Der Zapfhahn für Super 95-Treibstoff in der Tanköffnung eines PKWs
APA/HANS KLAUS TECHT
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Wirtschaft

Ukraine-Krieg: Tanken wird deutlich teurer

Durch den Krieg in der Ukraine steigen auch die Energiepreise weiter stark an: An den Zapfsäulen wird man in den kommenden Tagen um bis zu sieben Prozent mehr fürs Tanken zahlen müssen.

Nachdem Russland in der Nacht auf Donnerstag einen Großangriff auf die Ukraine gestartet hat, wird der Ukraine zufolge fast im ganzen Land gekämpft. In den frühen Morgenstunden des Freitag gab es Berichte über neuerliche Explosionen, darunter in der Hauptstadt Kiew. Die Raketenangriffe gehen weiter, die russischen Bodentruppen würden aber derzeit kaum weiter vorrücken, so der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski in einer TV-Rede – mehr dazu in Russland setzt Angriffe fort (news.ORF.at).

Analyse zum Ukraine-Krieg

Professor Benedikt Harzl von der Univeristät Graz forscht zu Recht und Politik im post-sowjetischen Raum. In „Steiermark heute“ gibt er seine Einschätzung zu den jüngsten Entwicklungen.

Die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staaten stimmten bei einem Sondergipfel am Donnerstag einem umfangreichen Sanktionspaket gegen Russland zu. Es seien die „härtesten Sanktionen, die je beschlossen wurden“, wie es seitens der EU heißt – mehr dazu in EU einigt sich auf neue Russland-Sanktionen (news.ORF.at)

Die Auswirkungen des Krieges werden aber auch für die Steirerinnen und Steirer spürbar sein – so werde Energie teurer werden, sagt der Sprecher der Energiewirtschaft, Jürgen Roth: „In der Sekunde, in der der Einmarsch stattgefunden hat, haben sich die Börsen noch einmal massiv nach oben bewegt: Wir hatten an den Rohölmärkten massive Preissteigerungen, teils sieben Prozent und mehr, und wir haben seit langem wieder einen Rohölpreis von über 100 US-Dollar das Barrel.“

Auch Gasmarkt massiv unter Druck

Zeitverzögert würde man den Preisanstieg an den Börsen auch bei den Tankstellen merken: „Dann werden diese sieben Prozent, die jetzt gestiegen sind, leider an den Treibstoffmärkten und direkt bei der Tankstelle zu spüren sein. Das kann sich dann jeder ausrechnen – wenn der jetzige Dieselpreis noch einmal um dieses Volumen nach oben geht, wird es halt leider für die Autofahrer in den nächsten ein bis zwei Wochen noch teurer werden.“

Energiepreise steigen

Der Krieg um die Ukraine treibt die Gas- und Rohölpreise weiter nach oben. Alle, die mit Gas heizen und Auto fahren, werden das künftig noch empfindlicher spüren als ohnehin schon.

Auch der Gasmarkt stehe massiv unter Druck: Für die nächsten Wochen gebe es Reserven, die würden laut Roth bis April ausreichen – also bis zum Ende der Heizsaison. Die Energiepreise steigen seit Monaten, einerseits weil sich die Weltwirtschaft wieder erholt, andererseits weil die EU das Klimapaket „fit for 55“ umsetzt, das stärker auf CO2-Bepreisung setzt.

Schwacher Lichtblick

Die Ukraine-Krise sei massiv für die Preissteigerung in den letzten Wochen verantwortlich gewesen: „Die letzten 20 bis 30 Prozent der Preiserhöhung sind auf dieses Szenario zurückzuführen. Das heißt wiederum positiv, sollte sich dieser Konflikt in mittlerer bis naher Zukunft wieder legen, können wir davon ausgehen, dass sich die Preise dementsprechend wieder nach unten korrigieren“, so Roth – ein schwacher Lichtblick, die Frage ist nur, wann.

Drei Jahrzehnte zwischen Ost und West

Mit dem Angriff Russlands hat der Ukraine-Konflikt einen neuen Höhepunkt erreicht: Spätestens seit der Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1991 von der damaligen Sowjetunion gilt die Ukraine als Pulverfass. Das flächenmäßig größte Land Europas wurde zum geopolitischen Spielball zwischen Siegern und Verlierern des Kalten Kriegs. Die letzten drei Jahrzehnte ukrainischer Geschichte wurden ganz maßgeblich von außen geprägt – mehr dazu in Drei Jahrzehnte zwischen Ost und West (news.ORF.at).