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Ukraine-Krieg

„Buddies“ zur Betreuung von Familien gefragt

Rund tausend Menschen in der Steiermark haben sich seit Beginn des Ukraine-Krieges bereit erklärt, als freiwillige Helfer die Flüchtlingsarbeit zu unterstützen. Besonders gefragt sind „Buddies“, die Familien begleiten.

Rund 6.700 Menschen aus der Ukraine wurden in der Steiermark bisher erfasst. In der Grundversorgung des Landes befinden sich derzeit 5.959 Personen, 70 Prozent davon sind Frauen, 27 Prozent Kinder unter 14 Jahren. Insgesamt wurden mehr als 7.200 freie Quartiersplätze im Flüchtlingsreferat des Landes gemeldet. „Somit sind wir auch auf einen größeren Bedarf gut vorbereitet“, betonte Christopher Pieberl als Vertreter des Krisenstabes in der Sozialabteilung am Mittwoch bei einem Gespräch zur aktuellen Lage der Ukraine-Hilfe in der Steiermark.

Personalbedarf „gut abgedeckt“

Diese humanitäre Leistung wäre nicht möglich, wenn nicht unzählige Ehrenamtliche in verschiedensten Organisationen schon bisher tausende Arbeitsstunden geleistet hätten, hieß es seitens der steirischen Caritas. Laut Christian Taucher habe man mit den Freiwilligen vor allem die Lebensmittelausgaben deutlich erweitern können, aktuell sei der Personalbedarf gut abgedeckt: „Wir sind in einer Phase, in der es gut läuft. Wir hatten auch Bahnhof-Teams für Ankünfte, die wurden aber vorerst nicht gebraucht.“ Generell könne man freiwillige Helfer aber immer brauchen, betont Taucher: „Wir wissen ja nicht, was noch kommt.“

Begleitung in allen Lebenslagen

Konstanze Walter von der Initiative „Steiermark hilft“ berichtete, von Anfang März weg hätten sich innerhalb weniger Wochen rund tausend Menschen gemeldet, die helfen wollten. Derzeit betreue man mehr als 300 Schutzsuchende im Alltag. Es gehe dabei vor allem um die Begleitung von Ukrainern durch sogenannte „Buddies“, aber auch um Starthilfe – etwa bei Wohnungen, SIM-Karten sowie beim Übersetzen und Vernetzen mit dem AMS; dazu kommen noch selbst organisierte Deutschkurse.

Im Sommer arbeite man mit den Kinderfreunden zusammen – für Ferienkurse zum Erlernen von Deutsch und „zum Fuß fassen“, wie Walter berichtete: „Es ist wichtig, jemand zu haben, dem die Menschen zu jeder Zeit schreiben können, per Mail, etwa wenn ein Kind krank geworden ist.“

Ansprechpartner in den Nachtstunden

Andreas Krenn von der Ukraine-Hilfe des Roten Kreuzes berichtete, Freiwillige hätten sich über die Online-Plattform gemeldet, auch über das „Team Österreich“. Es gehe hier vor allem um Ansprechpartner während der Nachtschichten und -stunden. Man helfe Familien unter anderem beim registrieren im Ankunftszentrum in Graz oder bei den dortigen Covid-Testungen. „Es ist immer wieder überraschend, wie sich Menschen immer wieder motivieren, ihren Mitmenschen zu helfen“, sagte Krenn. Denn die meisten Helfer stünden zum Großteil selbst im Beruf, Nachtschichten für Berufstätige seien dann schon sehr anspruchsvoll.

„Es sind sehr persönliche Schicksale, und wir haben im Moment das Glück, dass das Haus nicht überlaufen ist, wir haben Zeit und Mitarbeiter, um mit ihnen zu sprechen und zuzuhören. Es gibt da viele Situationen, in denen dir kein Handbuch hilft“, berichtete Krenn. Man habe Dolmetscher für russisch bzw. ukrainisch, vier am Tag, einen in der Nacht, diese würden von der Caritas gestellt.

Ehrenamtliche: „Geld spenden kann ich immer“

Barbara Renger ist eine „Ehrenamtliche“ im Ankunftszentrum in der Grazer Messe – sie erzählt, was sie zu dieser freiwilligen Arbeit bewogen hat: „Mich haben die ersten Nachrichten und Bilder dazu bewogen, mich zu melden und zu helfen. Unvorstellbar, was die Menschen erdulden mussten – und müssen. Geld spenden kann ich immer, aber hier kann ich direkt helfen.“

Auf die Frage, wie es den geflüchteten Kindern gehe, sagte Renger: „Sehr unterschiedlich, es ist nicht nur der Ortswechsel, sie haben schon viel Traumatisches erlebt, aber Kinder sind offenbar im Verarbeiten zum Glück viel, viel schneller. Das merkt man in der Spielecke, sie blühen schnell wieder auf.“

Sport hilft Jugendlichen

Krenn meinte, der Großteil der Jugendlichen sei sehr gezeichnet, weil sie aus ihren Lebensumständen herausgerissen wurden – ihnen helfe aber Sport, so Konstanze Walter: „Das hilft. Wenn die in einem Team sind, etwa Goalie in einer Mannschaft. Der Sport ist da eine wesentliche Unterstützung“, sagte die Gründerin der Initiative „Steiermark hilft“. Auch kleine Kinder hätten schon verstanden, dass „Streit“ der Grund für ihre Flucht gewesen sei, auch wenn sie nicht verstehen, warum. „Aber an ihren Zeichnungen sehen wir, dass sie wollen, dass das aufhört“, so Krenn.