Chronik

Internationaler Geldwäsche-Prozess in Graz

Ab März steht in Graz ein Tunesier vor Gericht. Ihm werden gewerbsmäßiger Betrug, Geldwäscherei und das Verbrechen der kriminellen Organisation vorgeworfen. Rund 70 Millionen Euro Schaden sollen durch diverse Betrügereien international entstanden sein.

Der Angeklagte soll als Eigentümer und Geschäftsführer ein Unternehmen geführt haben, das im Internet mit dem Verkauf von Firmen und dazugehörigen Bankkonten beschäftigt war. Zusammen mit einem Mittäter soll er einen Schaden von rund 70 Millionen Euro verursacht haben.

Betrüger gaben sich als Firmenchefs oder Anwälte aus

Die Vorgehensweise entspricht einer mittlerweile weit verbreiteten Betrugspraxis, die als „CEO Fraud“ oder „fake president fraud“ bezeichnet wird. Dabei richten die Täter E-Mails an den für finanzielle Transaktionen zuständigen Mitarbeiter eines Unternehmens und täuschen vor, dass die Nachricht vom Vorstand der Firma kommt. Sie erteilen Anweisungen, Kaufpreise in Millionenhöhe für angebliche Unternehmensakquisitionen, die noch geheim seien, zu überweisen.

In manchen Fällen rufen die Betrüger die Mitarbeiter auch an, geben sich als Anwälte aus und beziehen sich auf die Mails. In einigen Fällen wurden auch aus anderen Dokumenten kopierte Unterschriften der Unternehmensvorstände übermittelt. Österreichweit wurden über 500 derartiger Straftaten seit Herbst 2015 bekannt, die zwar von unterschiedlichen Tätergruppen, aber auf dieselbe Art und Weise begangen werden. Die kriminelle Organisation soll laut Anklage von 2015 bis 2017 aktiv gewesen sein.

Angeklagter führte weltweit Unternehmen

Der in Graz angeklagte Geschäftsmann fungierte als Geschäftsführer der „EDS Groupe“, welche im Internet den Verkauf von Unternehmen mit dazugehörigen Bankkonten in Frankreich, Belgien, Polen, Zypern, England, Rumänien, Großbritannien, auf den Britischen Jungferninseln sowie in Irland und Hongkong angeboten hatte. Außerdem war er Geschäftsführer von Unternehmen in London, Hongkong und Israel.

Im Februar 2016 wurde gegen den Verdächtigen in Lyon ein Europäischer Haftbefehl erlassen. Der Prozess in Graz startet am 1. März, vorerst wurden 13 Verhandlungstage anberaumt, teilte das Straflandesgericht Graz am Mittwoch mit.