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APA/Barbara Gindl
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Gesundheit

1.000 Pflegekräfte fehlen: Land kündigt Dialog an

Viele kündigen den Job, andere sind überlastet: In der Pflege fehlen allein in der Steiermark 1.000 Fachkräfte. Am Donnerstag kündigte das Land eine Pflegedialog sowie eine Ausbildungsoffensive für Ärzte an.

Während der CoV-Pandemie schrie das Pflegepersonal immer wieder Alarm – wegen Überarbeitung, Erschöpfung und schlechter Bezahlung; es gab sogar österreichweite Protestaktionen – mehr dazu in Rund 200 Menschen bei Pflegedemo in Graz –, doch geändert hat sich nichts.

Im Gegenteil: Die Situation sei noch dramatischer geworden, heißt es. Betten und Stationen müssten immer wieder geschlossen werden, weil es zu wenig Personal gibt, so die Landesvorsitzende des österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes, Marianne Raiger.

1.000 Betten können nicht belegt werden

Im Langzeit-Pflegebereich könnten derzeit etwa 1.000 Betten nicht belegt werden, und die Pflegekräfte können laut Raiger nicht mehr garantieren, keine Fehler zu machen: „Es kommt zu Überlastungsanzeigen, weil das der einzige Weg ist, sich auch abzusichern gegen Fälle, die auftreten können, wenn Pflegepersonen in Stresssituationen sind bzw. zu wenig Zeit haben, Pflege durchzuführen.“

„Rutschen ins Burnout“

So prekär wie jetzt sei die Situation noch nie gewesen: „Es ist jetzt so, dass sich nach dieser Pandemie abzeichnet, dass die Pflegepersonen erschöpft sind und dass die Pflegepersonen jetzt teilweise aus dem Beruf ausscheiden bzw. in ein Burnout rutschen, durch das sie aus dem Beruf austreten, indem sie frühzeitig in Pension gehen.“

Wie viele zusätzliche Pflegekräfte es laut Marianne Raiger bräuchte? „Hier rechnen wir mit ca. 1000 Personen, die benötigt werden.“ Auch ein Pflegebeirat wird gefordert, der von Experten aus Pflege und Wissenschaft gebildet wird und die Politik berät – die Politik müsse endlich Taten setzen und die Arbeitsbedingungen verbessern.

Pflegedialog statt Pflegebeirat

Am Donnerstag kündigte das Land nun einen Pflegedialog an, „wo wirklich alle, die in der Pflege Verantwortung tragen, Lösungsvorschläge haben, Verbesserungsvorschläge haben, mit mir gemeinsam an einem Tisch sitzen werden, um das zu diskutieren und neue Lösungswege zu beschreiten“, so Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP). Von Seiten der KAGes weist man wiederum auf ein existierendes Stipendiensystem im Bereich der Pflege – im Kinderbereich – hin.

Ausbildungsoffensive im Arztbereich

Auf der anderen Seite kündigten das Land, die KAGes und der steirische Gesundheitsfond am Donnerstag eine Ausbildungsoffensive an. In den steirischen Spitälern fehlen etwa 150 Ärzte – zugleich gehen nur etwa 69 Prozent der Medizinstudenten nach ihrem Abschluss in Österreich in den Arztberuf. Die nun vorgestellte Ausbildungsoffensive soll die Situation in der Steiermark verbessern – im Mittelpunkt steht dabei ein Landesstipendium für Studierende an der Sigmund Freud-Universität in Wien.

Spitalsärzte dringend gesucht

In der Steiermark gibt es einen massiven Mangel an Ärzten, Kassenstellen für niedergelassene Ärzte können teilweise nicht besetzt werden. Auch in den Spitälern fehlen Mediziner. Allein bei der KAGES sind derzeit 150 entsprechende Stellen nicht besetzt.

„Für 20 dieser Studierenden gibt es ab dem heurigen Studienjahr 22/23 ein Stipendium aus der Steiermark. Im Gegenzug dazu verpflichten sich die Studierenden, in der KAGes zu arbeiten, nachdem sie ihre Ausbildung abgeschlossen haben“, so Bogner-Strauß.

Pro Studienjahr bekommen die Studierenden 25.000 Euro – neun Millionen Euro nimmt man dafür in die Hand. „Wir brauchen junge Ärztinnen und Ärzte, und wir brauchen sie auch verpflichtet, in ihrem Beruf zu bleiben, hier in der Steiermark – im niedergelassenen Bereich und insbesondere im Bereich der Krankenanstalten. So sind wir dankbar hier auf ein Stipendienwesen zurückgreifen zu können“, sagt KAGes-Vorstand Gerhard Stark.

Kärnten: Prämie für Auszubildende in der Pflege

Auch in Kärnten hat das Land ein umfassendes Pflegeausbildungspaket vorgelegt, um dem Mangel an Pflegekräften entgegenzuwirken. Um die Pflegeausbildung attraktiver zu machen, zahlt man allen Auszubildenden eine monatliche Prämie von 450 Euro, außerdem wird das Schulgeld übernommen. Die Caritas sieht noch offene Fragen – mehr dazu in Prämie für Auszubildende in der Pflege (kaernten.ORF.at).