Wirtschaft

Wirbel um Kilger-Investments in der Steiermark

Der deutsche Großinvestor Hans Kilger hat mit einigen seiner Anlagen in der Steiermark Probleme: Die Steirerwein Produktion & Handel ist insolvent, ebenso die Domäne Müller und die Schweinezucht La Gioia.

Vor allem was Steierwein angeht, kriselt es: 2018 einigte sich Kilger mit dem steirischen Winzer Christian Reiterer auf einen Kooperationsvertrag, damit stieg Kilger bei Reiterers 1996 gegründeter Steirerwein Produktion & Handel als Miteigentümer ein. Das soll laut Reiterer über eine 50 Prozent-Schenkung erfolgt sein, im Gegenzug sollten Investitionen in Millionenhöhe fließen.

Reiterer: „Verpflichtungen nicht nachgekommen“

Doch die Geschäftsbeziehung lief offenbar nicht lange gut: Reiterer sagt, dass Kilger im Mai 2020 den Kooperationsvertrag wieder gekündigt hat und er mit seiner Domaines Kilger GmbH & Co KG „trotz mehrmaliger Aufforderung“ seinen Verpflichtungen aus dem Kooperationsvertrag nicht nachgekommen sei.

„Die Verbindlichkeiten der Steirerwein Produktion & Handel OG betragen laut Insolvenzantrag 2,24 Mio. Euro. Diesem Betrag stehen offene Forderungen in Höhe von 2,1 Mio. Euro sowie weiteren 200.000 Euro für getätigte Bestellungen für Sekt an die Domaines Kilger GmbH & Co KG gegenüber. Also ein Gesamtbetrag an offenen Forderungen von 2,3 Mio. Euro, die bis dato von der Domaines Kilger GmbH & Co KG nicht beglichen wurden und den Insolvenzantrag unumgänglich machte“, hieß es in der Aussendung von Reiterer.

Der steirische Unternehmer sei enttäuscht, und er sei zum Handeln gezwungen gewesen: „Ich bin vom Verhalten des ehemaligen Vertragspartners Hans Kilger schockiert und kann eine zukünftige Geschäftsbeziehung kategorisch ausschließen.“ Vertraglich festgelegte sowie vereinbarte Ziele seien seitens Kilger nicht realisiert und getätigte Investitionen nie einer entsprechenden Nutzung zugeführt worden. Reiterer selbst und das Weingut Reiterer seien vom Insolvenzverfahren übrigens nicht betroffen.

Kilger: „Umgeleitete Umsätze“

Ganz anders sieht es dagegen der bayrische Investor, und er kontert die Vorwürfe: Die Domaines Kilger habe Reiterer und Steirerwein „vor einer dramatischen finanzielle Schieflage bewahrt“. Der Wahlsteirer Kilger sagte: „Wir haben in den letzten Jahren nachweislich in Millionenhöhe in den laufenden Betrieb in der Region sowie den Ausbau der gemeinsamen Geschäftstätigkeiten mit Christian Reiterer investiert. Von Beginn an war unser Engagement darauf ausgerichtet, die wirtschaftliche Tragfähigkeit sowohl von Reiterer als auch von Steirerwein zu erhalten.“

Kilger habe bis zuletzt versucht, Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Zusammenarbeit fortzusetzen. „Aufgrund zu Tage getretener unüberbrückbarer wirtschaftlicher und persönlicher Differenzen haben wir uns dazu entschlossen, alle notwendigen Schritte einzuleiten, um die Kooperation zu beenden. Konkret geht dem eine massive unternehmerische und menschliche Verfehlung seinerseits voran: Seit einem Jahr werden die Umsätze des größten Kunden, einer namhaften international tätigen Lebensmittelkette, von Steirerwein in ein von ihm geführtes Unternehmen umgeleitet.“ Er habe entgegen seiner Pflichten und widerrechtlich gehandelt, weshalb man im Vorjahr diverse gerichtliche Schritte einleiten habe müssen, die von Reiterer getätigten Vorwürfe würden damit nicht der Wahrheit entsprechen.

Kilger betonte, dass die getroffenen Maßnahmen eine juristische Sackgasse vermeiden würden. Für die drei betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wolle man eine Lösung finden, Schäden für am Projekt Beteiligte bedauere man. Der Insolvenzantrag sei übrigens am 8. Februar 2022 von der Domaines Kilger eingebracht worden. Die Kreditschützer von AKV, KSV1870 sowie Creditreform haben am Dienstag die Eröffnung des Insolvenzverfahrens über die Steirerwein bestätigt: Es wurden Passiva von rund 2,24 Mio. Euro genannt, Aktiva seien noch nicht bekannt. Knapp 50 Gläubiger sind betroffen.

„Die richtigen Schlüsse ziehen“

Der Investor aus Deutschland zeigte sich ebenfalls enttäuscht, lasse sich aber nicht entmutigen: „Der Glaube an die gemeinsame Vision hat uns dazu bewogen, den jeweiligen Partner mit einem Vertrauensvorschuss auszustatten. Bei einer Vielzahl an Beteiligungen an Unternehmen in der Steiermark geht dieses Konzept erfolgreich auf. Nun haben wir – mit Müller, La Gioia und eben Steirerwein – drei Projekte, die wirtschaftlich fehlgeschlagen sind. Wir wurden in diesen Fällen menschlich sehr enttäuscht.“ Man wolle nun die richtigen Schlüsse ziehen, sich aber nicht vom Wachstumskurs in der Steiermark und Österreich abbringen lassen.

Strafanzeige gegen eigenen Betrieb

Sowohl die Domäne Müller Gutsverwaltung und die E. u. M. Müller hatten vor einer Woche den Insolvenzantrag gestellt – mehr dazu in Wein-Domäne Müller meldete Insolvenz an (14.2.2022) –, Kilger war da über seine Unternehmen beteiligt. Hinzu kam am Wochenende ein Bericht in der „Kleinen Zeitung“: Darin hieß es, dass Kilger gegen seinen eigenen Betrieb eine Strafanzeige erstattet haben soll – es geht um die La Gioia GmbH, ein oststeirischer Zuchtbetrieb für Mangalitza-Schweine, an dem Kilger erst seit September über die Schweizer Stern Capital Management AG mit 60 Prozent beteiligt ist.

Kilger selbst habe bei der Zucht die „Notbremse“ gezogen, weil es schwerwiegende Missstände gegeben habe, Tierquälerei soll im Raum stehen; er sei von den Betreibern „arglistig getäuscht“ worden. Diese wehren sich aber laut dem Bericht: Mit dem Beteiligungsvertrag aus dem Jahre 2021 habe sich der Investor verpflichtet, „Millionenbeträge der Gesellschaft – in Form von Darlehen – zum Zwecke der Expansion und des Aufbaus der Gesellschaft, darunter auch Investitionen in Immobilien, zur Verfügung zu stellen“. Diesen Verpflichtungen seien die Stern Capital bzw. Kilger „zum größten Teil aber nicht nachgekommen“: Von zugesicherten vier seien nur etwa 1,2 Mio. Euro geflossen.