Die Außenansicht der Firma Norske Skog in Bruck an der Mur
ORF
ORF
Wirtschaft

Hoher Gaspreis: Norske Skog stoppt Produktion

Wegen der hohen Gaspreise stellt die Papierfabrik Norske Skog in Bruck/Mur vorübergehend ihre Produktion ein: Der Betrieb sei derzeit nicht leistbar, heißt es in einer Aussendung. In dem Werk sind rund 450 Menschen beschäftigt.

Der Energiemarkt sei seit der zweiten Jahreshälfte 2021 herausfordernd – dennoch lieferte Bruck Zeitungsdruckpapier und LWC-Magazinpapier: „Obwohl wir Teile der Energieversorgung des Werks im März gesichert haben, machen die Energiepreise, die wir derzeit erleben, den Betrieb in Bruck unhaltbar“, so Norske-Skog-CEO Sven Ombudstvedt. Angesichts dieser Entwicklung mussten mit Mittwoch beide Papiermaschinen vorübergehend gestoppt werden.

Die Energiepreise, im speziellen Fall die Preise für Gas, hätten sich laut Gert Pfleger, dem Unternehmenssprecher von Norske Skog, nicht zuletzt wegen des Ukraine-Krieges um das Zehnfache des Durchschnittswertes der letzten zehn Jahre erhöht: „Aufgrund dieser wirklich sehr tragischen Entwicklungen in der Ukraine hat es natürlich auch Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft, insbesondere im Zusammenhang mit den Energiepreisen, gegeben. Derart hohe und volatile Gaspreise lassen im Moment eine vernünftige wirtschaftliche Produktion nicht zu.“

Stillstand mindestens bis April

Pfleger ist aber zuversichtlich, dass das Werk Anfang April wieder den Betrieb aufnehmen kann – bis dorthin soll auch das eigene Reststoff-Kraftwerk seinen Betrieb aufnehmen, mit dessen Bau vor zwei Jahren begonnen wurde – mehr dazu in Norske Skog investiert 72 Millionen in Bruck (12.8.2019): „Wir sind eine der wenigen und möglicherweise die einzige Papierfabrik in Europa, die diese Möglichkeit besitzt und jetzt kurzfristig auf eine andere Energieform umschwenken kann und damit in der Lage sein sollte, mit Anfang April wieder mit vernünftigen wirtschaftlichen Konditionen zu produzieren.“

Eine Erleichterung in einem anderen Bereich dürfte es auch sein, dass mit dem Kommen der warmen Jahreszeit auch ein möglicher Ausfall von einzuspeisender Abwärme in das örtliche Fernwärmenetz geringer sein dürfte.

Keine Kündigungen geplant – Urlaubsabbau angewiesen

Insgesamt beschäftigt Norske Skog am Standort in Bruck/Mur 450 Mitarbeiter, davon 250 direkt in der Produktion. Laut Pfleger seien keine Kündigungen geplant, die Mitarbeiter werden aber angewiesen, ihre Urlaube abzubauen: „Wir sind ja auch mit Projekten beschäftigt, die im Laufe des Jahres mehrere neue Arbeitsplätze schaffen werden, nachdem wir eine Papiermaschine umbauen. Das Projekt geht erfolgreich weiter, wir werden mehr Mitarbeiter benötigen. Wir haben zusätzlich einen Generationenwechsel im Haus – das heißt, wir brauchen auch Mitarbeiter, die diejenigen ersetzen, die bald in Rente gehen.“ – mehr dazu in Norske Skog: Großinvestition in Bruck (24.4.2021).

Hoher Gaspreis: Papierfabrik stoppt Produktion

Wegen der hohen Gaspreise stellt die Papierfabrik Norske Skog in Bruck/Mur vorübergehend ihre Produktion ein: Der Betrieb sei derzeit nicht leistbar, heißt es in einer Aussendung. In dem Werk sind rund 450 Menschen beschäftigt.

Eibinger-Miedl: Steuerliche Erleichterungen auf Energie

Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) sagte in einer Reaktion am Donnerstagnachmittag: „Wir brauchen dringend Maßnahmen, um die Auswirkungen der stark steigenden Energiekosten auf unsere Wirtschaft abzufedern.“ Es gelte, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern so rasch wie möglich zu reduzieren. Vom Bund wolle man steuerliche Erleichterungen auf Energie, die rasche Umsetzung des angekündigten Erneuerbare Wärme-Gesetzes durch das Klimaschutz-Ministerium sowie ein Hilfspaket für energieintensive Unternehmen fordern.

Amesbauer: „Lautes Alarmsignal“

Der obersteirische Nationalratsabgeordnete Hannes Amesbauer (FPÖ) sprach am Donnerstag in einer ersten Reaktion von einem „lauten Alarmsignal. Die Bundesregierung muss schnellstens Maßnahmen gegen die explodierenden Energie- und Treibstoffpreise setzen, ansonsten schlittern wir in eine massive Sozialkrise.“ Auch Wirtschaftslandesrätin Eibinger-Miedl (ÖVP) sei gefordert, nicht nur in Wien Druck aufzubauen, sondern auch schleunigst ein Maßnahmenpaket auf steirischer Ebene auszuarbeiten.

KPÖ fordert Energiepreis-Gipfel

Auch die KPÖ sieht dringenden Handlungsbedarf: "Hunderte Arbeitsplätze in Bruck könnten wackeln, wenn die Politik nicht handelt und die Energiepreise amtlich preisreguliert. Es ist die Aufgabe der Politik, die Lebensgrundlage der Menschen zu sichern, nicht Maximalprofite für die Energiekonzerne“, so der Brucker KPÖ-Gemeinderat Jürgen Klösch. Die Kommunisten fordern daher einen Energiepreis-Gipfel.

Wirtschaftsexperte zu den hohen Energiepreisen

Der Wirtschaftswissenschafter Michael Steiner ordnet ein, inwiefern mit einer weiteren Erhöhung der Energiepreise zu rechnen ist und ob deswegen weitere Betriebe schließen werden müssen.

NEOS fordert Sofortmaßnahmenpaket

Auch NEOS-Klubobmann Niko Swatek fordert ein Sofortmaßnahmenpaket von Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl: „Durch die hohen Energiepreise stehen die Unternehmen mit dem Rücken zur Wand. Die Wirtschaftslandesrätin muss rasch und unbürokratisch helfen, sonst sind Unternehmen und Jobs in Gefahr. Das Land muss jetzt rasch und aktiv den Unternehmen unter die Arme greifen.“

Hoher Gaspreis bereitet Industrie Sorgen

Der Gaspreis ist bereits vor dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine gestiegen, mit Kriegsausbruch schnellten die Preise nun noch weiter in die Höhe. Auch in Niederösterreich leidet die Papierproduktion – mehr dazu in Hoher Gaspreis bereitet Industrie Sorgen (noe.ORF.at).