Pflegerin hält Hand einer alten Frau in Seniorenheim
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Soziales

Rechnungshof: Pflegemisere teils hausgemacht

Der aktuelle Pflegemangel sei schon seit mehr als einem Jahrzehnt absehbar gewesen: Zu diesem Schluss kommt der aktuelle Prüfbericht des Landesrechnungshofes – die getroffenen Maßnahmen seien „nicht ausreichend bis ungeeignet“ gewesen.

Eine Zunahme an pflegebedürftigen Menschen bei einem gleichzeitigen Rückgang an Pflegekräften, die potentiell zur Verfügung stehen – diese demographische Entwicklung sei längst absehbar gewesen, heißt es in dem Prüfbericht. Geprüft wurde hierfür der Zeitraum 2017 bis Juni 2021.

Unzuverlässige Daten – kein Überblick

Auch kritisiert der Landesrechnungshof unter der Leitung von Direktor Heinz Drobesch die mangelnde Datenlage scharf: „Wir haben festgestellt, dass das Land seine Planungen über Ausbildungen und Planungen der Pflegekräfte auf unzuverlässigen Daten aufbaut. Einerseits weiß man keine exakten Daten über den derzeit eingesetzten Personalstand – der Bedarf wurde nicht bei Stellen, die diesen nennen könnten, erhoben, und auch bei den Ausbildungsplätzen selbst gibt es divergierende Angaben, das hängt mit der Verteilung der Zuständigkeiten auf mehrere Abteilungen zusammen.“

Rechnungshof: Pflegemisere teils hausgemacht

Ein vernichtendes Zeugnis stellt der Landesrechnungshof in seinem aktuellen Bericht dem Pflege-Management des Landes aus. Man wisse weder genau, wie viele Pflegekräfte fehlen, noch wie viele Menschen in diesem Bereich arbeiten. Die Pflegemisere sei also auch hausgemacht.

Somit fehle auch eine zielgerichtete Strategie sowie ein Überblick über die Kosten der eingesetzten Pflege- und Betreuungskräfte.

Land gefordert, seine Hausaufgaben zu machen

Dazu komme eine Fehleinschätzung aus einer Bedarfsstudie, die – kurz gesagt – dazu geführt habe, das es zu wenige Ausbildungsplätze gibt, heißt es weiter im Prüfbericht. Das Land sei nun gefordert, seine Hausaufgaben zu machen, sagt Drobesch: „Wir empfehlen die Zuständigkeiten in einer Hand zu bündeln, weil nur so ist es möglich, einen Überblick zu wahren, dass man die verschiedenen Facetten, die dieses Thema fordert, auch tatsächlich berücksichtigen kann.“ Außerdem empfehlen die Prüfer eine zielgerichtete Ausbildungsoffensive.

Opposition fordert Strategie und „Masterplan“

Die Freiheitlichen sehen sich in ihrer jahrelangen Kritik bestätigt und fordern erneut die Ausarbeitung eines „Masterplans Pflege Steiermark“: Die zuständige Landesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) sei offenbar „im völligen Blindflug unterwegs“, heißt es in einer Aussendung von Klubobmann Mario Kunasek. Auch NEOS-Klubobmann Niko Swatek sieht per Aussendung die Landesregierung „ohne Fakten und Plan in der Pflege herumirren“ und fordert ebenfalls eine Pflegestrategie.

„Bei manchen der politisch Verantwortlichen scheint noch immer nicht angekommen zu sein, dass wir in einer Pflegekrise stecken. Obwohl die KPÖ und andere seit Jahren darauf hinweisen und nun auch der Landesrechnungshof ein vernichtendes Urteil gefällt hat“, wunderte sich KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler.