Coronavirus

CoV: Pöllaubergs Pfarrer stößt auf Kritik

Politikwissenschafter führen die geplanten Lockerungen auch auf die Stimmung im Land zurück. Neben Großdemonstrationen gibt es auch weniger bekannte rechtskatholische Impfkritiker. Auch ein steirischer Pfarrer gerät jetzt in kircheninterne Kritik.

Diese Woche sind rund 300 gläubige Marienverehrer von der Minoritenkirche in Wien durch die Innenstadt gezogen – im Rahmen der Aktion „Österreich betet“. Die Minoritenkirche zwischen Bundeskanzleramt und Ministerialgebäuden gehört neuerdings der traditionalistischen Piusbruderschaft. Diese steht seit Langem im Konflikt mit der römisch-katholischen Amtskirche – und hat öffentlich die Impfaktion im Stephansdom kritisiert.

250 Prozessionen wöchentlich

Auch bei Kirchen und Marienstatuen an über 250 anderen Orten in Österreich wird einmal wöchentlich gebetet – und einer der dazu im Gottesdienst aufruft, ist der Pfarrer von Pöllauberg: „Unter dem Vorwand, unsere Gesundheit zu schützen, ist weltweit eine Bewegung im Gange, die uns die Freiheit nehmen will. Auf einmal kann man nur mehr mit einem grünen Pass reisen. Und früher oder später wird man den Menschen sowieso nummerieren, aber wir können viel tun. Keine Gewalt, keine ungesetzlichen Mittel anwenden, sondern die Waffe des Rosenkranzes mit neuem Vertrauen in die Hand nehmen“, sagt Pfarrer Roger Ibounigg im Dezember in einer seiner Predigten, die auf Youtube nachzuhören sind.

Pfarrer
Screenshot/Youtube

In der Diözese Graz-Seckau sieht man solche Äußerungen kritisch, so Kirchen-Ombudsmann Helmut Kirchengast: „Problematisch finde ich in dem Zusammenhang den Begriff der Waffe. Wenn man den Rosenkranz als Waffe bezeichnet, das ist eine sehr negative Assoziation und die wird dem Rosenkranzgebet nicht gerecht.“

Pfarrer
Screenshot/Youtube

In der Pöllauberger Kirche hat der Pfarrer auch gepredigt, es brauche große Demonstrationen und hat gewarnt vor einem „Great Reset“ von gottlosen Machern, dem er den Reset, den Neustart Gottes gegenüberstellt. Dass er gegen Corona-Impfungen ist, wird nur in Andeutungen deutlich – etwa als er Bezug nimmt auf einen Gebetstext – als würde dem Corona-Impfstoff ein Impfstoff Marias gegenüber gestellt: „Sehr interessant, dieser Ausdruck: Das ist der Impfstoff, den ich euch als gute Mutter gebe, um euch vor der Epidemie des Atheismus zu bewahren.“

„Nicht aktiv von Impfung abgeraten“

Ein 35-jähriger gebürtiger Pöllauer wirft nun dem Pfarrer vor, dass sein Einfluss und der erzkonservativer Gläubiger in Pöllau der Grund gewesen sei, dass sich seine Großmutter nicht impfen lassen wollte: „Eines Tages haben meine Großmutter und Verwandtschaft positive Corona-Tests gehabt – nach einem Treffen, bei dem ausgetauscht wurde, wie gefährlich die Impfung ist. Dann hat es zehn Tage gedauert bis meine Mutter kontaktiert wurde vom Krankenhaus, dass sie sich verabschieden kommen soll von meiner Großmutter, weil sie im Sterben liegt.“

Im November/Dezember war das. Die Großmutter hat überlebt, ist aber bettlägerig und braucht bis heute Sauerstoff. Pfarrer Ibounigg entgegnet, er habe nicht aktiv von der Impfung abgeraten, sondern nur wenn er gefragt wurde, gesagt, warum er nicht geimpft ist.

„Eindeutig zurückzuweisen“

„Wenn ein Pfarrer nicht definitiv von einer Impfung abgeraten hat, weil die Impfung – was weiß ich – Teufelszeug wäre zum Beispiel, dann kann man ihm nicht unmittelbar einen Vorwurf machen. Es gibt aber natürlich das Gespräch mit dem Herrn Pfarrer nicht um Ängste zu schüren. Das geht ja manchmal auch so weit – nicht bei Ibounigg aber bei Menschen, die ähnlich denken wie er, dass man schon die Apokalypse herbeiredet und die ganze Corona-Epidemie unter diesem spirituellen Kontext interpretiert. Und das ist eindeutig zurückzuweisen“, so Kirchenombudsmann Kirchengast.

Die Initiative „Österreich betet“ stellt sich übrigens als Initiative für Zusammenhalt und Versöhnung dar. Laut Kirchengast hat sie mancherorts – abhängig von lokalen Aktivistinnen und Aktivisten – aber oft auch den Charakter von lauten Anti-Regierungsdemonstrationen.