Atom-Warnschild
APA/AFP/SERGEI GAPON
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Chronik

Ukraine: So funktioniert die atomare Frühwarnung

Durch den Angriffskrieg in der Ukraine rücken atomare Bedrohungslagen wieder näher. Seit über 40 Jahren gibt es in Österreich ein Strahlenfrühwarnsystem, und man bereitet sich derzeit auf alle erdenklichen Szenarien vor.

Seit Beginn der russischen Offensive sind nach Angaben ukrainischer Einsatzkräfte mehr als 2.000 Zivilistinnen und Zivilisten ums Leben gekommen. In dieser Zahl seien gestorbene Soldaten des Landes nicht inbegriffen, teilte der Rettungsdienst mit. Zudem wurden laut den Angaben öffentliche Verkehrsmittel, Spitäler, Kindergärten und viele weitere öffentliche Gebäude zerstört – mehr dazu im Liveticker.

Atomkraftwerke: Land könnte sofort reagieren

In der Ukraine gibt es vier Atomkraftwerke mit 14 Reaktorblöcken – sie sollen derzeit unter ukrainischer Kontrolle stehen. Sollte es aufgrund des Krieges zu einem radioaktiven Austritt bzw. zu einem atomaren Zwischenfall kommen, würde das Land sofort reagieren, beruhigt Ewald Plantosar, Strahlenschutzbeauftragter des Landes.

Egal, ob die Atomkraftwerke unter russischer oder ukrainischer Kontrolle stehen, das Land würde über verschiedene Kanäle sofort informiert werden: „Es ist so, dass zur Zeit noch Verbindungen bestehen zur ukrainischen Nuklearbehörde, wo man Informationen aus erster Hand bekommt. Die zweite Schiene – sollte das nicht mehr funktionieren aufgrund der Kriegshandlungen – wären die Strahlenfrühwarnsysteme der einzelnen Länder“, so Ewald Plantosar.

Yuzhnoukrainsk-Atomkraftwerk in der Ukraine
APA/AFP/ANATOLII STEPANOV
Eines der ukrainischen Atomkraftwerke in Juschnoukrajinsk

In Österreich gibt es 330 Messstationen, 60 davon sind in der Steiermark; aber auch die Werte aus Ungarn, der Slowakei oder Rumänien stehen zur Verfügung: „Die Landeswarnzentrale kann mehr als nur das österrreichische Frühwarnsystem einsehen, nämlich auch die Frühwarnsysteme der Nachbarstaaten, und bei einem allfälligen Zwischenfall sind wir dadurch sehr früh über den Zustand informiert.“

Pläne werden laufend aktualisiert

Die Lage wird täglich, wenn nötig stündlich beurteilt. sagt der steirische Strahlenschutzbeauftragte Ewald Plantosar, der betont: „Die Pläne werden eigentlich laufend aktualisiert aufgrund der Erkenntnisse, die man mit der Pandemie hat. Man hat erkannt, dass beispielweise die Bevölkerung nun Zugang zu FFP2-Masken hat. Das sind Masken, die gute Schutzfunktionen gegen radioaktive Stäube haben. Oder dass man sich durchaus auch längere Zeit in Häusern oder Wohnungen aufhalten kann. Und manche Leute haben auch begonnen zu bevorraten.“

Meldungen in sozialen Netzwerken sollte man kritisch hinterfragen: Im Ernstfall wird über die Landeswarnzentrale via Radio und Fernsehen gewarnt.

Flüchtlinge: Solidarität in Notsituation wächst

Die Angriffe haben aber auch eine neue Fluchtbewegung ausgelöst: Die Vereinten Nationen (UNO) stellen sich auf vier Millionen Flüchtlinge ein, bisher verließen 836.000 Menschen ihr Heimatland. Nicht alle wollen in den Nachbarländern der Ukraine bleiben und ziehen weiter in den Westen, wo die Solidarität von Tag zu Tag zu wachsen scheint – mehr dazu in Solidarität in Notsituation wächst (news.ORF.at). Wie viele Flüchtlinge tatsächlich auch in die Steiermark kommen, ist noch unklar, dennoch macht man sich bereit: Wie auf einem Gipfel am Mittwoch beschlossen wurde, soll in Graz ein Aufnahmezentrum eingerichtet werden – mehr dazu in Land bereitet Flüchtlingszentrum vor.