Pflegerin an einem Krankenbett
ORF.at/Birgit Hajek
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Coronavirus

CoV-Welle: Personalmangel in der Pflege

Fast jede vierte Pflegekraft fällt derzeit wegen der aktuellen Coronavirus-Welle aus – und es könnten noch mehr Krankenstände werden. Schon jetzt sei nur eine Art Basisversorgung möglich, sagen Fachleute.

Die Lockerungen der CoV-Schutzmaßnahmen würden sich stark auf die Versorgung im Pflegebereich auswirken, warnt Marianne Raiger, Landesvorsitzende des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes: Derzeit seien bis zu 25 Prozent der Pflegekräfte ausgefallen.

Qualität „nicht aufrechtzuerhalten“

Eine gute Versorgung sei derzeit weder in der mobilen noch in der stationären Langzeitpflege aufrechtzuerhalten, so Raiger: „Das geht nicht mehr, das ist in so einer Situation, wo wir einen derartigen Personalmangel haben, nicht mehr gewährleistet. Wir müssen schauen, dass wir grobe Pflegefehler verhindern, aber es geht nicht mehr, dass wir auf Qualität schauen, dass die Qualität aufrechterhalten werden kann.“

Dienst statt Freizeit

Raiger appelliert an die zu Pflegenden und deren Angehörige, Verständnis aufzubringen – die Pflegekräfte seien am Limit, geregelte Dienstzeiten gebe es kaum noch: „Das heißt, dass die Personen, die jetzt noch im System arbeiten, kaum Freizeit haben oder Urlaube genießen können. Die Leute werden vom Urlaub zurückgeholt, damit sie einspringen, und das macht natürlich Unmut.“

Gehör bei Politik gefordert

Verzögerungen beim Freitesten würden die Situation verschärfen, so Raiger. Sie erwartet keine Verbesserung, wenn Ungeimpfte künftig nicht mehr als Kontaktpersonen abgesondert werden, denn mehr als 80 Prozent seien ohnehin geimpft – mehr dazu in Ungeschützte Kontaktpersonen dürfen arbeiten gehen.

Die Pflegeexpertin fordert die Politik auf, bei Entscheidungen über Verschärfungen oder Lockerungen endlich auch auf Stimmen aus der Praxis zu hören: Nicht nur die Intensivbelegung sei ein Faktor, auch die Frage, ob das Personal ausreicht, um eine gute Versorgung im Gesundheits- und Pflegewesen zu sichern, müsse berücksichtigt werden.