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Teures Erdgas: Graz plant „Wärme-Wende“

Die Abhängigkeit von russischem Gas führt zu enormen Preissteigerungen und macht die Versorgung unsicher. Graz plant daher eine „Wärme-Wende“ und will vorhandenes Potenzial besser nutzen.

Durch die Erdgaskrise befeuert werden die Pläne zur Wärme-Wende in der Landeshauptstadt Graz nun mit Hochdruck bearbeitet. Wie auch die „Kleine Zeitung“ berichtet, hat die Arbeitsgruppe Wärmeversorgung 2020/2030 ein Gesamtpaket mit insgesamt sieben Punkten erarbeitet, um die Fernwärme der Stadt möglichst unabhängig zu machen. Behördenverfahren, wie etwa Umweltverträglichkeitsprüfungen, sind zwar noch ausständig, die Verantwortlichen erwarten aber, dass die sogenannte „Wärme-Wende“, wo möglich, schon in fünf Jahren realisiert werden könnte.

Abwärme bei Müllverbrennung selber nutzen

Ein Kernstück des Projektes soll eine Verbrennungsanlage für Müll-Reststoffe sein. Diese soll in der Nähe des Fernheizkraftwerks in der Puchstraße in Graz gebaut werden, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Sturzplatz, sagt Werner Prutsch, Leiter des Umweltamtes der Stadt Graz: „Das heißt, der Abfall, der nicht anderwärtig verwertet werden kann, der würde dann einer entsprechenden, thermischen Verwertung zugeführt werden, um auch für die Fernwärme beizutragen. Das wäre keine zusätzliche Verbrennung von Abfall, sondern der wird auch jetzt schon verbrannt, allerdings in anderen Bundesländern, beziehungsweise teilweise auch in der Slowakei. Das hat halt den Nachteil, dass wir die Wärme nicht nutzen können.“

Konkret würde es um 100.000 Tonnen Abfall gehen. Durch die Verbrennung in Graz könne die Abwärme in das lokale Fernwärmenetz eingespeist und damit wiederum könnten rund 20.000 Wohnungen beheizt werden, erwartet Prutsch: „Was eben ein Hauptvorteil ist, dass hier bei einer lokalen Lösung die Abfallentsorgung und die Wärmeerzeugung in einer Hand wären. Das heißt, man ist auch von diesen massiven Preisausschlägen, die es auf den internationalen Märkten gibt, unabhängig.“

Ziel: 60.000 Haushalte versorgen

Außerdem sieht das Versorgungspaket vor, dass etwa die schon bestehende Abwärmenutzung der Firmen Sappi in Gratkorn und der Marienhütte in Graz weiter ausgebaut werden sollen. Bei der Kläranlage Gössendorf sollen Abwasser und Abwärme genutzt werden. Insgesamt gehe es bei sieben Projekten um 700 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr, die autark aufgebracht werden könnten.

Werner Prutsch erklärt: „Im Vergleich dazu beträgt der Fernwärmebedarf im Stadtgebiet selbst momentan ungefähr 1.000 Gigawattstunden pro Jahr. Die Voraussagen sind, dass das – inklusive der Bereiche außerhalb von Graz – dann bei 1.400 GWh liegen wird. Das heißt, dieses 700-er Paket wird dann etwa 50 Prozent des Bedarfs abdecken können.“ Teil des Gesamtkonzeptes, das frühestens in fünf Jahren realisiert werden kann, soll auch ein Speichersee sein, den die Energie Steiermark bei Kalsdorf errichten wird. Durch Photovoltaik beheizt soll die Wärme daraus auch im Winter genutzt werden können.