Blick auf die Kirche von aussen
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Religion

Neuer Glanz für die Minoritenkirche in Bruck

Die ehemalige Klosterkirche „Heilige Maria im Walde“ in Bruck an der Mur hat eine lange, bewegende Geschichte hinter sich. Von vielen negativen Ereignissen geprägt, präsentiert sich die Minoritenkirche nach einer Renovierung heute wieder als Juwel.

Sie ist auch bekannt als Grabstätte des „letzten Minnesängers“ und Landeshauptmannes Hugo von Montfort und hat eine bewegte Geschichte. Einen Kirchturm sucht man vergebens, doch es braucht auch keinen, um ein historisches Juwel zu sein.

Schon früh an Franziskaner übergeben

Pfarrer Clemens Grill schildert, wie die Kirche seinerzeit entstand: „Die Besonderheit dieser Kirche ist, dass sie im Zuge der Stadtgründung durch König Ottokar Přemysl im 13. Jhd. gebaut worden ist, als Teil der Stadtbefestigung, und sehr schnell schon dem damals neu gegründeten Orden der Franziskaner, also den Minoriten, übergeben worden ist.“ Seither blickt der barockisierte gotische Bau auf eine bewegte Geschichte zurück.

Blick in das Innere der Kirche
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Blick in das Innere der Minoritenkirche

Wahre Schätze im Inneren

Außen schlicht – ganz im Sinne des Bettelordens – birgt die Kirche in ihrem Inneren wahre Schätze – so etwa ein Fresko, das im Zuge einer großen Sanierung 1951 freigelegt wurde, sagt Diözesankonservator Heimo Kaindl: „Das Besondere an diesem Fresko ist, dass es für Österreich eines der bedeutendsten Fresken aus der Zeit um 1400 ist, auch von der Dimension her. Der große Zufall wollte es, dass es unter der Kalktünche bis 1951 verborgen geblieben ist, weil die Kirche barockisiert wurde, und man es eben zugestrichen hat.“

Fresko in der Kirche
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Das freigelegte Fresko

Flucht der heiligen Familie nach Ägypten abgebildet

Eine weitere Besonderheit ist das Tympanon über dem Hauptportal, eine wertvolle Holzschnitzarbeit: „Der Titel der Kirche ‚Maria im Walde‘ ist vielleicht irreführend. Man liest in der Bibel nichts davon, aber wir lesen von der Flucht der heiligen Familie nach Ägypten und diese Flucht ist auch abgebildet auf dem sogenannten Tympanon, eine sehr wertvolle Holzschnitzarbeit.“

Das geschnitzte Tympanon über dem Portal
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Das Tympanon am Portal

Kirche hat „Highlights“ vorzuweisen

Einiges an Geschichten, wie etwa, dass der König von Paris hier geheiratet hat, oder der letzte Minnesänger, ein Verwandter der Kirchenstifterfamilie Montfort, in der Familiengruft seine letzte Ruhestätte gefunden hat, macht die Kirche ebenfalls berühmt. Doch die ehemalige Klosterkirche diente nach Auflösung des Konvents im Zweiten Weltkrieg auch als Lager – schwere Schäden waren die Folge. Seit den 60ern wird die Kirche nun, die seit einigen Jahren von der orthodoxen Gemeinschaft genützt wird, nach und nach wachgeküsst.

Der ehemals abgetrennte Teil der Kirche
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Der einstige Durchgang für Fußgänger

Bausünden rückgebaut

Im Zuge der letzten großen Renovierungsarbeiten 2018 wurde schließlich auch eine skurrile Bausünde wieder behoben: „Das Eigenwillige dieser Kirche war, dass man in den 50er-Jahren hier dem Straßenverkehr mehr Raum gegeben hat und deswegen ein Stück von der Kirche abgezwickt hat, damit die Fußgänger neben der Straße gefahrlos vorbeigehen konnten. Die Besonderheit der Restaurierung 2018 war, dass man die großen Mauern, die sich hier befunden haben, wieder herausgenommen hat und dieses Stück der Kirche zurück gegeben hat, sodass der Raum wieder wesentlich mehr Licht hat und ein großer, heller, weiter Raum geworden ist.“