Chronik

Obersteirer wurde mit Nacktfotos erpresst

Im Bezirk Liezen ermittelt die Polizei in einem Erpressungsfall: Ein Mann soll von einem Unbekannten mit der Veröffentlichung von Nacktfotos erpresst worden sein. In der Fachsprache spricht die Polizei von „Sextortion“.

Der Begriff „Sextortion“ setzt sich aus den Begriffen „Sex“ und dem Englischen Wort für Erpressung – „Extortion“ – zusammen: Dabei bezeichnet die Polizei eine Methode, bei der eine Person mit Bild- und Videomaterial, das sie beim Vornehmen sexueller Handlungen oder nackt zeigt, erpresst wird.

Opfer überwies den Erpressern Geld

Ein solcher Fall beschäftigt derzeit die Polizei in Liezen. Anfang März gab sich eine unbekannte Person dem späteren Opfer über eine Social-Media-Plattform im Internet als Frau aus und übermittelte dem Mann ein Nacktfoto – dieser schickte laut Polizei ein Nacktfoto von sich zurück. Unmittelbar danach wurde der Mann vom unbekannten Täter mit der Veröffentlichung des Fotos erpresst – er überwies der Täterschaft einen geringen Geldbetrag.

Nach Kennenlernphase folgt Aufforderung zu Videochat

Die Vorgehensweise bei „Sextortion“ ist meist ähnlich: Die Zielpersonen erhalten über soziale Netzwerke eine Einladung oder Freundschaftsanfrage einer ihnen unbekannten, attraktiven Person. Nach einer Kennenlernphase erfolgt oft die Aufforderung an das Opfer, in einen Videochat zu wechseln und sich dort nackt zu zeigen, zu masturbieren, ausgelassen nackt herumzutanzen oder anzüglich zu posieren. Um glaubhaft zu wirken, macht das Gegenüber mitunter den ersten Schritt, indem es sich nackt zeigt oder beginnt, sich vor der Zielperson zu befriedigen.

Täter drohen, Fotos an Familie und Freunde zu schicken

Manchmal findet die Kommunikation aber auch ausschließlich in Messenger-Apps statt. Die Betroffenen sollen aufreizende Fotos von sich senden, mit denen sie später erpresst werden. In der Regel wird der Veröffentlichung der Videos oder Nacktfotos in sozialen Netzwerken oder mit der Übermittlung an die Familie oder Freunde der Betroffenen gedroht. Die Täter nutzen dabei die Angst und Scham der Opfer als Druckmittel.

Aufnahmen werden oft manipuliert

Es sind auch Fälle bekannt, in denen die Erpressung stattgefunden hat, obwohl die Betroffenen die Absicht rechtzeitig erkannt und sich nicht vor der Webcam ausgezogen bzw. keine Nacktfotos verschickt haben. Die vorhandenen harmlosen Videoaufnahmen bzw. Profilbilder des Opfers werden mit gefälschten Aufnahmen sexueller Handlungen manipuliert.

Tipps der Kriminalprävention

Die Polizei weist auf folgende Alarmsignale hin, bei denen mögliche Opfer vorsichtig sein sollten: Fremde, vornehmlich attraktive Personen nehmen mit Ihnen Kontakt auf. Auf verdächtigen Profilen gibt es meist wenig persönliche Informationen, aber viele aufreizende Fotos. Neue Online-Bekanntschaften wollen rasch in einen Video-Chat wechseln, wo sich das Gegenüber schon nach kurzer Zeit auszuziehen beginnt. Folgen Sie in keinem Fall Aufforderungen, sich selbst nackt zu zeigen.

  • Decken Sie Ihre Webcam ab, solange Sie Ihrem Gegenüber nicht vertrauen. Denken Sie daran, dass alles, was Sie vor der Webcam machen, vom Gegenüber aufgezeichnet werden kann.
  • Wählen Sie sichere Privatsphäre-Einstellungen in Sozialen Netzwerken. Je weniger von Ihrem Profil öffentlich einsehbar ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, in das Visier von Erpressern zu geraten.
  • Brechen Sie sofort jeglichen Kontakt mit den Erpressern ab und blockieren Sie diese, wenn möglich, im Sozialen Netzwerk. Melden Sie die Fake-Accounts an die Seitenbetreiber.
  • Gehen Sie nicht auf die Forderungen ein und überweisen Sie kein Geld. Das Bezahlen schützt nicht vor einer Veröffentlichung – oft fordern die Täter nach der ersten Überweisung noch mehr Geld.
  • Sichern Sie relevante Beweismittel: Screenshots des Accounts, das Chat-Protokoll, den E-Mail-Verkehr.
  • Erstatten Sie Anzeige bei der nächsten Polizeidienststelle – nur so ist eine strafrechtliche Verfolgung der Erpresser möglich.