Illustration zum Thema Medizin / Hausarzt / Arzt / Gesundheit: Ein praktischer Arzt hält ein Stethoskop in einer Praxis in Niederösterreich. (198.2014)
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com
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Chronik

Der Steiermark kommen die Ärzte abhanden

Der Ärztemangel verschärft sich – alleine die KAGes sucht derzeit 89 Fachärzte. Die Ärztekammer Steiermark schlug am Montag einmal mehr Alarm, warnte vor einer weiteren Abwanderung und präsentierte eine neue Kampagne.

„Fair zu den Ärztinnen und Ärzten. Gut für die Steirerinnen und Steirer“: Unter diesem Titel startet die Ärztekammer Steiermark eine neue Kampagne im Kampf gegen den Ärztemangel. Die Kammer fordert dabei dringende Verhandlungen mit dem Land Steiermark, um die Situation für die Ärzte zu verbessern.

300 Fachärzte wechselten in andere Bundesländer

Über Plakate und Radiospots will die Ärztekammer darauf aufmerksam machen, dass eine weitere Abwanderung von Ärztinnen und Ärzten aus der Steiermark in andere Bundesländer drohe, weil sie in der Steiermark schlecht behandelt würden, sagte der steirische Ärztekammerpräsident Herwig Lindner am Montag: „Wir haben in den vergangenen Jahren 300 Fachärzte an andere Bundesländer verloren. Bei den Ärzten, die in die Ausbildung eintreten, sind es noch mehr – hier erleben wir, dass viele junge Ärztinnen und Ärzte abwandern oder gar in das Ausland gehen, weil dort erstens die Arbeitsbedingungen besser sind und auch die Einkommensbedingungen besser sind. Da gilt es gegenzusteuern.“

Spitalsärzte unter Druck

Die Pandemie war nicht der Auslöser, aber sie hat die Situation der Spitalsärzte noch verschärft, so die Ärztekammer. Bessere Entlohnung und Arbeitszeiten wären nötig, um junge Ärzte in der Steiermark zu halten und damit Versorgungssicherheit zu schaffen – so der Appell der Ärztekammer.

„Land muss Geld in die Hand nehmen“

Dabei ginge es auch, aber nicht nur um die niedergelassenen Ärzte. Eiko Meister ist der Obmann der angestellten Ärzteschaft in der Steiermark, also den etwa 3.600 SpitalsärztInnen – er forderte am Montag substantielle Gehaltsverhandlungen: „Es muss natürlich primär über das Gehalt gesprochen werden, aber es sind auch nicht monetäre Anreize zu setzen.“ Meister spielte den Ball an die Landesregierung weiter: „Wir haben, glaube ich, eine verantwortungsvolle Landesregierung. Sie wird auch entsprechend Geld in die Hand nehmen und nicht nur für die Infrastruktur – Stichwort Leitspital –, sondern auch Geld für das Personal bereitstellen.“

Protestaktionen nicht ausgeschlossen

Dabei gehe es aber nicht nur um mehr Gehalt für die Ärzte – die Personalsituation sei insgesamt so angespannt, dass es dadurch zu noch mehr Abwanderung von medizinischen Personal komme, weil die Belastung, etwa durch Nachtdienste, einfach zu groß sei, hieß es am Montag aus der Ärzteschaft. Auch haben die CoV-Pandemie gezeigt, wie angespannt die Lage im Gesundheitssystem sei.

Die Ärztekammer kündigte schärfere Informationskampagnen an, sollte die Landesregierung nicht in Verhandlungen darüber eintreten. „Jede Kampagne enthält Eskalationszenarien, und wir haben sie auch vorbereitet. Wir hoffen, dass wir sie nicht in Einsatz bringen müssen, aber wir sind durchaus bereit unsere Meinung auch öffentlich kund zu tun, zum Beispiel vor dem Landhaus“, sagte Meister.