Wissenschaft

Pflaster zur Temperaturmessung entwickelt

Grazer Forscherinnen und Forscher haben eine neue Methode zur kontinuierlichen Messung der Körpertemperatur entwickelt. Ein Pflaster liefert permanent Daten zur Körpertemperatur.

Die Körpertemperatur liefert Medizinerinnen und Medizinern wichtige Hinweise zum Zustand von Patientinnen und Patienten. Im Gesundheitsbereich gehört die Messung der Körpertemperatur zur täglichen Routine und wird meist vom Pflegepersonal mittels Achsel-Kontaktthermometern oder Infrarotthermometern über das Trommelfell durchgeführt und dokumentiert, was einen nicht unerheblichen Zeitaufwand darstellt. Zudem handelt es sich dabei jeweils um Zeitpunktmessungen, kontinuierliche Temperaturdaten können so nicht erhoben werden.

Vulnerable Gruppen profitieren von neuer Messmethode

Ein Forscherteam der Medizinischen Universität Graz war maßgeblich an der Entwicklung eines Pflasters beteiligt, mit dem eine kontinuierliche Messung der Körpertemperatur möglich ist, um im Fall des Falles rascher reagieren zu können. „Vor allem bei besonders vulnerablen Patienten, wie alten oder immunsupprimierten Patienten, die häufig keinen adäquaten Temperaturanstieg auf das Fieber-definierende Niveau bei Vorhandensein von Infektionskrankheiten zeigen, könnte die kontinuierliche Messung der Temperatur einen großen Benefit bedeuten“, sagten Johannes Boyer und Robert Krause von der klinischen Abteilung für Infektiologie der Medizinischen Universität Graz.

Mit dem in der Steiermark entwickelten Pflaster kann die Körpertemperatur kontinuierlich gemessen werden
Steadysense
Mit dem in der Steiermark entwickelten Pflaster wird die Körpertemperatur gemessen

Das in der Steiermark vom MedTech-Unternehmen SteadySense GmbH entwickelte und mittlerweile zugelassene neue Temperaturmesssystem – SteadyTemp® – kann kontinuierliche Daten zur Körpertemperatur liefern und diese Daten in digitalisierter Form zur Verfügung stellen.

Integrierter Sensor misst Körpertemperatur

Johannes Boyer und Robert Krause waren an der klinischen Prüfung dieses neuen Temperaturmesssystems beteiligt. Die beiden Forscher verglichen diese neue Messmethode mit etablierten Temperaturmessmethoden. Mit den in der Studie gewonnenen Daten wurde das Temperaturmesssystem „SteadyTemp®“ als Medizinprodukt zugelassen. Das „SteadyTemp®-System“ setzt sich aus einem Pflaster-integrierten Temperatursensor und einer App zur Abbildung und Verarbeitung der gesammelten Daten zusammen. Das am Körper aufgebrachte Pflaster mit integriertem Temperatursensor kann mehrere Tage verwendet werden.

Studie bei Intensivpatienten durchgeführt

Die im Sensor gespeicherten Daten werden dann mittels Endgerät, zum Beispiel mittels Smartphone, ausgelesen und stehen in digitalisierter Form zur Verfügung. Da es keine etablierten, vergleichbaren kontinuierlichen nichtinvasiven Methoden zur Temperaturmessung gibt, wurde die Studie auf der Intensivstation durchgeführt, wo eine kontinuierliche Temperaturmessung mittels Blasenkathetersonde zur Routine gehört. Die kontinuierlichen Messwerte der in der Harnblase liegenden Sonden wurden mit den Messungen des neuen „SteadyTemp®“ Messsystems sowie mit der konventionellen Messmethode eines axillären Kontaktthermometers verglichen. „Hier zeigte sich eine gleichwertige Präzision des Pflasters und der etablierten axillären Messung. Gleichzeitig konnte der individuelle Temperaturverlauf mit der kontinuierlichen Temperaturaufzeichnung gut nachvollzogen werden“, so die beiden Forscher.

Optimierter Arbeitsablauf für mehr Sicherheit

Die Corona-Pandemie bedeutete eine enorme Herausforderung für das Gesundheitspersonal. Das Pflegepersonal hatte hierbei besonders große Leistungen zu bewältigen. Durch das einfache Auslesen der Körpertemperatur aus dem „SteadyTemp®-Pflaster“ und die automatische Datenübertragung in die elektronischen Patientendokumentationen, könne das neue Temperaturmesssystem eine enorme Erleichterung für die Patientenbetreuung bringen, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung der Med-Uni Graz. „Weiters kann durch die präzise Zuordnung der Temperaturdaten zum jeweiligen Patienten eine optimale Datenqualität gesichert werden“, sagten die Forscher.