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Kultur

Geiselnahme in Grazer Karlau als Kino-Vorlage

Ab 6. Mai startet in den heimischen Kinos der Film „Taktik“. Viele Szenen daraus wurden in der steirischen Landeshauptstadt gedreht, Filmvorlage war eine Geiselnahme in der Strafanstalt Graz-Karlau, die sich tatsächlich zugetragen hat.

Drei Häftltinge nahmen im Jahr 1996 drei Frauen als Geiseln, um sich freizupressen. Nach langen Verhandlungen und einem spektakulären Einsatz konnte die Geiselnahme nach neun Stunden unblutig beendet werden. Dieser Stoff ist nun Vorlage für den Kinofilm „Taktik“ mit hochkarätiger Besetzung, der am Dienstag in Graz seine Österreich-Premiere feierte und ab 6. Mai in den heimischen Kinos zu sehen ist.

Grazer Ex-Polizist war Ideengeber

Der Grazer Ex-Polizist Eduard Hamedl war einst der Verhandler beim Geiseldrama in der Haftanstalt Graz-Karlau und er war es letztlich auch, der mit seiner Geschichte die Idee zum Film lieferte, erklärt Regisseurin und Schauspielerin Marion Mitterhammer: „Eduard Hamedl hat uns bei einem Fest davon erzählt, das hat er so fantastisch geschildert, dass mein Mann gesagt hat: ‚Da müsste man einen Film daraus machen‘.“ Die Vorbereitungen dazu dauerten schließlich zehn Jahre. Mitterhammer betont allerdings, dass die reale Vorlage bewusst nicht eins zu eins übernommen worden sei: „Wir drehen keine Dokumentation – wir erlauben uns über diese Thema zu improvisieren.“

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Eduard Hamedl und Simon Hatzl

Simon Hatzl als Verhandler: „Habe viel recherchiert“

Und so heißt Eduard Hamedl im Film auch Alfred „Fredi“ Hollerer, gespielt von Simon Hatzl – äußerliche Ähnlichkeiten zwischen den Personen seien laut Mitterhammer „rein zufällig“ und „nicht beabsichtigt“. Sehr wohl gab es zwischen dem Grazer Ex-Polizisten und dem Schauspieler eine enge Zusammenarbeit bei der Vorbereitung auf die Rolle: „Ich habe viel gelesen und recherchiert darüber und hatte das Glück, dass ich den Edi Hamedl kennenlernen durfte. Ich konnte bestimmte Dinge sehr stark für mich nutzen, weil sie mir in der Erfahrung fehlen als Mensch und auch als Schauspieler.“

Film: Taktik

Vor bald 26 Jahren ist es in der Justizanstalt Graz-Karlau zu einer Geiselnahme gekommen. Drei Schwerverbrecher hatten drei Frauen in ihre Gewalt gebracht. Erst nach langen Verhandlungen konnte die Geiselnahme unblutig beendet werden. Der Stoff ist Vorlage für den Kinofilm „Taktik“, der Dienstag Abend in Graz seine Österreich-Premiere hatte.

Die größte Herausforderung als Schauspieler war für Hatzl unter anderem der Textumfang: „Ich musste mich wirklich vier Wochen lang vorbereiten, am Hosenboden sitzen und Text lernen, und den bestimmten Ton auch treffen, damit ich das gegenüber so überzeuge, dass er aufgibt.“

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Simon Hatzl, Marion Mitterhammer, Michael Thomas und Harald Krassnitzer

Krassnitzer in der Rolle des Geiselnehmers

Den Geiselnehmer Aloisius Steindl spielt in „Taktik“ Harald Krassnitzer: „Ich glaube, dass der in sich auch eine gewisse Intelligenz hat, ich will nicht sagen hochintelligent. Dieser Aloisius versucht eben genau die Gratwanderung – eine stille Instanz, die aber mit einer ganz ruhigen Brutalität irgendeine Position erarbeitet hat, die Angst einflößt unter den Insassen, aber sie zumindest hörig macht. Und man spürt die Brüchigkeit zu seinem Leben – dass er ein Leben davor hatte, nach dem er sich sehnt und diese Gratwanderung fand ich spannend an dieser Figur.“ Letztlich lasse der Film aber auch in Abgründe blicken: „Sie (Anm: die Geiselnehmer) zeigen uns, wie schnell Menschen zu Bestien werden und wie schnell etwas zu einer Eskalation geraten kann und dann Abgründe sichtbar werden, die man nie erfahren möchte.“

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Gedreht wurde der Film in Graz.

Hamedl: „Guter Film geworden“

Mitterhammer hofft beim Kinopublikum aber noch weit mehr zu erreichen: „Es wäre fantastisch, wenn wir es schaffen, Menschen zu berühren, zu verstören, auch zu unterhalten – man kann vielleicht sogar das eine oder andere mal lachen, weil es ist so absurd und irre ist. Ich würde gerne zeigen, was es heißt, wenn drei Männer, drei Wahnsinnige, drei Frauen in ihre Gewalt bringen und zu allem bereit sind.“

Eduard Hamedl hat diese Situation selbst hautnah miterlebt und erlebt sie nun auf der Kinoleinwand völlig anders und mit dem nötigen Abstand. Sein Urteil: „Es ist spannend gewisse Dinge wiederzusehen, die in der Wirklichkeit viel härter waren, aber es sind tolle Schauspieler und es ist ein sehr guter Film geworden.“