Bereits seit 131 Jahren beobachtet der Gletschermessdienst die heimischen Gletscher – für den alljährlichen Gletscherbericht 2020/2021 wurden insgesamt 91 Gletscher beobachtet.
Auffallend geringer Wert
92,3 Prozent davon zogen sich zurück, sagt Gerhard Karl Lieb, der Leiter des Gletschermessdienstes des Alpenvereins: „Wirkliche Messdaten konnten wir von 79 Gletschern in beiden Jahren 2020 und 2021 gewinnen – hier kam ein mittlerer Rückzugsbetrag von elf Metern heraus, und der ist deutlich geringer als der im Vorjahr und auch in den Jahren davor. Das ist überhaupt ein auffallend geringer Wert, verglichen mit den letzten 30 Jahren, die ja alle einen ähnlichen Gletscherrückzug hatten. Diese Verringerung des Wertes bedeutet jetzt aber nicht, dass es den Gletschern flächendeckend besser gehen würde, sondern nur eine geringfügige kleine Schwankung mit einem etwas geringeren Wert.“
Schneereicher Mai half
Am größten war der Rückzug bei der Venediger Gruppe, der Dachstein zog sich den Messungen zu Folge um 6,5 Metern zurück. Ein entscheidender Faktor sei das Witterungsgeschehen, wobei 2021 der schneereiche Mai geholfen hätte, so Andreas Kellerer-Pirklbauer vom Institut für Geographie und Raumforschung der Universität Graz: „Im heurigen Jahr waren manche Gegebenheiten eine Spur günstiger als in den letzten Jahren, insgesamt was das heurige Jahr negativ. Aber diese Schneebedeckung hat die Gletscher relativ lang in den Sommer hinein vor der Abschmelzung geschützt.“
Trügerisches Bild
Auch wenn die Gletscherrückzüge im Jahr 2020/2021 nicht so groß waren wie in der vergangenen Messperiode, dürfe das Bild nicht trügen, so die Experten: Auf lange Sicht gesehen sei die Situation der Gletscher durchaus bedenklich – mehr dazu in Gletscherschwund schreitet voran (science.ORF.at).