Sepp Forcher hat eine bewegte, tief mit der Natur verbundene Lebensgeschichte. Am 17. Dezember 1930 in Rom geboren, ist Sepp Forcher Südtiroler Abstammung. Seit 1940 lebte er in Salzburg. Hier besuchte Sepp Forcher die Volksschule, später unterstützte er seine Eltern bei deren Tätigkeit als Hüttenwirte im Tennengebirge. 1950 ging er nach Kaprun und war dort zuerst als Hilfsarbeiter und dann beim Störtrupp der Tauernkraftwerke bis 1952 beschäftigt. Bis 1955 arbeitete Sepp Forcher freiberuflich als Träger, Bergsteiger und Mineraliensucher. Im Spätherbst 1955 übernahm er die Pacht der Schutzhütte Berglandskiheim in Großarl.

1956 heiratete er seine Helli. Es wurde Peter, der erste Sohn geboren; 1959 folgte dann die Geburt von Sohn Karl. Damals waren Helli und Sepp Forcher Hüttenwirte auf dem Zeppezauerhaus am Untersberg bei Salzburg. Von 1966 bis 1971 bewirtschafte das Ehepaar Forcher einen Hüttenbetrieb in Krippenbrunn am Dachstein. Von dort übersiedelte Familie Forcher nach Salzburg und übernahm den „Platzlkeller“ in der Stadtmitte von Salzburg. 1976 markierte ein schwerer Schicksalsschlag das Leben der Familie Forcher: Sohn Peter starb nach einem Unfall. Helli und Sepp Forcher beendeten daraufhin ihre Wirtstätigkeit.
Vom Hüttenwirt zum ORF-Star
Von 1972 an gestaltete Sepp Forcher unzählige Hörfunksendungen, hauptsächlich für das Landesstudio Salzburg, aber auch für Tirol und Oberösterreich. Als schließlich 1986 auf Anregung von ORF-Generalintendant Gerd Bacher die Sendung „Klingendes Österreich“ entstand, wollte man Sepp Forcher als Präsentator.
Sepp Forcher ist tot
Als Moderator der ORF-Sendung „Klingendes Österreich“ hat Sepp Forcher österreichweite Bekanntheit erlangt. Wie am Sonntag bekannt wurde, starb die Moderatorenlegende kurz nach seinem 91. Geburtstag.
Zu Beginn traute man der Sendung maximal sechs Folgen zu – schließlich war Sepp Forcher über 30 Jahre mit „Klingendes Österreich“ – bis zuletzt eine Produktion des ORF-Landesstudios Steiermark – unterwegs. Erst im Frühjahr 2020 hatte er nach der 200. Folge seine TV-Karriere beendet und die Staffel an seinen Nachfolger Hans Knauß übergeben.
Erst Ende November war Forchers Ehefrau Helli gestorben, mit der er 65 Jahre lang verheiratet war. In einem am Mittwoch erscheinenden Interview mit dem Magazin „Servus in Stadt & Land“ sagte er laut Vorabmeldung: „Meine letzte Sehnsucht ist, dass Helli und ich nicht zu lange getrennt sein müssen. Und dass ich die Tage, die ich noch habe, genießen kann.“ Seine Frau überlebte Forcher schließlich nur um wenige Wochen.
Vielfach ausgezeichnet
Für seine langjährige Moderationstätigkeit wurde Forcher auch mehrfach ausgezeichnet: 1999 erhielt er den Rene-Marcic-Preis, der vom Land Salzburg für publizistische Leistungen vergeben wird. 1993 gewann er eine „Goldene Romy“. Und über die Jahre hinweg erschienen auch mehrere Bücher von Forcher, zuletzt „Das Salz in der Suppe – Vom großen Wert der kleinen Dinge“ (2018).
Bundespräsident verabschiedet sich von „TV-Legende“
Würdigung und Anteilnahme kam kurz nach dem Bekanntwerden von Forchers Tod aus der Hofburg. „Der Moderator habe den Fernsehzuschauern unprätentiös die verschiedensten Facetten Österreichs und Südtirols nähergebracht“, hieß es in einer Aussendung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen. „Mit ihm verabschiedet sich eine TV-Legende.“
Auch Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) zeigte sich betroffen: Forcher habe mit „Klingendes Österreich“ „wie kein anderer die echte österreichische Volkskultur über Jahrzehnte in die Wohnzimmer und damit in die Herzen der Menschen gebracht“. Mit Leidenschaft und Authentizität habe er über Tradition, Brauchtum und Kultur berichtet. „Ich habe ihn außerordentlich geschätzt, und es gab zahlreiche Begegnungen mit ihm und seiner Frau Helli. Der Sepp war eine Seele von Mensch, der nie den Boden unter den Füßen verloren hat und Zeit seines Lebens bescheiden blieb“, so Schützenhöfer.
„Schrieb ein Stück ORF-Geschichte“
Auch ORF Steiermark-Landesdirektor Gerhard Koch würdigt Sepp Forcher: „Sepp Forcher war eine der prägendsten und beliebtesten Fernsehpersönlichkeiten dieses Landes. Mit 200 Ausgaben der Reihe ‚Klingendes Österreich‘ hat er ein Stück ORF-Geschichte geschrieben. Das Landesstudio Steiermark durfte ihn dabei rund 35 Jahre begleiten. Alle, die mit ihm in dieser Zeit zusammengearbeitet haben, werden seine Professionalität vor der Kamera und seinen menschlichen und wertschätzenden Umgang mit allen Mitwirkenden nie vergessen. Der ORF verliert mit Sepp Forcher einen großartigen Geschichten-Erzähler, der den Zuseherinnen und Zuseher die österreichischen Regionen und ihre Volksmusik auf den Bildschirm gebracht hat. Unsere ganze Anteilnahme gehört seiner Familie und seinen Freunden.“