Karlheinz Tscheliessnigg den 18.000 Mitarbeitern des steirischen Spitalbetreibers KAGes Respekt. Er spricht von einem beachtenswerten Dienst an der Gesellschaft.

„Spaltung nicht der Weg für Lösung der Probleme“

Dann wird der Ton des Schreibens in Anspielung auf die geplante Corona-Impfflicht der Regierung rauer. Der scheidende KAGes-Vorstand schreibt, er glaube fest daran, dass die Spaltung der Gesellschaft nicht der Weg für die Lösung der Probleme sein könne. Selbst wenn die Impfung wichtig genug für einen Impfzwang wäre, so wäre doch Überzeugung der bessere Weg, schreibt Tscheliessnigg.

Tscheliessnigg vermisst „vernünftigen Selbstschutz“

Und weiter: Er erinnere sich an Zeiten, in denen Nachdenken und Diskussion in der Wissenschaft noch Geltung gehabt hätten, unterschiedliche Meinungen und Denkansätze noch kein Sakrileg gewesen wären. Er habe in den vergangenen Monaten im Umgang mit der Pandemie den vernünftigen Selbstschutz, den sicheren Umgang mit dem Virus vermisst, auch bei jenen, die schon geimpft seien.

Auch auf seinen Rücktritt bezieht sich Tscheliessnigg in dem Abschiedsbrief an die KAGes-Belegschaft: Er sei in einem Interview gezwungen gewesen, seinen Impfstatus öffentlich zu machen, danach habe er sich wegen massiver und irrationaler Reaktionen noch am selben Tag entschlossen, seinen Rücktritt bekannt zu geben, um Schaden am Unternehmen, wegen der anhaltenden Diskussion über seine Person, abzuwenden – mehr dazu in KAGes-Chef Tscheliessnigg tritt zurück (20.11.2021).

„Bleibe ein kritischer Geist“

Den Brief schließt er noch einmal mit Dankesworten und mit einem Seitenhieb: er hätte noch gerne bis zum Ende seiner Periode weitergearbeitet, aber er wolle festhalten, dass er ein kritischer Geist sei und das auch bleiben wolle. Karlheinz Tscheliessnig, der mit Anfang Dezember aus der KAGes ausscheiden wird, hatte sich heuer einige Male kritisch gegenüber zu den Corona-Impfstoffen geäußert und ging damit auf Konfrontationskurs, unter anderem mit der steirischen Ärztekammer, aber auch mit Teilen der Politik.

FPÖ: Tscheliessnigg wurde aus Amt gedrängt

Die steirischen Freiheitlichen sehen mit dem Brief von Tscheliessnigg das wörtlich „skandalöse Vorgehen der Landesregierung aufgedeckt“. Das Schreiben belege den erzwungenen Rücktritt, weil Tscheliessnigg bislang noch nicht gegen das Corona-Virus geimpft sei, heißt es in einer Aussendung der FPÖ Steiermark. SPÖ und ÖVP hätten deshalb enormen Druck auf Tscheliessnigg aufgebaut und ihn aus dem Amt gedrängt, vermutet FPÖ-Gesundheitsprecher Marco Triller.