Gemeinsam mit dem Referat Frauen & Gleichstellung stellte Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) die Grazer Kampagne mit dem Titel „#grazstehtauf – Schau nicht weg. Gewalt gegen Frauen geht uns alle an!" vor. Ziel dieser sei, die Gesellschaft zu sensibilisieren sowie die Menschen dazu aufzurufen, nicht wegzuschauen, wenn Gewalt an Frauen beobachtet wird.
Mit einem blutigen Motiv im Großformat an Grazer Fassaden macht auch seit einer Woche die Kampagne „Orange the World“ auf das Thema Gewalt an Frauen aufmerksam – mehr dazu in Gewalt-Kampagne macht Femizide sichtbar(23.11.2021).
Gewalt an Frauen „in jeder Gesellschaftsschicht“
Geschlechtsspezifische Gewalt an Frauen passiere häufig hinter verschlossenen Türen, im engsten Familienkreis oder in Beziehungen, betont Kahr: „Sie findet in jeder Gesellschaftsschicht statt, auch in den sogenannten besten Familien. Betroffene Frauen denken oft, sie seien selber schuld an ihrem Leid, schämen sich für die Demütigung, getrauen sich nicht, über das Thema zu sprechen, verharmlosen gewaltsame Übergriffe ihrer Partner, wissen nicht, wohin sie sich wenden können oder werden nicht ausreichend gehört.“
Die Gesellschaft müsse daher hinschauen, um „potentielle Opfer schützen, bevor Morde passieren“, teilte das Referat Frauen & Gleichstellung der Stadt Graz in einer Aussendung mit.
24-Stunden-Notrufnummern:
- Frauenhelpline: +43 800 222555
- Frauenhaus Graz: +43 316 429900
- Polizei: 133
Mehr niederschwellige Angebote
Ziel der Kampagne sei es auch, Frauen niederschwellige Hilfsangebote näherzubringen: So soll etwa künftig die Nummer des Frauennotrufs auf Rechnungen der Stadt Graz abgedruckt und Fraueneinrichtungen, die auf Opfer von häuslicher Gewalt spezialisiert sind, besser gefördert werden; zudem sollen auch weitere Übergangswohnungen für betroffene Frauen geschaffen sowie die Männerberatung ausgebaut werden.
Verhaltenstipps und Infos zu Anlaufstellen sowohl für Betroffene als auch für Angehörige und Außenstehende in verschiedenen Gewaltsituationen gibt es zudem in der aktualisierten Broschüre „Selbst Sicher!“. Auch ein sogenannter Taschenalarm – ein Alarmgerät, das in Gefahrsituationen aktiviert werden kann – ist im Referat Frauen & Gleichstellung kostenlos erhältlich.
Prävention als „wichtigste Waffe“
Langfristige Prävention sei aber die „wichtigste Waffe“ gegen Gewalt an Frauen: „Solange patriarchale Besitzansprüche, frauenfeindliche Vorstellungen und ungleiche Verhältnisse zwischen den Geschlechtern in unserer Gesellschaft akzeptiert sind und sie sogar schon den Kleinsten von Kindesbeinen an vorgelebt werden, wird diese Form der Gewalt fortbestehen“, hieß es in der Aussendung. Daher sei geschlechtssensible Pädagogik sowie Zivilcourage gefragt, um einen Wertewandel raus aus der traditionellen Frauenrolle zu ermöglichen.
Multimediale Kampagne gestartet
Auf den sozialen Kanälen (Facebook und Instagram) der Stadt Graz werden im Aktionszeitraum bis zum 10. Dezember täglich eine zentrale Information zum Thema Gewalt an Frauen und dazugehörige Hilfsangebote in der Stadt Graz vorgestellt. Die Informationen reichen von Gewalt im Internet und Selbstverteidigung bis zu Stalking und Tipps für Angehörige. Auch die Videowalls der Stadt Graz am Jakominiplatz und bei der Messe Graz werden mit den Inhalten der Social-Media-Kanäle bespielt.
90 Prozent der Fälle häusliche Gewalt
2020 wurden 20.587 Opfer familiärer Gewalt von Gewaltschutzzentren und Interventionsstellen in Österreich betreut. Rund 82 Prozent der Unterstützten waren Frauen und Mädchen, und rund 91 Prozent der Gefährder waren männlich, hieß es.
Jede fünfte Frau hat laut der Aussendung des Grazer Referats Frauen & Gleichstellung in Österreich seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren, jede dritte Frau hat sexuelle Belästigung erlebt. 90 Prozent sämtlicher Gewalttaten gegen Frauen werden laut Schätzungen der Polizei in der Familie und im sozialen Nahraum verübt.