Jesus auf Kreuz
APA/ROBERT JAEGER
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Religion

Pfarrerrücktritt löst Zölibat-Diskussion aus

Ein obersteirischer Pfarrer entfacht die Diskussion um den Zölibat neu: Der Mann will all seine kirchlichen Ämter niederlegen, auch weil er eine Frau kennengelernt habe. Aus katholischen Teilorganisationen kommen kritische Stimmen zum Pflichtzölibat.

Pfarrer Andreas Monschein aus Kindberg teilte am Sonntag in der Messe mit, aus dem Priesteramt auszuscheiden: Der 40-Jährige wolle kein Doppelleben führen oder Versteckspiel betreiben – deshalb will der Geistliche all seine kirchlichen Ämter niederlegen.

Ederer: „Muss sich etwas ändern“

Das Gelübde der Ehelosigkeit, der Keuschheit und der Enthaltsamkeit ist ein heikles Thema für die Kirche, das aber aus Sicht kirchlicher Teilorganisationen mehr denn je diskutiert gehört. Die Präsidentin der Katholischen Aktion Steiermark, Andrea Ederer, spricht sich klar gegen einen verpflichtenden Zölibat aus – dieser sollte freiwillig gewählt werden können.

„Ich finde es sehr bedauerlich, dass der verpflichtende Zölibat, wie er im Moment im Kirchenrecht besteht, so viele Priester immer wieder daran hindert, den priesterlichen Dienst auszuüben. Ich finde, unsere Kirche sollte endlich den Weg beschreiten, das zu ändern. Ich möchte auch nicht mehr nur darüber reden, was sich ändern könnte, sondern für mich ist ganz klar, dass sich in dieser Richtung etwas ändern muss“, so Ederer.

Zölibat kann nur von Vatikan gelockert werden

Mit dem Thema in seiner Arbeit konfrontiert sieht sich auch Benedikt Schönhuber – er ist ehrenamtlicher Vorsitzender der katholischen Jungschar Steiermark. Fragen rund um den Zölibat würden auch von Kindern und Jugendlichen immer wieder kommen: Für sie sei diese Lebensform oft schwer nachzuvollziehen.

Es sollte stärker über einen freiwilligen Zölibat diskutiert werden, sagt Schönhuber: „Was aus meiner Sicht wirklich wichtig ist, ist eine Kirche, die ermöglicht, dass man Türen auf- und nicht zumacht. Ein freiwilliger Zölibat würde den Priesterberuf öffnen.“

Die Diözese Graz-Seckau bedaure den Rücktritt von Andreas Monschein als Pfarrer, sagt der für die Pfarrer zuständige Generalvikar Erich Linhardt, aber wer sich für das Priesteramt entscheide, wisse von Beginn an, dass die Ehelosigkeit Bedingung sei. Eine Entscheidung über die Zukunft des Zölibats könne nur der Vatikan treffen; dennoch sollte man, so Linhardt, über einen freiwilligen Zölibat diskutieren dürfen.