Hände einer Pflegepatientin
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Soziales

Wo pflegende Angehörige Hilfe bekommen

In der Steiermark gibt es seit 2020 in allen Bezirken Anlaufstellen für Pflegefragen: Sie richten sich an all jene, die sich mit der Pflege zu Hause überfordert sehen. Damit soll vor allem möglichen Eskalationen vorgebeugt werden.

Wie schnell eine Lage eskalieren kann, zeigte erst am Dienstag der Fall eines 60-jährigen Grazers: Weil er mit der Pflege seiner Familienangehörigen überfordert gewesen sein dürfte, erschoss er seine pflegebedürftige Mutter und seinen kranken Bruder und danach sich selbst – mehr dazu in Doppelmord: Motiv war wohl Überforderung.

Pflegedrehscheibe als Anlaufstelle

Solche Überforderungen in der privaten Pflege zu verhindern, ist das Ziel der Pflegedrehscheibe Steiermark: Sie richtet sich vor allem an pflegende Angehörige, die nicht mehr weiter wissen. Aber nicht nur sie sind dazu eingeladen, sich zu melden, betont die Leiterin der Pflegedrehscheibe Steiermark, Theresia Gruber: „Man muss gar kein Angehöriger sein. Das sind manchmal Nachbarn oder Bekannte – die fungieren dann als Türöffner.“

Kontakt per Telefon, Mail oder persönlich

Im Ernstfall gibt es mehrere Möglichkeiten, sich von der Pflegedrehscheibe Hilfe zu holen: Das kann über die Pflegehotline des Landes geschehen, möglich ist es aber auch, sich direkt an die jeweiligen Bezirksstellen zu wenden, sei es telefonisch, per Mail oder auch persönlich – meist sind die Anlaufstellen bei den Bezirkshauptmannschaften angesiedelt. In weiterer Folge sind auch Hausbesuche möglich. Seit Jänner bietet die Pflegedrehscheibe des Landes auch Informationsveranstaltungen in den Gemeinden an, für all jene, denen der Weg in die Bezirkshauptstadt zu weit ist.

Überforderung durch unterschiedliche Bedürfnisse

Idealerweise sollte der Kontakt zur Pflegedrehscheibe bereits dann erfolgen, wenn der Pflegebedarf entsteht, jedenfalls aber, bevor erste Probleme auftauchen, sagt Gruber, denn die Überforderung komme oft schnell: „Das ist gar nicht so selten – solche Konstellationen. Da versuchen wir dann immer, das gesamte Umfeld miteinzubeziehen. Einerseits ist es die pflegebedürftige Person, die relativ konkrete Vorstellungen hat, wie sie gepflegt werden möchte, und auch von wem. Demgegenüber stehen dann meistens genau die pflegenden Angehörigen, die zwar wollen und möchten, aber ihr Limit und die Belastungsgrenze erreicht haben und fast nicht mehr können.“

Generell sei es in solchen Fällen der falsche Weg, in der überfordernden Situation zu verbleiben – etwa aus einem schlechten Gewissen heraus. Hier vermittelt die Pflegedrehscheibe auf Wunsch auch psychologische Hilfe.