Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP)
APA/BKA/DRAGAN TATIC
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Politik

Treffen mit Putin: „Kluge Entscheidung“

Als erster europäischer Staatschef seit Beginn des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine hat Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Montag den russischen Präsidenten Wladimir Putin getroffen. Der Historiker Stefan Karner sprach im Vorfeld von einer historischen Chance.

Es habe sich nicht um einen „Freundschaftsbesuch“ gehandelt, teilte das Bundeskanzleramt im Anschluss an das Treffen mit: Das Gespräch sei „direkt, offen und hart“ gewesen, so Nehammer. Auch habe er die Kriegsverbrechen in Butscha und anderen Orten in der Ukraine angesprochen – mehr dazu in Gespräch mit Putin „direkt, offen und hart“ (news.ORF.at). Nehammer hat „generell keine positiven Eindrücke“ gewonnen, wichtig sei aber „persönlicher Kontakt“, der Weg des Dialogs müsse weiter gegangen werden, „damit es kein Vakuum gibt“ – mehr dazu in „Generell keine positiven Eindrücke“ (news.ORF.at)

„Zeichen von russischer Seite“

Russland sei unverrückbar ein Nachbar Europas, und man müsse alle Chancen nutzen, um den Gesprächsfaden intakt zu halten, sagte am Montag Stefan Karner, Gründer und ehemaliger Leiter des Ludwig Boltzmann-Institutes für Kriegsfolgenforschung und ausgewiesener Russland-Experte. Er betonte die Bedeutung des Gesprächs in dieser schwierigen Situation: „Ich glaube nicht, dass das eine PR-Aktion des Kanzlers ist – nein, er hat sich das gut überlegt, es ist ein historischer Moment, den es auszunutzen gilt. Putin empfängt ihn, und das ist auch ein Zeichen aus meiner Sicht, dass hier auch von russischer Seite eine Gesprächsebene aufgebaut wird, sonst würde Putin ihn nicht empfangen.“

Treffen mit Putin: „Kluge Entscheidung“

Als erster europäischer Staatschef seit Beginn des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine trifft Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Montag den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Historiker und Russland-Kenner Stefan Karner spricht von einer historischen Chance.

Österreich in Vermittler-Rolle

Karner sieht im Russland-Besuch Nehammers klar die Tradition des militärisch neutralen Österreichs als Vermittler – wie im Kalten Krieg – fortgesetzt. Im aktuellen Konflikt sei die moralische Solidarität mit der Ukraine offenkundig, der europäische Weg werde somit nicht verlassen: „Er wird mit Putin nicht tanzen, er wird keinen Hofknicks machen, und er wird die Themen, die es gibt in schonungsloser Offenheit ansprechen – er wird moralisch also nicht neutral bleiben, er wird die Kriegsverbrechen in der Ukraine ansprechen, und das ist ein großer Schritt.“

„Werden kaum Details erfahren“

Angesprochen auf die Erfolgschancen des Treffens, sagte Karner im Vorfeld: „Solche Dinge werden oft von Menschen vorbereitet, die später gar nicht mehr in Erscheinung treten, das heißt, es kann absolut sein, dass ihm Wolodymyr Selenskyj (der Präsident der Ukraine, Anm.) eine Botschaft, eine Bemerkung mitgegeben hat und der Kanzler das bei Putin anspricht. Diese Dinge werden wir kaum erfahren. Wenn es gut ausgeht, dann ist es schön, und wenn es schlecht ausgeht, werden wir es auch nicht erfahren.“

Schützenhöfer: „Sehr mutiger Schritt von Nehammer“

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) spracht von einem „sehr mutigen Schritt von Bundeskanzler Karl Nehammer. Auch wenn die Aussicht auf eine Lösung gering ist, sollte jeder Versuch unternommen werden, um den Frieden wieder herzustellen. Wir stehen auf der Seite der Kinder, der Frauen und Männer – und deren Angehörigen, die unsagbares Leid ertragen müssen – , die unschuldig verfolgt, misshandelt und getötet werden. Kriegsverbrechen dürfen nicht hingenommen werden. Sie müssen benannt und bekämpft werden. Aber wir müssen auch bedenken, dass es weltweit zu viele Krisenherde gibt. Wir sind in dieser globalen Welt voneinander abhängig. Nur der Friede ist Garant für eine gedeihliche Entwicklung der Völker, nur der Dialog ist der Wegbereiter zum Frieden.“