Autobatterien werden in Graz zu Großspeichern umgebaut
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Wirtschaft

Zweites Leben für alte Autobatterien

Ein steirisches Vorzeigeprojekt haucht alten Autobatterien neues Leben ein. Ein Konsortium aus Firmen und Einrichtungen aus dem Energie-, Technik- und Umweltbereich entwickelte Großspeicher, die aus ausgemusterten Autobatterien bestehen.

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und der Abhängigkeit Österreichs von russischem Gas bekommen Initiativen zur Energiegewinnung und Speicherung ein ganz besonderes Gewicht. Außerdem werden die Elektroautos auf den Straßen immer mehr. Damit sind auch immer mehr Batterien im Umlauf.

Umbau zu Stromspeicher

Nach dem ersten Leben im Auto sollen sie in Zukunft nicht nur zerlegt und recycelt werden. Viele von ihnen können ein zweites Leben als Stromspeicher, etwa für Photovoltaik- und Solaranlagen erhalten. Ein Grazer Konsortium entwickelte als erstes Unternehmen, das nicht aus der Batterie- oder Autoindustrie kommt, ein derartiges System.

Second Life-Pilotanlage

Vor der Zentrale des Recyclingspezialisten Saubermacher, in direkter Nachbarschaft zum Grazer Flughafen, steht die erste Second Life-Pilotanlage. Sie ist so groß wie ein halber Baucontainer und speichert 96 kWh Strom. Außerdem ist die Anlage mit Elektroautobatterien gefüllt, die nur noch weniger als 80 % ihrer Kapazität haben und deshalb nicht mehr in E-Autos verwendet werden können.

Autobatterien werden in Graz zu Großspeichern umgebaut
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Robert Schmied, Geschäftsführer der Grazer Energieagentur: „Grundsätzlich hilft der Batteriespeicher, Leistungsspitzen abzufedern, er könnte auch eine Notstromversorgung übernehmen. Er hilft aber auch, den Eigenverbrauch zu reduzieren und den solaren Ertrag, den die Anlage erzeugt, zwischenzuspeichern.“

„Weltweit einzigartiges Projekt“

Projektpartner sind Saubermacher, die Grazer Energieagentur, die Graz-Holding, die Energie Steiermark und AVL. Bei AVL DiTEST hat man ein Verfahren entwickelt, damit die verwendeten Gebrauchtbatterien in ihrem Ladeverhalten und ihrer Restkapazität zusammenpassen, sagte deren Geschäftsführer Gerald Lackner: „Um dies tun zu können, beginnt man einmal, die Ladekapazität der Module zu bewerten, und dann baut man Module mit etwa der gleichen Batteriekapazität zu einem Modul zusammen. Wenn die nämlich unterschiedliche Ladekapazitäten haben, dann nutzt man die Fähigkeiten der einzelnen Module nicht aus.“

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Recycling als Zukunftsmarkt

Saubermacher Hausherr Hans Roth sieht im Second Life-Konzept die einzig logische Variante: „Diese Art, Batterien einer Zweitnutzung zuzuführen, ist einfach ein ganz wichtiger Schritt. Weil das wird europaweit und weltweit Zukunft haben und ein wichtiger Teil des Batterierecyclings sein. Privat sind wir die Ersten weltweit.“ Und das Ganze ist ein Zukunftsmarkt. Zurzeit fallen in Österreich etwa 4.000 gebrauchte E-Auto-Batteriesysteme im Jahr an. Im Jahr 2030 sollen es bis zu 40.000 sein.