Chronik

Kloepfer-Bücher nach Wirbel wieder in Grazer Stadtbibliothek

Nach dem Wirbel um die Bücher von Hans Kloepfer – der Mundart-Dichter ist wegen seiner NS-Affinität umstritten –, die aus der Grazer Stadtbibliothek vorerst entfernt werden sollten, gab es schon am Tag darauf – am Donnerstag – eine Wende.

Die Werke Hans Kloepfers wurden laut einem Bericht der „Kronen Zeitung“ vom Mittwoch vorerst aus dem Sortiment genommen. Der Sprecher von Kulturstadtrat Günter Riegler (ÖVP), Peter Stöckler, bestätigte der APA den Schritt, betonte jedoch, dass es sich nur um einen Zwischenschritt handle: Nun könne man in Ruhe darüber nachdenken, wie eine Kontextualisierung der Werke – etwa durch eingelegte Zusatzblätter oder durch Online-Informationen – erfolgen kann.

Die FPÖ reagierte auf den „Krone“-Artikel postwendend mit einer Aussendung, in der sie der Stadtregierung unter anderem die Absicht zur „Geschichts- und Literaturauslöschung“ vorwirft. Laut Bericht sollten die Bücher „entsorgt“ werden.

Kontextualisierung folgt noch

Am Donnerstag nun veranlasste Riegler, dass die Bücher wieder in die Regale gestellt werden: Eine Kontextualisierung der Werke erfolge aber noch, mit wissenschaftlicher Begleitung.

Kloepfer-Büste in der Warteschleife

Die nach einer Schmieraktion entfernte Büste Kloepfers auf dem Grazer Schloßberg muss dagegen weiter auf ihre Rückkehr warten. Informationen aus dem Grazer Kulturamt zufolge gab es im Laufe der vergangenen Jahre mehrmals Verzögerungen hinsichtlich der von der früheren Stadtregierung beschlossenen Kontextualisierung der Kloepfer-Büste und der in unmittelbarer Nähe eingemauerten Urne des ebenfalls NS-belasteten Dichters Rudolf Hans Bartsch (1873-1952).

Dabei ging es einerseits um den genauen Wortlaut der kontextualisierenden Texte und andererseits auch um die Form, in der die Kontextualisierung stattfinden soll. Zu letzterem haben unter anderem das Bundesdenkmalamt und der Naturschutzbeauftragte der Stadt Graz – der gesamte Schloßberg ist ein geschützter Landschaftsteil – ein Mitspracherecht. Ein Zeitrahmen für die Wiederanbringung der Kloepfer-Büste ist derzeit laut Kulturamt jedenfalls nicht abzusehen.

Nähe zum NS-Regime nachgesagt

Der Mundart-Dichter Kloepfer ist umstritten, denn ihm wird eine Nähe zum NS-Regime nachgesagt. Zu seinem Begräbnis sollen auch Hitler und Goebbels Ehrenkränze geschickt haben. Außerdem wird der Schriftsteller auch von der Grazer Straßennamen-Kommission kritisch betrachtet: Die Dr.-Hans-Kloepfer-Straße zählt zu den 20 am meisten belasteten Straßennamen der Stadt – mehr dazu in Belastete Grazer Straßennamen werden umbenannt (24.3.2022).