Solidaritätskundgebungen in Graz
APA/Ingrid Kornberger
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Chronik

Flucht aus Ukraine: Welle der Hilfsbereitschaft

Der Krieg in der Ukraine hat in der Steiermark eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Viele Private bieten Flüchtlingen ihre Hilfe an, und auch das Land, die Caritas und das Rote Kreuz haben ihr Hilfsnetzwerk wieder hochgefahren.

Seit Ausbruch des Krieges sind laut UNO-Flüchtlingshilfswerks bereits hunderttausende Menschen aus der Ukraine geflohen, vor allem in Richtung Polen und nach Rumänien – mehr dazu in UNHCR: Mehr als 500.000 aus Ukraine geflohen (news.ORF.at). Erste Flüchtlinge sind mittlerweile aber auch in der Steiermark angekommen – mehr dazu in Ukrainer holte Familie in die Steiermark (27.2.2022).

Caritas bereitet Auffangnetz vor

Es sind vor allem Familien, die flüchten – Familien ohne Väter und ohne Söhne, die älter als 18 Jahre alt sind, denn diese dürfen die Ukraine nicht verlassen: Sie sollen um ihr Land kämpfen. Wie viele Ukrainer ihre Heimat noch verlassen werden, weiß niemand, in der Steiermark bereitet man sich jedenfalls schon konkret auf die Ankunft weiterer Flüchtlinge vor.

Flüchtlinge aus Ukraine: Vorbereitungen angelaufen

Der Ukraine-Krieg treibt immer mehr Menschen in die Flucht. Auch die Steiermark will helfen und bereitet sich auf die Ankunft von Flüchtlingen vor. Das Land wird sich mit Einsatz- und Hilfsorganisationen abstimmen. Auch private Initiativen sind bereits angelaufen.

Die Caritas Steiermark etwa ist dabei, ein erstes Auffangnetz aufzubauen, sagt Caritas-Direktor Herbert Beiglböck: „Wir beobachten den Bahnhof in Graz, den Hauptbahnhof, und den Bahnhof in Bruck, und schauen, ob dort Menschen aus der Ukraine eintreffen. Wenn das der Fall ist, werden wir dort Informationsstände errichten, damit wir sie gut weiterbegleiten und für sie Orientierung geben können.“

Erste Quartiere in Vorbereitung

Zusätzlich bereiten die Caritas und das Rote Kreuz bereits Quartiere vor, auch wenn mit einem allzu großem Flüchtlingsstrom vorerst nicht gerechnet wird: „Aus unserem Katastrophenlager, das kann ich schon sagen, haben wir derzeit rund 1.000 betten vorrätig, ebenso viele Decken. Wir haben drei Feldküchen, dazu gehöriges Geschirr, und, und, und. Das heißt, wir könnten durchaus ein, zwei große Übergangslager bespielen, aber ich glaube, die großen Dinge werden nicht so schnell auf uns zukommen, es werden eher die kleinräumigen Unterbringungen sein und kleinräumige Versorgungen.“

Telefonische Hotlines:

  • Flüchtlings-Hotline des Landes: 0800 20 10 10
  • Telefonseelsorge für alle: 142
  • Rat auf Draht (Notruf für Kinder und Jugendliche): 147
  • Psycho-Sozialer Dienst (Notruf bei psychischen Krisen): 01/313 30
  • Notfall-Hotline des Außenministeriums (bei Aufenthalt im Ausland): 01/90114 4411

Auch Unternehmen und Private helfen

Zusätzlich zu zahlreichen Hilfs- und Spendenaktionen – dazu gehören etwa die ORF-Aktion „Nachbar in Not“ und die Hilfsaktion von „Ärzte ohne Grenzen“ – zeigen auch viele Unternehmen Initiative: Die Telefonanbieter A1, Magenta und Drei etwa bieten kostenlose Telefonate und SMS in die Ukraine an – mehr dazu in Telefonanbieter machen Anrufe und SMS in Ukraine kostenfrei (help.orf.at).

Aber auch immer mehr Private sind bereit zu helfen: In Stiwoll im Bezirk Graz-Umgebung etwa haben Daniel und Brigitta Blümel eine Hilfsinitiative gestartet – sie rufen zu Sachspenden auf, die im Pfarrheim von Stiwoll abgegeben werden können. Mit den Spenden soll schließlich ein Hilfstransport nach Ungarn gebracht werden, um dort geflüchteten Menschen aus der Ukraine zu helfen, schildert Daniel Blümel: „Im Grunde geht es um Medikamente, Hygieneartikel, Baby- und Kindersachen – dazu zählen natürlich Windeln, Windelbalsam –, unverderbliche Lebensmittel, Schmerzmittel, Fiebersenker, also alles, was vor allem Frauen und Kinder benötigen.“

Hilfstransport von Stiwoll nach Ungarn

Ursprünglich war die Spendenaktion nur im Kreis Stiwoll geplant, mittlerweile wollen so viele Menschen helfen, dass nun nach weiteren Transportmitteln gesucht wird – denn geplant war es, nur einen Transporter von einem kleinen ungarischen Verein zu nutzen: „Der erste Transport war am Donnerstag geplant – das ist derzeit alles fraglich. Wir sind daher in Kontakt mit Personen wegen Transportmöglichkeiten – aber wir fahren jedenfalls binnen der nächsten Tage, je früher, desto besser.“

Land richtet Flüchtlings-Hotline ein

Das Land hat für freie Quartiere und andere Unterstützungsangebote eine eigene Hotline eingerichtet, die unter der Nummer 0800 20 10 10 erreichbar ist. Schon jetzt sei beeindruckend, wie hilfsbereit sich die Menschen in der Steiermark zeigen, sagt Landesrätin Doris Kampus (SPÖ): „Ein Riesen-Dankeschön von mir an die Steiermark, an die Steirerinnen und Steirer, an die Bürgermeister – es haben sich so viele Menschen schon bei uns gemeldet, die gesagt haben: ‚Wir wollen helfen – wir haben zum Beispiel Wohnungen, was können wir tun?‘“

In der steiermärkischen Landesverwaltung selbst wurde ein eigener Krisenstab und eine zentrale Koordinationsstelle für die Ukraine-Flüchtlingshilfe eingerichtet – dieser wird am Mittwoch das erste Mal tagen.

Graz friert Partnerschaft mit St. Petersburg ein

Auch die Stadt Graz reagiert: In einem ersten Schritt wurden vergangene Woche 50.000 Euro Soforthilfe über das Rote Kreuz zur Verfügung gestellt, um in der Ukraine vor Ort Hilfe leisten zu können – mehr dazu in Ukraine: Land und Stadt Graz beschlossen Soforthilfe. Gleichzeitig bereite sich Graz darauf vor, Menschen, die Zuflucht bei uns suchen, zu unterstützen, heißt es.

Außerdem friert die Stadt Graz mit sofortiger Wirkung die seit 2001 bestehende Städtepartnerschaft mit der russischen Metropole St. Petersburg ein. Damit soll ein klares Zeichen gegenüber dem offiziellen Russland und seinen politischen Repräsentanten gesetzt werden, dass Graz als erste europäische Menschenrechtsstadt diesen Angriffskrieg und den damit verbundenen Bruch des Völkerrechts entschieden ablehnt, heißt es in einer Aussendung am Dienstag.