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Wirtschaft

Tourismusjobs zu „unattraktiv und stressig“

Eine aktuelle Studie der Tourismusfachschulen in Bad Gleichenberg zeigt auf, dass sich zwar viele junge Menschen vorstellen können, im Tourismus zu arbeiten, den meisten ist der Job aber aus mehreren Gründen zu „unattraktiv“.

Im steirischen Tourismus fehlen mit Stand Jänner fast 1.500 Fachkräfte. Damit gibt es aktuell 1.100 mehr offene Stellen, als noch vor einem Jahr. Die aktuelle Studie ist den Gründen dafür auf die Spur gegangen und fasst zusammen, was sich ändern müsste, um mehr junge Menschen für Gastronomie und Tourismus zu begeistern.

Fast 50 Prozent der Befragten „interessiert“

Insgesamt wurden 694 erwerbstätige Österreicherinnen und Österreicher im Rahmen der Studie befragt. Fast 50 Prozent dieser Befragten können sich demnach eine Tätigkeit im Tourismus vorstellen. Der Kontakt mit Menschen und die abwechslungsreiche Tätigkeit wurden als Hauptgrund dafür genannt.

Kellner in Restaurant
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Unattraktive Arbeitszeiten und schlechte Bezahlung halten viele davon ab, einen Tourismusberuf zu ergreifen

Abgefragt wurde aber auch, warum diese Personen, nicht auch tatsächlich einen Beruf im Tourismus ergreifen. Hier waren es vor allem die geringe Bezahlung, die unattraktiven und nicht sehr familienfreundlichen Arbeitszeiten, der Stress und die geringe Anerkennung, die als Gründe dafür genannt wurden.

An allen Schrauben zu drehen

Um die Situation zu verbessern, müsse laut Studienautorin Claudia Brandstätter daher an allen Schrauben gleichzeitig gedreht werden und das möglichst bald: „Es geht darum, die Bezahlung neu zu definieren; es geht darum, in der Arbeitszeit völlig neue Wege zu gehen, auch mit neuen Geschäftsmodellen – da spielen natürlich auch Aufstiegsmöglichkeiten und ein attraktiver Arbeitergeber eine Rolle.“

Tourismus: Fachkräftemangel wegen Pandemie

In Tourismus und Gastronomie werden in der Steiermark 1.500 Fachkräfte gesucht, doppelt so viele wie noch vor der Pandemie.

In einem ersten Schritt müsse ein Bewusstsein unter den Arbeitgebern geschaffen werden, sagt Daniel Freismuth vom Kurhaus Bad Gleichenberg: „Ich glaube, dass das gar kein ‚Machen wir oder machen wir nicht‘ sein wird, sondern wir müssen das machen – sonst werden wir auf Sicht keine Mitarbeiter mehr beschäftigen können, weil wir einfach keine mehr bekommen.“

Auch Schülerzahlen rückläufig

Dass dringender Handlungsbedarf besteht, zeigen auch die Schülerzahlen in den Tourismusschulen, die österreichweit rückläufig sind. Nicht nur die Branche, die gesamte Gesellschaft sei daher gefordert, ist Peter Kospach von der Tourismusschule in Bad Gleichenberg überzeugt: „Wir müssen Leute, die heute dienen, einfach besser wertschätzen, nicht nur besser bezahlen. Dem Gast muss es auch bewusst sein: Wenn es die Bedienung nicht gibt, wird sein Kaffee nicht gebracht.“