Katholische Kirche  Jesus auf Kreuz
APA/ROBERT JAEGER
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Religion

Hirtenwort von Wilhelm Krautwaschl

Ostern ist das Fest des Lebens. Wir feiern den Sieg über den Tod, über alles, was dem Leben entgegensteht. Diese frohe Botschaft zu begreifen und daraus Hoffnung zu schöpfen, ist derzeit nicht einfach. Ängste, Sorgen und Nöte prägen unsere Gesellschaft und vielfach unser eigenes Leben:

  • Wir wissen nicht, in welcher Form und wie lange uns Covid noch in Atem halten wird.
  • Der dramatische Klimawandel wird zunehmend spürbar. Ein überfälliges Handeln scheint nicht in die Gänge zu kommen.
  • In Europa gibt es Krieg, der unsägliches Leid mit sich bringt. Trotzdem darf die Hoffnung nicht untergehen: Die Solidarität in unserer Gesellschaft, gerade in der Hilfeleistung für Flüchtende, ist ein wunderbares Hoffnungszeichen.
  • Alle diese Krisen stellen unser Leben vor gewaltige Anforderungen.

Auch die Situation der Kirche kann nicht unerwähnt bleiben. Die geringer werdende Zahl an Priestern und anderen, im kirchlichen Dienst stehenden Personen oder immer wieder benannte Enttäuschungen bei der Glaubwürdigkeit von Vertretern der Kirche fordern uns. Zu denken geben uns Entscheidungen während der Pandemie und ein Nicht-Sprechen-Wollen oder -Können über unterschiedliche Standpunkte. Schmerzliche Kirchenaustritte werden von Fragen zum Umgang mit gleichgeschlechtlich liebenden Menschen und der Forderung nach Änderungen beim Weiheamt begleitet; vor allem in Europa und damit auch in unserer Diözese.

All diese Herausforderungen in Welt und Kirche und so manche persönliche existentielle Erfahrung lassen uns fragen, was uns, was mich diesmal zu Ostern aufleben lässt.

Aufleben und Beispiele der Hoffnung sind vonnöten. Die neu gewählten Pfarrgemeinderäte sehe ich dankbar als ein Zeichen hierfür. Ihnen wie jenen, die kirchliches Leben mittragen, ist der auferstandene Christus die Orientierung. Der Glaube an IHN ermutigt uns, in aller Unterschiedlichkeit miteinander das Gespräch zu suchen und voranzuschreiten. Pflegen wir diese Kultur des Gemeinsamen – auch um der Gesellschaft willen. Und dort, wo es nötig ist, ermöglichen wir neues Leben durch Versöhnung.

Versöhnen ist wohl das Gebot der Stunde – für Christen und für die gesamte Gesellschaft. Wir wissen uns mit Gott versöhnt, denn Jesus hat alles Leid auf sich genommen. „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“, schrieb der Apostel Paulus an die Christengemeinde in Rom. Versöhnung ist ein Geschenk, das wir als Frohe Botschaft in die Welt tragen dürfen und sollen.

Bischof Wilhelm Krautwaschl im Sonntagsgespräch

Bischof Wilhelm Krautwaschl im „Steiermark heute“-Sonntagsgespräch mit ORF Steiermark-Chefredakteur Wolfgang Schaller

Ostern lädt uns in besonderer Weise ein, miteinander zu reden und gemeinsam die Zukunft zu gestalten. Als Kirche haben wir uns, angeregt durch Papst Franziskus, bereits auf diesen Weg des Aufeinander-Hörens und – daraus folgend – des Miteinander-Redens begeben. Diese Haltung erfordert eine Größe, die uns allen geschenkt ist. Gerade heute will uns Gottes Geist sagen: Ostern ist Leben, Frieden und Gemeinschaft. Als Christen wissen wir uns eingebettet in die Zukunft, die Auferstehung heißt. Wir feiern das ewige Leben in Frieden. Trotz der Präsenz des Bösen wissen wir: siegen wird das Gute.

Ich möchte Ihnen daher am heurigen Osterfest – bei all den Herausforderungen, vor denen wir stehen und die wir begleitet durch Gottes Geist voll Zuversicht anpacken können – Mut und Freude zusprechen. Es braucht Menschen, die Hoffnung bringen. Getragen von der Osterbotschaft wird das Licht, das wir in der Osternacht entzündet haben, zum Licht für die Welt.

Ich wünsche Ihnen dieses Licht, das uns aufleben lässt, das uns Frieden und Gemeinschaft schenkt. Gesegnete Ostern!