Bild der Stützmauer-Bauarbeiten
ORF
ORF
Verkehr

Land saniert „Klagemauer“ an der S35

Seit 50 Jahren besteht in der Steiermark eine Art „Klagemauer“ – und seit dem Herbst wird diese Stützwand zwischen Peggau und Frohnleiten saniert, damit sie für die nächsten hundert Jahre fit ist.

Sie ist mehr als 200 Meter lang, bis zu 15 Meter hoch und sorgt dafür, dass der Verkehr an der Engstelle des Murtals ungehindert fließen kann: eine Stützmauer, die 1972 im Zuge des S35-Baus errichtet wurde. Nach 50 Jahren wird diese sogenannte „Klagemauer“ nun seit November generalsaniert.

Bild der Stützmauer
ORF
Mehr als 200 Meter ist die Stützwand an der S35 lang – seit November wird sie saniert.

Verankerungen bis zu 50 Meter tief im Gestein

Das Land Steiermark arbeitet bei dem Projekt mit mehreren heimischen Ziviltechnik-Spezialisten zusammen. Einer der ersten Schritte ist die präzise Untersuchung der herausfordernden geologischen Gegebenheiten: „Wir haben einerseits Lockergesteine – Sand, Kies, Geröll, Schluff –, die die Mur hereingeschwemmt hat, andererseits Fels und Kalk, wo wir die Verankerungen hineinverankern müssen“, schildert Ziviltechniker Hartmut Schuller.

Das geschieht mit Hilfe sogenannter Litzenanker – das sind gebündelte Stahlseile, die über Bohrlöcher bis zu 50 Meter weit in den Berg getrieben und dann verspannt werden. Um möglichst ressourcenschonend vorzugehen, haben die Experten im Vorfeld die mehr als 200 bestehenden Verankerungen überprüft, von deren Tragfähigkeit man sich nach fünf Jahrzehnten im Berg zunächst nicht mehr allzu viel erwartet hat.

Alte Anker teilweise noch tragfähig

„Wir konnten aber bei der Überprüfung der Wand doch feststellen, dass sehr viele von den Ankern noch in einem recht guten Zustand sind und deswegen einige dieser Anker auch für die Zukunft noch als tragfähig beurteilen“, erklärt Ziviltechniker Florian Scharinger.

Bild der Stützmauer
ORF

Dennoch müssen nach der anfänglichen Grundreinigung der 2.400 Quadratmeter großen Betonoberfläche und der Errichtung einer neuen, rund 3,5 Meter hohen Schalungsmauer insgesamt 116 zusätzliche Litzenanker gebohrt und gesetzt werden, um das Bauwerk nachhaltig zu stabilisieren.

Dazu kommen zahlreiche weitere Verstärkungsmaßnahmen, wie Ziviltechniker Stephan Tagger erklärt: "Neue Bewährungseisen sind draufgekommen – beidseitige doppelte Bewährung. Dazu die Schale mit dem Spritzbeton, und es kommen im Abstand von sechs Metern vertikale Riegel dazu, die wiederum mit Ankern nach hinten verhängt werden, um das Ganze dann zu sichern.“

Spitzname „Klagemauer“ hat alten Ursprung

Dass die Einheimischen die Stützwand seit jeher als „Klagemauer“ bezeichnen, hat seinen Ursprung in einer Zeit, lange bevor der Berg für den Autobahnbau abgetragen wurde: Laut Überlieferung gab es im Bereich des Murufers früher eine Art Seelentröster-Plätzchen, wo man auf einem Bankerl dem Himmel sein Leid klagen konnte: „Wenn ein Mädchen unglücklich verliebt war, oder ein Bursche, dann ist er eben hierher gegangen, zu dieser Stelle, und hat sein Leid geklagt – und dann war es ihm wieder leichter“, so Projektleiter Markus Adam. Die Sanierung kostet 3,4 Millionen Euro und soll die Mauer ab kommenden September für hundert Jahre fit machen.