Kinder am Bahnhof von Lviv in der Ukraine
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Soziales

Umgehen mit Krieg und Krise

Der Krieg in der Ukraine mit seiner Bilderflut von Gewalt und Flucht versetzt auch hierzulande viele Menschen in Schrecken. Kinder haben Ängste und Fragen, aber auch viele alte Menschen sind betroffen.

Bilder von zerstörten Städten, Menschen, die auf der Flucht sind – mehr dazu in UNO: Bereits 1,25 Millionen Menschen geflohen (news.ORF.at) – und Bilder von Atomkraftwerken unter Beschuss – mehr dazu in Kalium-Jodid-Tabletten gefragt und vorhanden – lösen Ängste und Sorgen aus.

Behutsame Deutlichkeit bei Kindern

Erwachsene können die Geschehnisse zumeist einordnen, Kinder und Jugendliche nicht. Genau dabei müsse man den Heranwachsenden helfen, sagt Schulpsychologe Josef Zollneritsch: „Dass man dem mit Deutlichkeit entgegentritt. Es ist ein lokaler Konflikt, wir hier in der Steiermark sind in Sicherheit, und wir werden gemeinsam mit allen Verantwortlichen daran arbeiten, dass das so bleibt. Was im Gespräch mit Kinder bedeutsam ist, ist, dass man ihnen erklärt, wie so ein Konflikt zustande kommt.“ Auch im Unterricht müsse diesem Thema ausreichend Raum gegeben werden, appelliert der leitende Schulpsychologe auch an Lehrer, Unsicherheiten behutsam aufzufangen.

Ukraine-Krieg löst Zukunftsängste aus

Der Krieg in der Ukraine dauert nun schon mehr als eine Woche an. Die Ereignisse schockieren auch Menschen in der Steiermark. Vor allem die jüngere Generation kann die Situation nicht einschätzen, die Folge sind Angst um die Zukunft.

Ausdrucksmöglichkeiten statt Schweigen

Eltern sollten aktiv das Gespräch suchen, wenn sie merken, dass ihre Kinder traurig sind, rät Josef Zollneritsch. Wesentlich sei, dass die Ängste zum Ausdruck kommen: „Das kann verbal sein oder auch graphisch – alles, was in die Welt kommt, ist besser als wenn es in der Person verbleibt.“

Auch das Gespräch im größeren Kreis könne verängstige Kinder und Jugendliche stärken, meint der Psychologe. „Dass die ganze Familie gemeinsam darüber spricht, ergibt den Effekt, dass die Schutzfunktion der Gemeinschaft deutlicher sichtbar wird, das wäre ein positiver Effekt dieser Krise“, so Zollnertisch.

Beten für die Ukraine
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Ältere plagen oft Erinnerungen

Betroffen sind und fühlen sich aber auch viele alte Menschen: Schlimme Erlebnisse in der Kindheit kommen hoch, nicht jeder, nicht jede kann damit umgehen. Ältere werden jetzt ganz besonders von Ängsten und Erinnerungen geplagt, meint Psychologe Alois Kogler: „Jetzt tauchen sie wieder auf, die uralten Bilder. Mir hat eine Patientin erzählt, das hat sie längst vergessen, dass ihr Großvater ihr das erzählt hat, von den Bildern im Krieg.“

Telefonische Hotlines:

  • Flüchtlings-Hotline des Landes: 0800 20 10 10
  • Telefonseelsorge für alle: 142
  • Rat auf Draht (Notruf für Kinder und Jugendliche): 147
  • Psycho-Sozialer Dienst (Notruf bei psychischen Krisen): 01/313 30
  • Notfall-Hotline des Außenministeriums (bei Aufenthalt im Ausland): 01/90114 4411

Man dürfe sich vom Negativen aber nicht erschlagen lassen und sollte stattdessen positive Kräfte aktivieren: „Es gab ja auch in unserem Leben, bei uns oder in unserer Umgebung viele Katastrophen, und in irgendeiner Weise sind wir damit umgegangen, das heißt, wir sollten uns daran erinnern, dass das nicht einfach war, aber dass wir das gemeistert und meistens auch gut gemeistert und hinter uns gebracht haben.“

Blick weiten auf Dinge, die Freude machen

Eine wichtige Strategie sei – für alle Altersgruppen – den Fokus auf Positives zu legen, sagt auch Zollneritsch: „Auch wenn es noch so schwierig ist, soll man hinsehen und sich fragen, was motiviert mich, was reizt mich, was bereitet mir Freude und das auch mit den Kindern aktiv besprechen, dass man nicht versinkt in einem Krisenszenario. Die Leitlinie ist: Sorgen ernst nehmen, das annehmen, aber gleichzeitig auch den Blick lenken oder weiten auf Dinge, die uns im Leben Freude bereiten.“