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APA/Barbara Gindl
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Soziales

Nach RH-Bericht: Pflegereform gefordert

Der aktuelle Prüfbericht des Landesrechnungshofes stellt der Politik in Sachen Pflege ein schlechtes Zeugnis aus: Man legt den Verantwortlichen unter anderem eine zielgerichtete Ausbildungsoffensive nahe – und das fordern einmal mehr auch Pflegeexperten.

Gerade in Ausbildungsfragen seien in den vergangenen Jahren Chancen vergeben worden, sagt Christa Lohrmann, Leiterin des Instituts für Pflegewissenschaften an der Med-Uni Graz. Das 2011 eingeführte Bachelor-Studium der Pflegewissenschaften wurde mit der Novelle des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes 2016 gestrichen, anstatt eine Übergangsfrist bis 2024 zu nutzen.

„Wir hätten gerade in diesen letzten Jahren einige hundert Absolventinnen und Absolventen gut ausbilden können. Der Rechnungshof hat ja festgestellt, für eine hochwertige Versorgung braucht es einen ‚Skill Mix‘ und gut ausgebildetes Personal, sei es als Pflegeassistenz, als Fachassistenz oder mit einem Masterabschluss. Aus meiner Perspektive ist es bedauerlich, dass wir diese Chance nicht nutzen haben können“, so Lohrmann.

Dialog gefordert

Für die vom Landesrechnungshof vorgeschlagene Ausbildungsoffensive fordert Christa Lohrmann jedenfalls zunächst den Dialog mit den Expertinnen und Experten. Auch Marianne Raiger, Landesvorsitzende des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes, erneuert ihre Forderung nach einem ExpertInnenbeirat aus der Pflege.

Rechnungshof: Pflegemisere teils hausgemacht

Ein vernichtendes Zeugnis stellt der Landesrechnungshof in seinem aktuellen Bericht dem Pflege-Management des Landes aus. Man wisse weder genau, wie viele Pflegekräfte fehlen, noch wie viele Menschen in diesem Bereich arbeiten. Die Pflegemisere sei also auch hausgemacht.

Sie schlägt außerdem eine Informationsstelle vor und spricht von „Wildwuchs in der Ausbildung“: „Ob Pflegefachassistenz oder Diplompflegefachkraft oder als Ausbildung an der FH – es gibt sehr große Verwirrung auch in der Bevölkerung, wo man seine Ausbildung durchführen soll.“

Einfacherer Zugang gefragt

Neben einer Attraktivierung des Pflegeberufes, sei außerdem die finanzielle Förderung der Ausbildung notwendig, so Raiger: „Wenn man nicht gerade arbeitslos ist und beim AMS eine Förderung bekommt, ist es sehr schwierig, einen zweiten Beruf anzustreben und nebenbei seinen Lebensunterhalt finanziert zu bekommen.“

Der Zugang zur Pflegeausbildung muss leichter werden, fordert schließlich auch Nora Tödtling-Musenbichler, die für die Pflege zuständige Vizedirektorin der Caritas: Wer auf einen Pflegeberuf umsteigen möchte, sollte die Ausbildung dafür bezahlt bekommen, damit für Interessierte der Umstieg in die Pflege auch leistbar sei.