Sujet Gewalt Schatten Frau
ORF.at/Christian Öser
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Chronik

Gewalttaten nehmen immer mehr zu

Gewalttaten nehmen in Österreich stark zu. Experten sehen gerade in jüngster Zeit einen deutlichen Anstieg bei den Beziehungsproblemen und führen einen Anstieg von Aggressivität zum Teil auch auf die CoV-Pandemie zurück.

Die tragische Bluttat von Graz mit familiärem Hintergrund am Montag ist kein Einzelfall – mehr dazu in Doppelmord und Suizid in Graz; auch der Doppelmord in Kärnten Samstagnachmittag, bei dem eine Frau und ein Kind getötet wurden, hat familiären Hintergrund – mehr dazu in Doppelmord: Exmann der Täterin befragt (kaernten.ORF.at). Tatsächlich sehen Experten gerade in jüngster Zeit einen deutlichen Anstieg bei den Beziehungsproblemen.

Auch viele Anrufe beim Männernotruf

Das Gewaltschutzzentrum Steiermark mit sechs Außenstellen in den Bezirken betreut pro Jahr mittlerweile rund 3.300 Fälle, sagt die Leiterin des Zentrums, Marina Sorgo – sie spricht von einem Anstieg von rund zehn Prozent. „Die Hintergründe sind unterschiedlich. Es sind sehr viele Beziehungsprobleme, aber auch Probleme, die in der Familie allgemein zwischen Verwandten, zwischen Erwachsenen und Kindern passieren.“

Gewaltschutzzentrum verzeichnet Anstieg bei Beziehungsproblemen

Experten sehen gerade in jüngster Zeit einen deutlichen Anstieg bei Beziehungsproblemen. „Steiermark heute“ ist der Frage nachgegangen, welchen Einfluss die Pandemie auf die Gewaltbereitschaft hat.

Ähnlich sind die Beobachtungen beim Männernotruf: Der Großteil aller Anrufe hätte Beziehungsprobleme als Hintergrund, so Eduard Hamedl vom Männernotruf: „Ich würde sagen, 80 Prozent der Anrufe betreffen Beziehungsprobleme. Da geht es um Trennungen, man kommt zuhause nicht zu recht, Betroffene wollen ausziehen, berichten auch von Problemen mit Söhnen und Töchtern.“

Nicht alles auf die Pandemie schieben

Die Pandemie hätte die Lage verschärft, der Druck auf jeden Einzelnen sei gestiegen, sagt Marina Sorgo, aber: „Nicht jede Familie oder jede Beziehung endet deshalb mit Gewalt, aber natürlich steigen die Probleme und die Familienstreitigkeiten.“

Man dürfe nicht alles auf die Pandemie schieben und schon gar nicht schwere Bluttaten, sagt Hamedl: „Da hat es oft schon lange Probleme gegeben, die nicht gelöst worden sind. Dann kommt es im Endeffekt zu grauslichen Gewalttaten und zu Morden. Unser Aufruf an solche Menschen: ‚Holt Euch Hilfe, ruft wo an‘. Wir sind genau für solche Fälle da.“

Reden hilft, anrufen hilft

Auch andere sollten nicht zurückscheuen zu handeln, sagt Sorgo: „Dann sollten wir das auch als Nachbarn und Freunde der Polizei melden, um auch unterstützend beistehen zu können.“ Die Parole der Gewaltschutzeinrichtungen: „Reden hilft, anrufen hilft.“

Die Kriminalitätsstatistik spiegelt die Entwicklung bei den Gewaltdelikten übrigens nicht wieder – sie sind 2020 sogar gesunken. Die Zahlen des vergangenen Jahres liegen aber noch nicht vor.