Chronik

Grabungen: Graz schon vor Römern besiedelt

Bei Grabungen im Zuge der Revitalisierung der Grazer Burg sind archäologisch interessante Entdeckungen gemacht worden: Demnach dürfte Graz schon in der Bronzezeit und davor eine der größten Siedlungen in der heutigen Steiermark gewesen sein.

Marko Mele, der Leiter der Ausgrabungen, die am 1. November begannen und am Freitag abgeschlossen wurden, präsentierte am letzten Grabungstag einige der zahlreichen Einzelfunde, darunter das Segment eines Armreifens und ein rund 3.000 Jahre altes Urnengrab. Letzteres gehört laut Mele zu den ältesten gefundenen Brandgräbern in der Steiermark: Es wurde im Block von der Fundstelle geborgen und soll nun genau untersucht und nach Möglichkeit restauriert werden.

Blockbergung des Urnengrabs
Universalmuseum Joanneum
Die Blockbergung des 3.000 Jahre alten Urnengrabes.

Neues Bild der Besiedlungsgeschichte

Durch diese und zahlreiche weitere Funde aus den insgesamt 17 im Burgareal durchgeführten archäologischen Schnitten präsentiert sich laut Mele, der auch als Chefkurator beim Universalmuseum Joanneum tätig ist, erstmals das Bild einer zusammenhängenden prähistorischen Besiedelung der Grazer Stadtkrone vom Schloßberg über den Karmeliterplatz bis zur heutigen Burg.

Grabungsleiter Marko Mele an der Fundstelle eines 3.000 Jahre alten Urnengrabes.
APA/ANDREAS STANGL
Grabungsleiter Marko Mele an der Fundstelle des Urnengrabes.

Bisher ging man davon aus, dass der Kern des Grazer Stadtgebietes erst im Frühmittelalter zusammenhängend dicht besiedelt worden war; zur Zeit der Kelten und der Römer gab es auf heutigem Grazer Stadtgebiet keine Siedlung mit größerer Bedeutung.

Auch rätselhafte Bautenreste aus der Neuzeit

Das Archäologenteam um Mele fand in den drei Burghöfen und bei den Grabungen innerhalb der Burggebäude auch interessante Artefakte aus dem Frühmittelalter – neben zahlreichen Tonscherben beispielsweise einen halbmondförmigen Ohrring mit Glaseinlagen; hinzu kommen einige rätselhafte aus der Neuzeit stammende Bautenreste, die bisher vollkommen undokumentiert waren.

Weiteres Vorgehen muss erst geklärt werden

Die Archäologen wollen im Jänner dem Bundesdenkmalamt einen umfassenden Bericht über die Grabungsergebnisse vorlegen – erst danach wird entschieden, ob weitere Grabungen bei den geplanten baulichen Maßnahmen im Zuge der Revitalisierung der Grazer Burg vorgenommen werden müssen.

Hinsichtlich der Umgestaltung des Burgareals soll im zweiten Quartal 2022 ein europaweiter Architekturwettbewerb ausgeschrieben und ein Siegerprojekt bis nach dem Sommer gekürt werden. Ein museales Konzept für die getätigten Funde und deren Dokumentation muss erst erstellt werden.