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Coronavirus

Ärzte kämpfen gegen falsche CoV-Infos an

Mehr als 4.500 Ärztinnen und Ärzte haben in Österreich bereits die sogenannte „Lichtermeer-Erklärung“ unterschrieben: Sie stellen sich gegen gezielte Falschinformationen, was das Coronavirus oder die Impfungen betrifft. Steirische Ärzte berichten von zunehmender Aggression.

Seit Pandemiebeginn tauschen sich Ärztinnen und Ärzte aus verschiedensten Fachrichtungen in einer Facebook-Gruppe aus – mehr als 2.000 Mediziner nehmen österreichweit daran teil. Im Rahmen des „Lichtermeeres“ am Sonntag haben sie sich dazu entschlossen, eine Erklärung online zu stellen. Darin heißt es wörtlich: „Es sterben tagtäglich Menschen, weil sie ungeimpft sind. Sie sind ungeimpft, weil sie Angst haben und weil sie fehlinformiert wurden und weiterhin fehlinformiert werden.“

Klares Bekenntnis zur Wissenschaft

„Man sieht, dass es in dieser Pandemie jetzt nicht mehr allein um das Virus geht, sondern man sieht, dass wir auch die Emotion als Gegner haben“, meint Alexander Moussa, praktischer Arzt in Hartberg und einer der mittlerweile mehr als 4.500 Unterzeichner der Erklärung. Das Ziel sei „zu zeigen, dass die große Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte die Impfung befürwortet“.

Die „Lichtermeer-Erklärung“ enthält auch ein klares Bekenntnis zu wissenschaftlichen Erkenntnissen – so steht darin: „Wir fühlen uns ausschließlich der Wissenschaft verpflichtet, den Erkenntnissen tausender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die seit Beginn der Pandemie mit Leib und Seele unerlässlich daran arbeiten, Gesundheit und Menschenleben zu schützen und zu retten.“

Fast wie „fanatischer Glaubenskrieg“

„Wir können auf Basis der wissenschaftlichen Daten sagen, dass die Impfung eindeutig sinnvoll, wichtig und notwendig zur Pandemiebekämpfung ist“, sagt wiederum Moussa. „Wir behandeln immer wieder Patienten, die nicht geimpft sind. Hier versuchen wir im Zuge von Gesprächen in der Notaufnahme, die Patienten darauf hinzuweisen, dass es zweckmäßig wäre, sich impfen zu lassen“, sagt Eiko Meister, Sprecher der Spitalsärzte in der Steiermark.

Der Arzt des LKH Klinikums in Graz hat die Erklärung ebenfalls unterzeichnet und berichtet von Patienten, die trotz schwerer Verläufe das Virus leugnen: „Ich habe teilweise den Eindruck, dass es gerade bei den radikalen Vertretern der Impfgegner schon fast in Richtung eines fanatischen Glaubenskrieges geht. Der Gipfel einer Aussage war, dass ein Patient mit Covid sogar gemeint hätte, die übrigen Patienten, die dort gelegen sind, wären Puppen.“

Angriffe auf medizinisches Personal

„Wir merken, dass die Emotion und die Aggression oft hochschwappt. Wir haben überhaupt kein Verständnis dafür, wenn diese Aggression gegen Kolleginnen und Kollegen gerichtet wird – sei es im Social Media-Bereich, sei es mit Drohbriefen oder verbalen Attacken. Es ist auch unverständlich, wenn vor Spitälern Aktionen von Maßnahmengegnern oder Impfskeptikern gesetzt werden. Das ist nicht verzeihlich“, sagt Alexander Moussa. Die Online-Plattform „Ärztinnen versus Covid“ ist parteiunabhängig entstanden.