Die voestalpine plant, große Summen in die Hand zu nehmen, um von kohlebasierten Hochöfen auf die strombetriebene Elektrolichtbogenofentechnologie umzusteigen. Ziel ist dabei die Nutzung von Strom aus erneuerbaren Quellen. Ab Sommer 2022 sollen die dafür nötigen Baufelder freigemacht werden und nötige Umbauarbeiten an den beiden Standorten in Linz und Donawitz beginnen – mehr dazu in Voestalpine stellt Weichen zur Klimaneutralität (23.3.2022).
Neues Testlabor in Donawitz vorgestellt
Am Mittwoch gaben nun voestalpine-Konzernchef Herbert Franz Eibensteiner sowie Vorstand Kainersdorfer, der auch die Metal Engineering Division leitet, nähere Einblicke und stellten außerdem eine neue Testanlage in Donawitz vor: Mit dieser soll im Rahmen des Projekts „SuSteel“ die Stahlherstellung aus Eisenerzen durch das Einschmelzen im Wasserstoffplasma erforscht werden. „Wir arbeiten mit Hochdruck an neuartigen Verfahren, mit denen der Durchbruch zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion an den Standorten Linz und Donawitz gelingen kann“, betonte Eibensteiner.
„Grüne Stahlproduktion“
Um künftig unabhängiger von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Gas und Öl zu sein, setzt die VOEST auf Wasserstoff. Am Standort Donawitz ist heute eine Pilotanlage vorgestellt worden. Mit Hilfe von Strom und Wasserstoff-Plasma soll schon in wenigen Jahren Stahl auf umweltschonende Weise produziert werden.
Wasserdampf statt CO2
Herzstück ist dabei ein Gleichstromelektrolichtbogenofen: Der Anlage werden Wasserstoff und Eisenerz zugeführt, die durch eine Hohlelektrode in die Reaktionszone des Lichtbogens gelangen. In dieser Reaktionszone wird der Wasserstoff zu Plasma ionisiert und das Eisenerz in einem Schritt gleichzeitig geschmolzen und reduziert. Am Ende des Prozesses entweicht nur Wasserdampf, CO2-Emissionen werden laut dem Unternehmen vollständig vermieden. Das Projekt „SuSteel“ wird als COMET-Projekt von K1-MET seitens der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG vorerst bis 2023 gefördert.
Enge Zusammenarbeit mit Montanuni
Eine erste Laboranlage zur Erschmelzung von rund 100 Gramm Eisenerz wurde bereits erfolgreich am Lehrstuhl für Eisen- und Stahlmetallurgie an der Montanuniversität Leoben betrieben. Die ersten Erkenntnisse flossen in das Scale-up des Reaktors ein, dessen Schmelzleistung bei rund 90 Kilogramm liegt. Projektpartner bei diesem weiteren Grundlagenforschungsprojekt sind neben der voestalpine das Metallurgische Kompetenzzentrum K1-MET sowie die Montanuniversität Leoben – mehr dazu in Montanuni forscht an klimafreundlichem Wasserstoff (21.4.2022).
Laut ihrem Plan zur klimaneutralen Stahlherstellung will die voestalpine ab 2027 die bestehende Hochofenroute durch eine Hybrid-Elektrostahlroute teilweise ersetzen. Bis 2050 soll die Verwendung von „grünem Wasserstoff“ im Stahlerzeugungsprozess sukzessive erhöht werden. „Die Voraussetzung für die Verwirklichung dieser revolutionären Vision ist offensichtlich: Grüner Strom und Wasserstoff müssen in ausreichenden Mengen und zu marktkonformen Preisen zur Verfügung stehen“, hielt Eibensteiner dazu fest.