Die Landesregierung hat bereits am Mittwoch gefordert, dass die Bundesregierung das Budget für das Bundesheer erhöhen solle – mehr dazu in Ukraine: Land bereitet Flüchtlingszentrum vor (2.3.2022). Noch konkreter und detailreicher formuliert die steirische Offiziersgesellschaft die – aus ihrer Sicht – nötigen Maßnahmen. Es gehe beispielsweise um die Verlängerung der Wehrpflicht und um Nach- beziehungsweise schnelle Aufrüstung. Vor allem Aufrüstung der Raketenabwehr.
Österreich in Reichweite russischer Raketen
77 Jahre Frieden in Europa seien mit dem russischen Angriff endgültig Geschichte, die Nachkriegsordnung sei Makulatur, sagt der Präsident der Offiziersgesellschaft Steiermark, Claudius Bubner: „Die Entwicklung konnten selbst ausgewiesene Experten in dieser Form nicht vorhersehen. Wir sind in der Reichweite von weitreichenden Raketensystemen Russlands. Das heißt, wir sind bedrohbar, und wir sind bedroht.“
Über Wehrpflicht nachdenken
Die Offiziersgesellschaft hat einen neun Punkte umfassenden Forderungskatalog aufgestellt, der sich auch an den Plänen von Thomas Starlinger (Verteidigungsminister in der Regierung Bierlein, Anm.) orientiert. Erster Punkt darin ist die Aufstockung des Budgets für die Landesverteidigung von rund 2,7 auf zunächst 3,8 Milliarden Euro.
Offiziere fordern mehr Geld für Verteidigung
Am achten Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine mehren sich in Österreich die Stimmen nach einer Stärkung der Landesverteidigung. Von der steirischen Offiziersgesellschaft kommen ganz konkrete Forderungen.
„Das österreichische Bundesheer ist in den letzten Jahren fast kaputt gespart worden. Es gibt in vielen Bereichen Nachholbedarf, bei Fahrzeugen, bei Waffensystemen, in der Infrastruktur. Die derzeitige, internationale Situation wird dazu führen, dass auch der politische Druck auf eine bessere, finanzielle Dotierung des Bundesheeres steigen wird,“ sagt der steirische Militärkommandant Heinz Zöllner.
„Österreich ist angreifbar geworden“
Es brauche also schnell wie möglich mehr modernere Waffen und mehr Kräfte: „Es wird mit Geld allein nicht lösbar sein. Wir haben es verabsäumt, mehrere Generationen von Staatsbürgern in den Waffengattungen auszubilden. Das ist durchaus ernst. Wir müssen Übungen einziehen, über die Dauer der Wehrpflicht nachdenken, die letzten Monate, von sechs auf acht Monate sind jene, die uns fehlen. Wir müssen darüber nachdenken, welche schweren Waffensysteme wir in den letzten zwei Dekaden aufgegeben haben. Weil wir angreifbar geworden sind, auch im Sinne von erpressbar,“ so Bubner.
„Österreich muss Russland die Stirn bieten“
Österreich müsse Russland gemeinsam mit Europa durch Abschreckung die Stirn bieten können, so Bubner, der sich auch folgendes wünschen würde: „Ein System ‚Eiserne Kuppel‘: Eine Raketenabwehr, die in der Lage ist, anfliegende Marschflugkörper beziehungsweise ballistische Mittelstreckenraketen abzuwehren.“ Möglichst zeitnah müssten die Forderungen umgesetzt werden, sagt Bubner.
Jetzt zeitnah ukrainische Flüchtlinge in Kasernen unterzubringen sei übrigens möglich, sagt Bubner. Aber die Menschen seien traumatisiert. Eine Kaserne mit einem Zaun herum, mit Munitionsbunkern, sei genau der falsche Ort für Flüchtlinge. Das Heer werde aber selbstverständlich helfen.