Radka Denemarková
Radka Denemarková/Markus Hiesleitner
Radka Denemarková/Markus Hiesleitner
Kultur

Landes-Literaturpreis für „Schwalbe von Prag“

Der Literaturpreis des Landes Steiermark 2022 geht an die „Schwalbe von Prag“, die tschechische Schriftstellerin Radka Denemarková. Das teilte Kulturlandesrat Christopher Drexler (ÖVP) am Freitag mit.

Denemarková knüpfte während ihrer Aufenthalte als Grazer Stadtschreiberin (2017/2018) und als „writer in residence“ der Kulturinitiative Kürbis Wies (2021) enge Kontakte zur steirischen Literatur- und Kulturszene. Sie wurde 1968 geboren und schreibt auf Tschechisch und Deutsch; sie schreibt Romane, Theaterstücke, Drehbücher und Essays, übersetzt aus dem Deutschen und lehrt Creative Writing.

„Dezidiert politische Schriftstellerin“

Mit dem Beschluss folgte die Landesregierung den Empfehlungen der Jury: „Radka Denemarková schreibt aus dem Eigenen heraus, ohne ihr Selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Persönliche Erfahrungen, Erlebnisse und Haltungen nutzt die dezidiert politische Schriftstellerin, um den Blick auf fremde Welten zu lenken, gesellschaftlich Relevantes darzustellen, Anklage zu erheben.“ Dabei verfolge „die Schwalbe von Prag“, wie die Schriftstellerin gerne signiert, in Schreiben und Leben eine Poetik der Menschlichkeit und Herzlichkeit, der sie auf lange Sicht mehr Macht zugesteht als allen Formen autoritärer Repression, gegen die sie hier wie anderswo ankämpfe, so die Jury.

Literaturstipendium für Chrystyna Nazarkewytsch

Das Literaturstipendium 2022 erhält Chrystyna Nazarkewytsch – die Jury begründete mit den Worten: „Sie ist seit langem mit Graz verbunden, nicht nur durch ihren Mann Nazar Hončar, der Stadtschreiber war, sondern auch durch ihr eigenes Feld: Kulturvermittlung, Übersetzungen, Essays. Vor kurzem trat sie bei einer Solidaritätslesung für die Ukraine auf, zugeschaltet aus ihrer Wohnung in Lwiw. Von dort aus informiert sie Freunde und Bekannte im Ausland über den Krieg, das sei, was sie jetzt beitragen könne, schrieb sie in einem jüngst erschienenen Artikel.“ Die Jury würdige ihre bisherige Arbeit und wolle zugleich „explizit auffordern bzw. bestärken, weiterhin aus der Ukraine zu berichten“.

Das Lichtungen-Lyrik-Stipendium geht an Luca Manuel Kieser, der seit 2018 Gedichte in den Lichtungen veröffentlicht – seitdem habe er das Talent des Anfangs unterstrichen und ausgebaut. Seine Gedichte seien experimentell, „aber auf eine ganz luftige und zugängliche Weise“ – erst beim zweiten Hinsehen merke man ihnen an, wie viel Arbeit darin stecken muss, so die Jury. Jede Silbe, jedes Wort sitze. „Ein semantisch weit aufgefächertes Spektrum bildet sich ab: Von biblischen Konnotationen über popkulturelle Zitate bis hin zu ganz traditioneller, althergebrachter Poesie.“

Jury-Entscheidungen entlang aktueller Ereignisse

Kulturlandesrat Drexler dankte den Preisträgerinnen und Preisträgern für „ihr gesellschaftliches Engagement und ihr inspirierendes künstlerisches Wirken“. Er unterstrich, dass die Jury ihre Entscheidungen entlang aktueller Ereignisse ausgerichtet habe und „sowohl den Kampf gegen autoritäre Repression in den Fokus ihrer Erwägungen rücke, als auch die couragierte Informationsarbeit über den schrecklichen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Putins auf die Ukraine“.

Der mit 10.000 Euro dotierte Literaturpreis des Landes Steiermark wird für eine anerkennungswürdige literarische Leistung an eine Künstlerin oder einen Künstler mit Steiermarkbezug vergeben. Die Vergabe erfolgt in einem zweijährigen Rhythmus, der Literaturpreis 2020 ging an Günter Eichberger. Auch die beiden Stipendien – jeweils mit 5.000 Euro dotiert – werden alle zwei Jahre vergeben.