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Nightrace: Straßer siegt, Feller sensationell Dritter

Ein überraschendes Ergebnis hat das 25. Nightrace in Schladming am Dienstag gebracht: Der Deutsche Linus Straßer gewann den Nachtslalom auf der Planai vor dem Norweger Atle Lie McGrath und Manuel Feller, der nach dem ersten Durchgang noch auf Platz 28 lag.

Straßer fuhr als Fünfter des ersten Durchgangs zum Sieg auf der Planai, seinem vierten im Weltcup insgesamt, nachdem wie schon in Kitzbühel die Nerven der Halbzeitprotagonisten versagt hatten. Leader Kristoffer Jakobsen aus Norwegen schied ebenso aus wie der Halbzeitzweite Giuliano Razzoli aus Italien; der Franzose Clement Noel rutschte von Platz drei auf neun zurück.

Straßer konnte im Ziel sein Glück schwer glauben: "Unglaublich, ein Wahnsinn. In Kitzbühel (14.) habe ich mich darüber geärgert, dass ich es an dem Tag nicht so hinbekommen habe. Umso schöner, dass es hier so aufgegangen ist“, freute sich der 29-Jährige.

Husarenritt von Feller

Manuel Fellers Leistung erstaunte nicht weniger: Nach seiner Coronavirus-Infektion hatte er erst am Vormittag die Starterlaubnis erhalten und sich quasi ohne Vorbereitung bei seinem Comeback mit Startnummer eins und Platz 28 für das Finale qualifiziert. Der 29-Jährige war zehn Tage in Quarantäne, die erst am Dienstag zu Ende ging, nachdem er grünes Licht auch von den Behörden erhalten hatte; erst zu Mittag durfte er auf der Reiteralm die ersten Schwünge seit zehn Tagen ziehen.

An einer Aufholjagd hinderte ihn die fehlende Vorbereitung nicht. In der Entscheidung legte der Tiroler zu, riskierte alles und meisterte vor allem den Steilhang in souveräner Manier – 25 Plätze machte Feller gut. Nach dem Ausfall von Jakobsen stand sein zweiter Slalom-Podestplatz in dieser Saison nach Platz zwei in Adelboden fest.

„Maximum rausgeholt“

"Ich bin mit dem Rücken zur Wand gestanden. Ob ich zwei, drei oder gar keine Punkte mache, wäre egal gewesen. Jetzt habe ich das Maximum rausgeholt“, sagte Feller in seiner ersten Reaktion. „Vor allem unter den ganzen Umständen war das unglaublich schwierig. Ich wollte nach dem ersten Durchgang gar nicht mehr hinauffahren. Ohne Scherz, ich war einfach am Ende und habe nicht gewusst, wie ich da jetzt noch einmal passabel runterfahren soll. Es gab nur eine Devise: Vollgas.“

Feller nach Aufholjagd Dritter

Das fehlende Training spürte er körperlich, von topfit ist er noch weit entfernt. „Ich habe überhaupt keine Schnellkraft trainiert die letzten Tage, der Rücken tut auch weh“, so Feller. Im ersten Lauf habe das Set-up vom Körper noch nicht gepasst. „Ich habe mir extrem schwer dabei getan, die Balance zu finden, die Schwünge schnell zu machen, weil mir einfach die Spannung abgeht. Ich glaube aber, dass ich gezeigt habe, dass ich trotz all der Probleme gut Ski fahren kann“, sagte Feller – mehr dazu in Feller sensationell Dritter in Schladming (sport.ORF.at).

Schwarz erneut chancenlos

Marco Schwarz, der nach der Knöchelverletzung im November weiter um seine Bestform kämpft und im Slalom über Platz zehn in Wengen in der laufenden Olympiasaison nicht hinausgekommen war, läuft einem Erfolgserlebnis weiter nach. Im Finale half ihm auch hohes Risiko bei fehlender Lockerheit nichts mehr, den ersten Lauf (24.) war er zu verhalten angegangen. Als Vorjahressieger hätte er sich trotz veritabler Formkrise mehr erwartet.

Im Ziel suchte er nach Erklärungen. „Ich hab’ darüber nachgedacht, warum es nicht laufen möchte. Ich versuche alles, das ganze Team versucht alles. Es geht nicht leicht von der Hand“, sagte Schwarz. „Ich habe mir diesmal vielleicht ein bisschen zu viel Druck gemacht. Es war vielleicht ganz okay so, aber ich konnte es im Rennen einfach nicht umsetzen.“

Aus im ersten Durchgang

Ebenfalls nicht nach Wunsch lief es für die weiteren Österreicher. Pech hatte Wengen-Sieger Johannes Strolz, der Vorarlberger schied mit Nummer 17 und drittbester Zwischenzeit im ersten Lauf aus. Das gleiche Schicksal ereilte seinen Teamkollegen Fabio Gstrein, der unmittelbar hinter Strolz ins Rennen gestartet war und sich wie später auch Dominik Raschner früh verabschiedete.

Strolz sprach danach von gemischten Gefühlen. Attackierte er zu viel? „Es hätte nichts genützt, den Lauf anders anzugehen. Der Lauf verlangt volles Risiko ab. Im Steilhang habe ich kurz die Balance verloren, und dann hat es mich auch schon abgeworfen. Aber der Hang hat diese Attacke gebraucht“, sagte der 29-Jährige, der im Slalom von Peking sein Olympiadebüt geben wird.

In Hinblick darauf sei der Ausfall jetzt nicht so tragisch, vielleicht sogar von Vorteil. „Ich habe auf der letzten Rille Gas gegeben und eine wichtige Erfahrung gemacht. Wenn ich in Peking dann bemerke, dass es zum nächsten Tor eng wird, weiß ich, dass ich vielleicht ein wenig dosieren sollte und muss“, erläuterte Strolz. Marc Digruber (32.), Weltcup-Debütant Kilian Pramstaller (40.) und Joshua Sturm (41.) verpassten das Finale.

Matt in Quarantäne

Michael Matt, in Kitzbühel Vierter und bester Österreicher, war am Montag auf der CoV-Liste neu hinzugekommen und in Schladming ergo nicht am Start. Der Tiroler hatte nach dem Ganslernhang-Slalom einen positiven Test abgeliefert und verfolgte das Nightrace wie Feller davor Kitzbühel als Zuschauer vor dem TV-Gerät. Matt hat keine Symptome, befindet sich aber in behördlicher Quarantäne.

Sechs Rennen – sechs Sieger

Mit dem Sieg von Linus Straßer gab es heuer bereits den sechsten Sieger im sechsten Slalom: Es begann im Dezember mit dem Heimsieg von Clement Noel in Val d’Isere und brachte danach einen Erfolg des norwegischen Weltmeisters Sebastian Foss-Solevaag, weil Noel in Madonna einen weiteren Sieg mit einem Sturz vor dem Ziel wegwarf. Nach dem Abbruch in Zagreb brachte Adelboden den Sensationserfolg für den Österreicher Johannes Strolz, in Wengen carvte der Norweger Lucas Braathen mit einer Rekord-Aufholjagd von 29 auf 1. Und der 35-jährige Dave Ryding krönte vergangenen Samstag in Kitzbühel die verrückte Slalom-Serie mit dem ersten Weltcup-Sieg eines Briten überhaupt.

Positive polizeiliche Bilanz

Die Bilanz der Polizei fällt nach dem Nightrace positiv aus: Das Rennen sei ohne besondere Zwischenfälle verlaufen, es habe weder Probleme mit Zaungästen, noch mit der Gastrosperrstunde gegeben, so das Fazit. Insgesamt waren über 100 Polizisten im Einsatz, unter anderem auch, um die CoV-Maßnahmen zu kontrollieren; 500 Kontrollen wurden durchgeführt, in zwölf Fällen kam es auch zu Anzeigen.