Wirtschaft

Industrie für 2022 optimistisch, aber mit Forderungen

Mit viel Optimismus, aber auch vielen Forderungen an die Politik geht die steirische Industriellenvereinigung ins Jahr 2022. Die Auftragslage sei sehr gut, Fachkräftemangel und Energiepreise bereiten aber Sorgen.

„Omikron ist eine neue Challenge für uns“, sagte der steirische IV-Präsident Stafan Stolitzka am Freitag, doch viele steirische Industriebetriebe würden sich darauf vorbereiten – mit Sicherheitsvorkehrungen und teilweise auch eigenen Tests, „um den Betrieb aufrechtzuerhalten“.

Pandemie noch lange zu spüren"

In Stolitzkas Unternehmen, der Schuhfabrik Legero, würden beispielsweise Antigen-Tests an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgegeben, damit diese sich zu Hause selbst testen. Manche Betriebe setzen auch auf PCR-Gurgeltests, die teils direkt in den Unternehmen durchgeführt werden – sowohl geimpfte als ungeimpfte Personen beteiligen sich daran. Laut Stolitzka basiere alles auf Freiwilligkeit, es sei aber eine „Grauzone“.

In punkto Impfpflicht will sich der IV-Präsident an die Vorgaben der Bundesregierung halten und auch keine Diskussion darum starten. Von 2-G am Arbeitsplatz halte er aber wenig, weil das „nicht umsetzbar“ sei – 3-G dagegen schon. Stolitzka verwies darauf, dass es bei den Lieferketten wohl noch mehr Probleme als jetzt schon geben könnte, denn China sei auf Omikron nicht vorbereitet: „Wir werden daher die Pandemie in Österreich und der EU noch so lange zu spüren bekommen, wie sie weltweit gegeben ist.“

Gute Auftragslage, aber zu wenige Arbeitskräfte

Abgesehen von der CoV-Pandemie sei „die Auftragslage in der Industrie sehr gut, ebenso die Aussichten“, allerdings haben viele Industrieunternehmen laut Stolitzka immer mehr Probleme, Arbeitskräfte zu bekommen. IV-Geschäftsführer Gernot Pagger untermalte das mit Zahlen: Die Arbeitslosigkeit liege derzeit um etwa 1.000 Köpfe unter dem Niveau von 2019. „Noch dramatischer ist es aber anhand der offenen Stellen ersichtlich“, führte er fort: Während 2019 zwischen 10.000 und 12.000 offene Stellen beim AMS gemeldet waren, seien es 2020 im Durchschnitt 9.300 gewesen, Ende 2021 habe es dann einen wahren „Booster an offenen Stellen“ gegeben: Rund 17.000 waren es im Dezember 2021, das seien um 31,4 Prozent mehr als noch vor der Krise, so Pagger. Die IV geht davon aus, dass Arbeitskräftemangel das bestimmende Thema der kommenden Jahre sein wird.

Eine „Fülle an Maßnahmen“ nötig

Eine „Fülle an Maßnahmen“ sei nötig, um dem Mangel entgegenzuwirken, vieles davon sei auf nationaler Ebene notwendig: Zum einen müssten junge Menschen mehr Orientierung und Qualifizierung erhalten, erwerbstätige Menschen benötigten noch mehr Weiterbildung in Zukunftstechnologien – ähnliches gelte auch für Arbeitslose. Weiters müsse man Fachkräfte aus anderen Bundesländern und dem Ausland gewinnen sowie Abwanderung verhindern: „Wir brauchen eine Art Marketingoffensive im Ausland“, so Pagger.

Julia Aichhorn, Vorsitzende der Jungen Industrie Steiermark, nannte eine dritte notwendige Maßnahme: Man müsse mehr ältere Menschen, Teilzeitkräfte und vor allem junge Frauen in Beschäftigung bringen. Damit aber Beruf und Familie vereinbart werden könnten, brauche es hochwertige und flexible Kinderbetreuung: „Ein Kindergarten, der nur bis 13.00 Uhr offen hat, entspricht dabei nicht der Lebensrealität.“

Stolitzka forderte weiters mehr Tempo beim Ausbau von Glasfaserinternetanschlüssen, wie auch beim Schienen- und Straßenausbau. Die dritte Spur auf der Pyhrnautobahn (A9) südlich von Graz, die von Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) abgesagt wurde, sei nötig, „weil das wird dort sonst kollabieren“ – mehr dazu in Anrainer laut Studie für A9-Ausbau. Die Anbindung des Flughafens Graz an den Schienenverkehr müsse ebenfalls vorangetrieben werden: „Mit den E-Fuels werden auch Kurzstreckenflüge wieder attraktiver werden.“

Bei den Energiekosten, die derzeit besonders Industriebetriebe treffen, richteten Stolitzka und Pagger den dringenden Appell an die Bundesregierung, die Erdgas- und Stromabgabe temporär auszusetzen.