Gericht

Geldwäsche-Prozess mit Zeugen fortgesetzt

Im Prozess gegen einen 63-Jährigen, dem Geldwäsche im großen Stil vorgeworfen wird, sind am Dienstag Zeugen befragt worden. Konkret ging dabei um einen konkreten Betrugsversuch an einer Firma in Oberösterreich.

Der 63 Jahre alte Angeklagte soll als Eigentümer und Geschäftsführer eines Unternehmens, das sich mit dem Verkauf von Firmen und dazugehörigen Bankkonten beschäftigt, andere Unternehmen mit gefälschten Transaktionen geschädigt haben. Alleine in Österreich soll der Schaden rund 56 Mio. Euro betragen – 56 Mio. Euro Schaden: Geldwäscheprozess in Graz (28.2.2022). Der Angeklagte selbst streitet nach wie vor alles ab, und auch sein Ton in den Verhandlungen verschärfte sich zuletzt – mehr dazu in Geldwäsche-Prozess: Ton verschärft sich (2.3.2022).

Zeugen per Video zugeschaltet

In der mittlerweile zweiten Verhandlungswoche übersiedelte der Prozess in den Schwurgerichtssaal, wo am Dienstag einige Zeugen per Video zugeschaltet wurden. Dabei ging es um einen konkreten Betrugsversuch an einer Firma in Oberösterreich: Das Unternehmen war 2015 Ziel eines Angriffs, der nicht aber glückte, 2016 gab es dann einen weiteren Versuch.

Mitarbeiterin wurde misstrauisch

Konkret kam ein Anruf eines Dr. W., der sich als Mitarbeiter einer Berliner Firma ausgab und auf Englisch nach der E-Mail-Adresse der Firma fragte; außerdem traf ein Mail ein, das angeblich vom Chef des oberösterreichischen Unternehmens stammte und in dem stand, man solle eine Zahlung vornehmen. Das Ganze sei streng geheim zu behandeln, auch ein persönliches Gespräch mit dem Chef sollte nicht stattfinden.

„Das war ungewöhnlich, so geheime Vorgänge gibt es bei uns nicht“, meinte eine Mitarbeiterin – zudem herrsche in der Firma das Vier-Augen-Prinzip, so die Zeugin: „Ich könnte nicht einmal zehn Euro überweisen, ohne dass jemand anderer dabei ist.“ Sie hätte daher einen Termin mit ihrem Vorgesetzten vereinbart, wo sich dann alles aufklärte und anschließend Anzeige erstattet wurde.

Gefälschte Mails „gut gemacht“

Eine weitere Mitarbeiterin erzählte, in einem E-Mail sei gestanden, sie solle eine Zahlung durchführen, „ohne dass jemand etwas davon erfährt. Aber das geht bei uns gar nicht“. „Ist Ihnen das verdächtig vorgekommen?“, wollte die Richterin wissen. „Am Anfang noch nicht“, antwortete die Frau. „Waren die gefälschten E-Mails aus Ihrer Sicht gut gemacht?“, fragte die Vorsitzende weiter. „Ja, zu diesem Zeitpunkt schon“, bestätigte die Zeugin.

Die Absender waren in der Firma aber nicht bekannt, auch hatten die E-Mails keinen Firmennamen, sondern endeten auf "..@consultend.com". „Da muss man ja gleich Zweifel bekommen“, meldete sich der Angeklagte zu Wort, sein Verteidiger bedeutete ihm aber sofort, nicht weiter zu reden.

Angeklagter will nur „Vermittler“ gewesen sein

Der 63-Jährige selbst gab an, er habe pro Unternehmen, das er – mit gefälschten Dokumenten – gründete, 5.000 Euro bekommen; 1.300 Euro seien an eine Frau gegangen, die die Dokumente offenbar sammelte und einreichte.

Was genau seine Leistung gewesen sei, konnte der Angeklagte nicht sagen: „Ich habe die Dokumente geschickt und Bankunterlagen weitergeleitet“, schilderte er seine Tätigkeit. „Das ist ja nicht viel für das Geld“, bemerkte die Richterin. „Das waren die Spielregeln, für mich war das ein gutes Geschäft“, antwortete der Angeklagte, der bei diesen Geschäften nur der „Vermittler“ gewesen sein will. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt; ein Urteil wurde für Ende März angekündigt.