Der Universitätsrat hat Vizerektor und Studiendirektor Martin Polaschek  zum Rektor gewählt. Er hat am 3. Oktober seine Pläne präsentiert.
APA/UNI GRAZ/KANIZAJ
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Politik

ÖVP-Umbau: Polaschek wird Bildungsminister

Nach dem Rückzug von ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat am Freitag der ÖVP-Bundesparteivorstand in Wien getagt – und Karl Nehammer zum neuen Parteichef und Bundeskanzler designiert. Mit Uni-Graz-Rektor Martin Polaschek wird ein Steirer neuer Bildungsminister.

Im ÖVP-Regierungsteam bleibt kein Stein auf dem anderen: Der bisherige Innenminister Karl Nehammer soll Parteichef und Kanzler werden, und auch sonst gibt es einige neue Gesichter – mehr dazu in ÖVP macht Nehammer zum Kanzler (news.ORF.at). Durchaus überraschend ist die Neubesetzung des Bildungsministeriums: Heinz Faßmann geht, Martin Polaschek kommt.

Und damit hatte er selbst nicht gerechnet: „Ich war sehr überrascht! Ich hebe ja eigentlich nicht ab, wenn eine Nummer anruft, die ich nicht kenne. Aber irgendwie habe ich mir gedacht, es wird schon etwas Wichtiges sein. Und dann hat der Herr Nehammer mich gefragt, ob ich Minister werden möchte und ich habe mich mit meiner Frau besprochen und habe zugesagt; obwohl ich sagen muss, dass es mir nicht leicht fällt, meine Universität jetzt zu verlassen: Ich bin mit Leib und Seele Rektor und liebe diese Universität. Aber ich denke, es ist eine großartige und verantwortungsvolle Aufgabe, der man sich in dem Fall einfach stellen muss“ – Polaschek wolle alles dafür geben, „dass ich eine gute Arbeit für die Steiermark auch in Wien leisten werde“ – für konkrete Pläne sei es allerdings jetzt noch zu früh.

Professor folgt auf Professor

Mit dem Rechtshistoriker Polaschek zieht nach Faßmann also wieder ein Professor als Bildungsminister am Minoritenplatz ein. Der Rektor der Universität Graz kommt wie Faßmann direkt aus dem Uni-Management: 16 Jahre war der gut vernetzte Rechtswissenschaftler bereits Vizerektor, 2019 schaffte er es schließlich im zweiten Anlauf an die Uni-Spitze.

Polaschek machte in Graz als Uni-Insider Karriere, nur kurze Forschungsaufenthalte führten ihn von dort weg. Im Jahr 2000 hatte er sich an der Uni Graz habilitiert und wurde zum außerordentlichen Universitätsprofessor am Institut für Österreichische Rechtsgeschichte und Europäische Rechtsentwicklung ernannt. Rein technisch gehört er damit zum akademischen Mittelbau – eine Berufung auf eine ordentliche Professur blieb ihm verwehrt.

Porträt von Bildungsminister Martin Polaschek

Der steirische Rechtswissenschaftler und Rechtshistoriker Martin Polaschek löst Bildungsminister Heinz Faßmann ab.

Seine inhaltlichen Steckenpferde sind rechtliche Zeitgeschichte und die Föderalismus- und Kommunalforschung, seit 2006 ist er Präsident der Forschungsstelle Nachkriegsjustiz. Von 2003 bis 2019 war er dann zudem als Vizerektor für Studium und Lehre und als Studiendirektor für die Anliegen der mehr als 30.000 Studierenden zuständig.

Gilt als zielstrebig

Beim Verfolgen seiner Karriereziele zeigte sich Polaschek, der 1965 in Bruck/Mur geboren wurde, zielstrebig: Nachdem er 2011 Christa Neuper bei der Rektorswahl noch unterlag, schaffte er es im zweiten Anlauf 2019 an die Spitze. Als eindeutig parteipolitisch zuordenbar hatte Polaschek, der mit seiner Frau und deren zwei in die Ehe mitgebrachten Kindern in Graz lebt, bis dahin nicht gegolten. Dafür wird ihm von Wegbereitern viel Dialog- und Kompromissbereitschaft attestiert, die wird er beim umstrittenen Umgang mit den Schulen während der Pandemie wohl auch brauchen können.

Modisch bisweilen extravagant

Modisch mag es Polaschek bisweilen extravagant, von – bei männlichem Uni-Führungspersonal selten gesehenen – langen Haaren bis zum Gehrock.

Martin Polaschek, Hans Sünkel , Wolfhard Wegscheider.
APA/MARKUS LEODOLTER
Martin Polaschek, Hans Sünkel und Wolfhard Wegscheider

Auch mit Aktionismus hat er wohl keine Probleme: Das Foto, bei dem Polaschek und die damaligen Rektoren der Technischen Uni Graz und der Montanuni Leoben mit herausgezogenen leeren Taschen auf ihre Finanzsorgen aufmerksam machten, ist Kult. In früheren Jahren zählte auch die bildende Kunst zu seinen Leidenschaften, mittlerweile greift der passionierte Radfahrer in seiner schon bisher spärlichen Freizeit lieber zu einem Buch.

Schützenhöfer: „Eine exzellente Wahl“

Für Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) erfüllt Polaschek alle Voraussetzungen, „um das Schlüsselressort Bildung und Wissenschaft in diesen herausfordernden Zeiten gut zu führen“.

LH Schützenhöfer: Ergebnisse der ÖVP-Parteisitzung

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) erklärt im Interview, dass Karl Nehammer einstimmig zum Bundeskanzler und Bundesparteiobmann gewählt wurde. Er bestätigt auch, dass Bildungsminister Heinz Faßmann durch Uni-Graz-Rektor Martin Polaschek abgelöst wird.

Polaschek sei eine gute Wahl: „Das hat mit der Steiermark weniger zu tun als mit seiner Qualifikation – eine exzellente Wahl“, so Schützenhöfer.

Krautwaschl: „Polaschek umsichtiger Rektor“

Landtagsklubobfrau Sandra Krautwaschl von den Grünen wünschte Polaschek in einer Aussendung alles Gute für diese wichtige Aufgabe: „Ich habe Martin Polaschek als umsichtigen Unirektor kennen- und schätzengelernt, er hatte schon in der Unipolitik zahlreiche Herausforderungen zu meistern. Außerdem freu ich mich, dass mit ihm ein weiterer begeisterter Radfahrer in die Regierung einzieht.“