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Reuters/Zohra Benemra
Reuters/Zohra Benemra
Ukraine-Krieg

Kriegsverbrechen: Benedek fordert Untersuchung

Die Entdeckung hunderter getöteter Zivilisten im ukrainischen Butscha sorgt für Entsetzen. Der steirische Menschenrechtsexperte Wolfgang Benedek, der in der Ukraine eine OSZE-Mission zur Aufklärung von Kriegsverbrechen, fordert eine unabhängige Untersuchung.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte am Montag, in Butscha seien Kriegsverbrechen begangen worden: „Die Welt wird das als Genozid anerkennen.“ Die Bilder aus dem Ort riefen international Entsetzen und Proteste hervor und heizten die Debatte über weitere Sanktionen gegen Russland an – mehr dazu in Selenskyj spricht in Butscha von „Genozid“ (news.ORF.at)

Der Grazer Menschenrechtsexperte Wolfgang Benedek ist Leiter einer OSZE-Mission über mögliche Kriegsverbrechen in der Ukraine – mehr dazu in Grazer prüft Kriegsverbrechen in der Ukraine (19.3.2022), er befasst sich bereits mit Vorkommnissen schon vor Butscha, könne er aber vor Veröffentlichung seines Berichts nichts sagen.

„Licht in die Aussagen bringen“

Schwere Anschuldigungen wie jetzt in Butscha müssten aber unabhängig untersucht werden „und Licht in die sehr widersprüchlichen Aussagen der beiden Kriegsparteien bringen. Aber man kann natürlich aufgrund der Verletzungen, der Lage, wo die Personen herkommen und so weiter schon abschätzen, was hier wirklich passiert ist“, so Benedek.

Entsetzen nach Ukraine-Massaker

Die Entdeckung hunderter getöteter Zivilisten in der ukrainischen Ortschaft Butscha in der Nähe von Kiew sorgt für weltweites Entsetzen. Zahlreiche Politiker aber auch Menschenrechts-Organisationen werfen der russischen Armee Kriegsverbrechen vor. Der Kreml weist alle Anschuldigungen zurück. Der steirische Menschenrechtsexperte Wolfgang Benedek, der eine OSZE-Mission zur Aufklärung von Kriegsverbrechen in der Ukraine leitet, fordert eine unabhängige Untersuchung.

Allein das Leid der Opfer erfordert Untersuchungen

Aber was bringen solche Untersuchungen, fragen sich viele, sind doch die mutmaßlichen Täter und Drahtzieher kaum zu erwischen? „Auszuschließen ist es auch nicht – wenn man denkt, Slobodan Milošević ist letztlich vor Gericht gestellt worden, als er dann in Jugoslawien nicht mehr erwünscht war. Man kann das also für die Zukunft nicht ausschließen, aber natürlich ist es schwierig“, so Benedek; aber schon allein das Leid der Opfer erfordere solche Untersuchungen.

13-Jähriger musste über Leichen steigen

Eine Familie aus Butscha landete auch in der Steiermark – die oststeirische Landtagsabgeordnete Cornelia Schweiner (SPÖ) half mit, sie im Raum Fehring unterzubringen. Sie habe ursprünglich nicht an die Öffentlichkeit gehen wollen, doch sie könne nach dem ihr Erzählten nicht schweigen: Alle seien schwer traumatisiert, vor allem die Kinder.

„Der Sohn hat das selbst gesehen – vor seinen Augen ist sein bester Freund von den Russen erschossen worden. Die Mutter hat den Jüngeren am Arm getragen, und dieser 13-Jährige ist dort über Leichen gestiegen, und sie sagt, es ist fast ein Wunder, dass sie es raus aus Butscha geschafft haben“, so Schweiner.