Schild AC Styria und Mobilitätscluster
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Ukraine-Krieg

Erste Unternehmen melden Kurzarbeit an

Der Ukraine-Krieg verschärft mit jedem Tag nicht nur das humanitäre Leid, sondern auch die Lage in der Wirtschaft – das trifft vor allem die Automobil- und Metallindustrie. Erste Unternehmen haben bereits Kurzarbeit angemeldet oder diese verlängert.

Der Ukraine-Krieg trifft die heimische Wirtschaft mitten in der Erholung von der Coronavirus-Pandemie, in der es zu Lieferengpässen und zur Verknappung von Rohstoffen gekommen war – mehr dazu etwa in Rohstoffmangel: Baustoffe wesentlich teurer (17.4.2021) sowie in Lieferengpass bei Elektronikgeräten (14.10.2021).

Steirische Zulieferer unter Druck

Darunter gelitten hat unter anderem die Autoindustrie, deren Lage sich mit dem Ukraine-Krieg nun wieder deutlich verschärft – mehr dazu auch in Krieg und Krise: Autobranche unter Druck. Teile der deutschen Autoindustrie liegen bereits lahm, weil wichtige Komponenten für die Produktion fehlen – das treffe auch die Steiermark, sagt Markus Temmel, CEO des Werkzeugspezialisten TCM und Gesellschafter des AC Styria Mobilitätsclusters: „Das betrifft in weiterer Folge die komplette Zulieferindustrie, die ja auch in der Steiermark stark ausgeprägt ist. Insofern sehen wir bei unseren Kunden auch aktuell eine erhöhte Vorsicht.“

Magna: BMW-Produktion nur bis Freitag gesichert

Fahren auf Sicht lautet derzeit etwa die Devise bei Magna in Graz: Wann und ob wichtige Bauteile aus der Ukraine – wie etwa die für die BMW-Produktion benötigten Kabelbäume – verfügbar sind, ändere sich derzeit praktisch täglich, heißt es, möglicherweise müsse man die entsprechenden Fließbänder nächste Woche stoppen, heißt es. Aus derzeitiger Sicht sei die BMW-Produktion bis vorerst Freitag gesichert.

Magna-Werk in Graz
ORF.at/Sonja Ryzienski

Mit Problemen kämpft man aber etwa auch beim Spezialkomponenten-Hersteller Pankl Racing in Kapfenberg: Hier geht es vor allem um die Verfügbarkeit von aus der Ukraine bezogenen Rohstoffen wie Aluminium und um die enorm gestiegenen Energiekosten.

Bereits 3.000 Personen zur Kurzarbeit angemeldet

Immer mehr werde daher seitens der Unternehmen wieder in Richtung Kurzarbeit gedacht, so Temmel, und die ersten steirischen Unternehmen setzten diesen Schritt sogar schon – 3.000 Personen seien bereits zur Kurzarbeit angemeldet worden, bestätigt der steirische AMS-Chef Karl-Heinz Snobe: „Wir haben aus der Autoindustrie bereits Anträge auf Kurzarbeit, weil beispielsweise Kabelbäume fehlen, die aus der Ukraine geliefert werden. Wir haben aus der Metallindustrie und Verarbeitung bereits Anfragen auf zusätzliche Kurzarbeit, weil Vormaterial fehlt. Wir haben aus der Transportwirtschaft Kurzarbeitsanfragen, aber auch im Bereich der Holzindustrie und in der steirischen Textilindustrie.“

Mangel an Halbleiter-Chips

Auch die steirischen Autozulieferbetriebe spüren Auswirkungen der Ukraine-Krise. Zwar hat schon davor der weltweite Mangel an Halbleiter-Chips in der Automobilindustrie zu Produktionsausfällen und Lieferengpässen geführt, aber mit Kriegsausbruch haben sich die Probleme verschärft.

Langfristig massive Einbußen befürchtet

Laut den Volkswirtschafts-Experten der steirischen Wirtschaftskammer sei es zwar noch zu früh für konkrete Zahlen, langfristig befürchte aber ein Großteil der heimischen Betriebe Einbußen, meint Ewald Verhounig vom Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung: „Russland und die Ukraine sind als direkte Absatzmärkte jetzt für die Steiermark gar nicht so relevant, aber im Vorleistungsbereich sehr wohl, und da wird es jetzt eben davon abhängen – kann man das kurzfristig kompensieren? Oder kommt es zu Engpässen, die die Probleme, die wir seit Monaten haben, noch verschärfen?“

Automobilfertigung
APA

Je länger der Krieg und die Sanktionen andauern würden, desto stärker seien jedenfalls die Auswirkungen auf die heimischen Betriebe, heißt es auch bei der steirischen Industriellenvereinigung (IV): „Insbesondere beim Energiethema ist die große Sorge nicht nur bei den energieintensiven Unternehmen – die haben das schon lange gespürt –, sondern jetzt auch in der großen Bandbreite, dass die Energiekosten in Sphären sind, die uns das Produzieren massiv erschweren“, sagt der steirische IV-Geschäftsführer Gernot Pagger. Laut IV brauche es deshalb rasch steuerliche Entlastungen der Betriebe im Energiebereich.