Erwin Miesbacher und seine Frau haben in ihrem Haus in Judenburg eine Mutter mit ihren zwei kleinen Kindern und ihre Schwiegermutter aufgenommen – sie sind aus der fast völlig zerstörten Stadt Charkiw geflohen.
„Was sie mitgebracht haben, waren zwei Koffer und ein Kinderwagen. Ich habe ihnen auch meinen unmittelbaren Wohnbereich geöffnet, nachdem die Frau Kinder hat, muss sie für diese kochen. Wir sind beide berufstätig und sind nicht immer zuhause, somit hat die Familie Zugang zur Küche und allem, was uns gehört“, erzählt er.
Mehr als 900 Menschen bieten rund 4.500 Schlafplätze
Seit einer Woche kümmert sich die Familie aus Judenburg um die ukrainische Flüchtlingsfamilie. Nachbarschaftsquartiere wie diese werden von der Bundesbetreuungsagentur organisiert. 924 Personen haben sich – Stand Donnerstagabend – allein in der Steiermark gemeldet und bieten insgesamt 4.500 vorübergehende Schlafplätze für Schutzsuchende aus der Ukraine an.
Thomas Fussenegger, Sprecher der Bundesbetreuungsagentur, erklärt: „Nachbarschaftsquartiere sind nicht langfristig gedacht, sie sind gedacht in dieser ersten Phase, dass alle Menschen ein Dach über dem Kopf haben. In weiterer Folge, wenn es dann um die langfristige Unterbringung geht, da braucht es natürlich Mietverträge, und da wird dann auch gezahlt werden dafür, das ist klar.“
Rasche Hilfe ohne Gegenleistung
All jene, die dem Aufruf der Bundesbetreuungsagentur gefolgt sind, helfen ohne finanzielle Gegenleistung – auch Familie Miesbacher: „Sie sind so dankbar und froh, dass sie in Sicherheit sind. Solange sie Hilfe brauchen, werden wir sie ihnen anbieten.“
In den kommenden Tagen werden vom Bund noch stärkere Flüchtlingsbewegungen erwartet. Im Quartier in Graz-Puntigam, wo es 200 Schlafplätze gibt, seien die Kapazitäten noch ausreichend. Das Land errichtet eine Erstaufnahmestelle in der Halle D der Grazer Messe, dort sollen Flüchtlinge ab Anfang kommender Woche registriert – mehr dazu in Grazer Impfstraße wird zu Registrierungsstelle –, von NGOs betreut und in unterschiedlichste Quartiere weiterverteilt werden.
KAGes schickt Verbandsmaterial in die Ukraine
Auch die KAGes hilft: Am Freitag verließ ein Transport mit Verbandsmaterial im Wert von 120.000 Euro Graz in Richtung Ukraine. Das sei aber nicht alles, sagt KAGEs-Finanzvorstand Ernst Fartek: „Wir haben noch andere Aktivitäten, Aktivitäten von Seiten der Mitarbeiter, Spenden, damit kommt noch einmal ein Betrag zusammen, und der Betrieb wird das auch noch einmal verdoppeln.“
Regierung unterstützt Flüchtlinge
Es soll so wenig bürokratische Hürden wie nur möglich geben, heißt es. Dazu werden zentrale Servicestellen geschaffen, wo die Geflüchteten alles aus einer Hand bekommen sollen, damit sie nicht von einer Behörde zur anderen pilgern müssen.
Vinzi hilft Ukrainern in Graz
Der Gründer der Vinzi-Organisationen, Pfarrer Wolfgang Pucher, organisiert in der Ukraine in Odessa Hilfe. Die Vinzi-Werke helfen aber auch in Graz, sagt Pucher: „Wir haben in Graz den Vinzi-Markt, da können Ukrainerinnen und Ukrainer kostenlos Lebensmittel und andere Artikel holen. Wir haben jetzt schon zu wenig, weil wir haben schon 60 Ukrainerinnen und Ukrainer als Kunden haben, und wir sind sehr dankbar, wenn man uns Lebensmittel direkt in den Vinzi-Markt am Grazer Hofbauer-Platz bringt.“ Außerdem würden Hygieneartikel wie Duschgel, Zahnputzsets und vor allem Windeln gebraucht.
Mehr Geld für Weiterbildung von Flüchtlingen
Die Landesregierung beschloss unterdessen, ein Projekt zur Weiterbildung für Flüchtlinge im Alter zwischen 15 und 18 Jahren fortzuführen – für „Zukunft. Bildung. Steiermark.“ wurden für heuer weitere 400.000 Euro zur Verfügung gestellt. Ziel des Projekts ist es, den jungen Menschen mit Grundbildung und weiterführenden Angeboten die Integration in die Gesellschaft zu ermöglichen.