Sujet Gewalt Schatten Frau
ORF.at/Christian Öser
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Soziales

Gewalt an Frauen: Polizei sensibilisiert sich

Mehr als 30 Femizide gab es heuer in Österreich bereits – die Gewalt gegen Frauen nimmt zu. In einem österreichweit einzigartigen Projekt wird die steirische Polizei erstmals umfassend geschult und sensibilisiert, um Gewalttaten verhindern zu können.

Morde an Frauen sind die Spitze des Eisbergs, wenn es um Gewalt in Familien und Beziehungen geht: Jedes Jahr werden in der Steiermark rund 1.200 Betretungsverbote ausgesprochen, also rund drei pro Tag – Tendenz steigend.

Dem gegenüber steht jetzt das Projekt „Masir“ – das ist arabisch und heißt Schicksal. Denn das Schicksal von vielen Frauen und Mädchen in der Steiermark können Polizistinnen und Polizisten beeinflussen, je nachdem, wie sie auf die Menschen zugehen – davon sind die Projektpartner der Helferorganisationen und Opferschutzeinrichtungen überzeugt.

Bereits 100.000 Euro investiert

100.000 Euro wurden bereits in die Schulung von insgesamt 400 neuen, als auch erfahrenen Exekutivbeamten investiert, schildert Polizei-Ausbildungsleiter Rupert Gruber: „Die Arbeit der Polizei muss neutral sein. Und das ist die große Herausforderung, dass man nicht mit einer vorgefertigten Meinung in Amtshandlungen geht. Es erweitert den Horizont und erleichtert das Arbeiten mit den Menschen, sodass man die Hintergründe versteht, psychologische Aspekte und vor allem auch die Kommunikation.“

„Viele Polizisten, die in der Ausbildung sind, waren noch nie mit dem Thema konfrontiert und erfahren durch das Projekt erstmals umfassend alles zum Thema Gewalt an Frauen“, so Jeremy Stöhs, Geschäftsführer von „Sicher Leben“ in Graz.

„Auch Opfer von Gewalt sind oft verstört“

Drei Femizide gab es heuer bereits in der Steiermark. Jeden Tag spricht die steirische Polizei drei Betretungsverbote wegen Gewalt in der Familie oder Beziehung aus. Insgesamt 3.000 Menschen betreut das Gewaltschutzzentrum daher jedes Jahr, 85 Prozent davon sind Frauen.

Jede Dritte davon hat keine österreichische Staatsbürgerschaft, so Leiterin Marina Sorgo: „Auch Opfer von Gewalt sind oft verstört, wissen nicht, wie sie mit der Polizei umgehen sollen, wissen nicht, ob sie der Polizei vertrauen können. Die Polizei wird dahingehend sensibilisiert, dass Opfer ja auch Orientierung brauchen, dass sie wissen müssen, wie es weiter geht.“

Frauen in der Schlüsselrolle

Eine Möglichkeit sind die Frauenhäuser, erklärt deren Leiterin Michaela Gosch: „Es ist wichtig, dass Frauen vom Staat vermittelt werden, das stärkt das Vertrauen und Polizisten lernen, wie wir arbeiten, wie es bei uns aussieht.“ Jedoch sind alle Organisationen machtlos, wenn Frauen Angst haben, sich Hilfe zu holen und sich ihrem „Masir“, ihrem Schicksal ergeben.